Neue Einsatzgebiete in der Psychiatrie |
Psilocybin ist der psychoaktive Wirkstoff in magischen Pilzen (Gattung Psilocybe, über 180 Arten bekannt). Sein Einsatz bei Depressionen hat in den letzten Jahren eine wachsende wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. In Australien ist Psilocybin für die Behandlung einer therapieresistenten Depression zugelassen. Ein Fertigpräparat existiert nicht; Apotheken müssen entsprechende Kapseln herstellen.
Psilocybin wird oft in psychedelischen Therapien in einer kontrollierten Umgebung unter sorgfältiger Aufsicht von geschulten Fachleuten eingesetzt. Diese Therapie zielt darauf ab, traumatische Erinnerungen und tiefsitzende Emotionen zu bearbeiten.
Hauptwirkstoff in sogenannten magischen Pilzen ist Psilocybin, das die Neuroplastizität des Gehirns massiv steigert. / Foto: Imago/Cover-Images
Es kann die Neuroplastizität des Gehirns bereits bei Einmalgabe erhöhen; dies kann dazu beitragen, festgefahrene Denkmuster und negative Gedankenmuster bei Menschen mit Depressionen zu durchbrechen. Eine der bemerkenswerten Wirkungen von Psilocybin ist die vorübergehende Auflösung des Egos; dies kann es den Patienten ermöglichen, ihre Probleme und Ängste aus einer objektiveren Perspektive zu betrachten.
Im Gegensatz zu vielen Antidepressiva kann Psilocybin 25 mg die depressiven Symptome rasch lindern, manchmal bereits nach einer einzigen Sitzung. Die Wirkung kann über Wochen oder Monate anhalten. Die synaptische Dichte nimmt schon nach der ersten Gabe deutlich zu. Aber nicht jeder Mensch ist für diese Therapie geeignet. Wichtige Kontraindikationen sind Psychosen, Manien, Abhängigkeitserkrankungen und eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung in der Vorgeschichte.
In Deutschland wird Psilocybin aktuell zur Behandlung therapieresistenter Depressionen beforscht. Multizentrische Studienergebnisse zeigen, dass selbst eine Einmalgabe einen lang anhaltenden antidepressiven Effekt erzielen kann. In den USA laufen Phase-III-Studien. Die FDA hat ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in Aussicht gestellt, da Psilocybin als »breakthrough«-Arzneimittel bei therapieresistenter Depression eingestuft wurde.