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Migräne

Therapie individuell abstimmen

Analgetika, Triptane, Gepante und CGRP-Antikörper: In die Akuttherapie und Prophylaxe von Migräneattacken ist Bewegung gekommen. Wann welches Medikament hilfreich ist, ist individuell zu entscheiden. Dies gilt auch für Triptane, die teilweise in Selbstmedikation eingesetzt werden.
Colette Andrée
26.06.2022  08:00 Uhr

Mehrere Optionen zur Prophylaxe

Bei hohem Leidensdruck, eingeschränkter Lebensqualität, steigender Zahl der Kopfschmerztage oder bei Gefahr der Entwicklung eines MOH ist eine Prophylaxe indiziert. Die Indikation kann auch von der Anzahl und Schwere der Migräneanfälle abhängig gemacht werden: bei mehr als drei Anfällen im Monat, bei schweren oder lang andauernden Anfällen oder bei lang andauernden oder gehäuften Auren. Die Unverträglichkeit von Akuttherapeutika ist ein weiterer Grund, ebenso der Patientenwunsch nach einer Vorbeugung (2, 7, 24).

Die Migräneprophylaxe kann die Belastung der Patienten deutlich reduzieren (2). Letztlich ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität im Alltag der entscheidende Parameter zur Indikationsstellung, dies setzt das differenzierte Gespräch mit dem Patienten voraus.

Zu den nicht medikamentösen Möglichkeiten gehören (5):

  • ­ aerobes Ausdauertraining, zum Beispiel dreimal wöchentlich 45 Minuten mit Pulsziel 120 bis 140/min,
  • Verhaltens- und psychotherapeutische Maßnahmen, Lebensstilveränderungen (Bewegung, regelmäßiger Tagesablauf),
  • Entspannungstherapien, zum Beispiel Muskelrelaxation nach Jacobsen,
  • Biofeedback,
  • Akupunktur,
  • nicht invasive Neurostimulation (externer Trigeminusstimulator); die Evidenz für die Wirksamkeit bei Migräne wächst und das Nebenwirkungsprofil ist günstig (7).

Die zur medikamentösen Prophylaxe eingesetzten Wirkstoffklassen sind in Tabelle 3 dargestellt (5). Bis auf die neue Klasse der CGRP- und CGRP-Rezeptor-Antikörper wurden alle Wirkstoffe ursprünglich für eine andere Indikation entwickelt. Das Problem dieser Prophylaktika sind die UAW und die häufig niedrige Compliance (25).

Wirkstoff Tagesdosis (mg)
Antidepressiva
Amitriptylin 50 bis 75
Opipramol* 50 bis 150
Antikonvulsiva
Topiramat 25 bis 100
Betablocker und blutdrucksenkende Medikamente
Metoprolol 50 bis 200
Propranolol 40 bis 240
Candesartan* (off Label) 8 bis 16
Lisinopril* (off Label) 20
CGRP-Antikörper (zur Injektion)
Erenumab 70 oder 140 subkutan alle vier Wochen
Eptinezumab 100 oder 300 intravenös alle drei Monate
Fremanezumab 225 monatlich oder dreimal 225 subkutan alle drei Monate
Galcanezumab initial zweimal 120 (am selben Tag) subkutan, dann 120 monatlich
Calciumantagonisten
Flunarizin 5 bis 10 an jedem 2. Tag nach Eintritt der Wirkung (Fachinformation)
Weitere Stoffe
Magnesium* zweimal 300
Coenzym Q10* dreimal 100
Riboflavin* (Vitamin B2) zweimal 200
Onabotulinumtoxin A (wenn zwei Prophylaxen nicht wirksam waren) 155 oder 195 E i.m.
Tabelle 3: Medikamentöse Prophylaxe der Migräne (5); *) geringe Evidenz

Am besten belegt ist die Wirkung der Betablocker Metoprolol und Propranolol, des Calciumantagonisten Flunarizin, des Antikonvulsivums Topiramat und des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin. Bei chronischer Migräne mit oder ohne Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln sind Topiramat und Onabotulinumtoxin A wirksam (5). Bei der Prophylaxe mit Topiramat ist auf Interaktionen mit hormonellen Kontrazeptiva zu achten. Topiramat ist teratogen und darf nur unter sicherer Antikonzeption verabreicht werden (5, 7). Im Allgemeinen sollte kritisch diskutiert werden, ob das Antiepileptikum für Frauen mit Kinderwunsch geeignet ist.

Für die medikamentöse Prophylaxe wird folgendes Vorgehen empfohlen (2):

  • vorzugsweise Wirkstoffe mit einer guten Evidenz in dieser Indikation verwenden,
  • bei der Auswahl des Medikaments die Nebenwirkungen, Lebensumstände und Therapieakzeptanz der Patienten bedenken,
  • ausführliche Kommunikation des zu erwartenden Therapieerfolgs und möglicher UAW,
  • mit niedriger Dosis starten und über mehrere Wochen schrittweise zur therapeutisch wirksamen Dosis auftitrieren,
  • Behandlung mindestens acht bis zwölf Wochen fortsetzen, um die Wirkung zu beurteilen,
  • bei Ansprechen wird die Prophylaxe mindestens sechs bis neun Monate fortgesetzt,
  • bei Therapieerfolg schrittweise Dosisreduktion nach sechs bis zwölf Monaten erwägen.
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