Therapie individuell abstimmen |
Kopfschmerzen, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit: Dies gehört zu den Symptomen einer Migräneattacke. Die Pein kann stunden- und sogar tagelang anhalten. / Foto: Adobe Stock/ArtBackground
Rund 15 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden unter Migräne (1). Die Betroffenen müssen sich nicht nur mit den Schmerzen, sondern auch mit den Auswirkungen der Erkrankung auf Beruf und Privatleben auseinandersetzen (2). In der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen ist Migräne weltweit auf dem ersten Platz aller Erkrankungen, gemessen am Ausmaß der Beeinträchtigung (3).
Die typischen Merkmale und Begleitsymptome eines Migräne-Kopfschmerzes sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Schmerzen werden bereits durch leichte körperliche Anstrengung und Alltagsaktivitäten schlimmer; daher zeigen Migränepatienten während einer Kopfschmerzattacke im Gegensatz zu Patienten mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp typischerweise eine starke Rückzugstendenz (4).
Charakteristik | Beschreibung |
---|---|
Kopfschmerz | mäßig bis schwerstechend, pulsierend, schon bei leichter Belastung an Intensität zunehmend |
Lokalisation | halbseitig, holocephal oder bifrontal betont |
Begleitsymptome | Übelkeit, ErbrechenLärm-, Licht-, GeruchsüberempfindlichkeitNackenschmerzen bei circa 50 Prozent |
Dauer (unbehandelt) | 4 bis 72 Stunden, Schmerzfreiheit zwischen den Attacken |
Vorbotensymptome | Gähnen, Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken |
Trigger | Menstruation, Stress, Stressabfall, Schlafmangel, Auslassen von Mahlzeiten, geringe Trinkmenge, Änderung der normalen Tagesrhythmik |
Aura | meist vor den Kopfschmerzen in Form eines Flimmerskotoms*, gelegentlich auch mit einseitigen Sensibilitäts- oder Sprachstörungenentwickelt sich typischerweise allmählich und hält 5 bis 60 Minuten an10 bis 15 Prozent der Patienten betroffen |
Langzeitverlauf | meist episodisch: weniger als 15 Kopfschmerztage/Monatchronisch (etwa 1 bis 2 Prozent): mindestens 15 Kopfschmerztage/Monat seit mindestens drei Monaten |
Ansprechen auf Triptane | häufig sehr gut, aber für die Diagnose kein obligates Kriterium |
Ein wichtiges Instrument zur Migränediagnose ist der Kopfschmerzkalender. Damit lassen sich Muster erkennen und der individuelle Leidensdruck abschätzen. Die dokumentierte Häufigkeit der Kopfschmerzen hilft bei der Entscheidung, ob eine Attackentherapie ausreicht oder ob zusätzlich eine vorbeugende Therapie (Prophylaxe) eingesetzt werden sollte, und dient anschließend der Kontrolle des Therapieerfolgs (5). Die identifizierten individuellen Triggerfaktoren bieten bereits einen Ansatz für die Prävention (6). Eine korrekte Dokumentation der Schmerzmitteleinnahme schützt zudem vor der Entstehung eines Kopfschmerzes durch Medikamentenübergebrauch (7, 8).
Idealerweise wird der Kopfschmerzkalender bereits einen Monat vor einer Konsultation beziehungsweise dem Therapiebeginn geführt; er sollte aber zu jedem Zeitpunkt empfohlen werden (7). Kein Patient, der regelmäßig an Kopfschmerzen leidet, sollte die Apotheke ohne einen Kopfschmerzkalender oder den Hinweis auf einen möglichen Bezugsort verlassen! Kalender in zwölf verschiedenen Sprachen können zum Beispiel auf der Website der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft in der Rubrik «Für Patienten» heruntergeladen werden. Eine weitere Option sind digitale Kopfschmerztagebücher wie die DMKG-App.