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Psychoaktive Stoffe

Neue Einsatzgebiete in der Psychiatrie

Psychoaktive Substanzen wie Psilocybin, MDMA und (Es-)Ketamin können Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen helfen. Es gibt bereits erste Zulassungen – mit hohen Auflagen. Die sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen stellen jedoch immer ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
03.03.2024  08:00 Uhr

Wie wirkt die psycholytische Therapie?

Während einer psycholytischen Sitzung werden die Klienten unter ärztlicher Aufsicht dazu ermutigt, in ihre inneren Gedanken- und Gefühlswelten einzutauchen, während die psychoaktive Substanz ihre Wahrnehmung und ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion erweitert. Dies kann dazu beitragen, tief verwurzelte psychische Probleme wie Traumata, Ängste oder Depressionen zu bearbeiten und das emotionale Wohlbefinden der Patienten positiv zu beeinflussen. Unerlässlich sind eine einfühlsame therapeutische Beziehung und eine sichere Umgebung. Gerade bei PTBS wurden Versuche mit MDMA und Ketamin unternommen; Antidepressiva wirken hier nur mit sehr geringer Effektstärke (1).

Die psycholytische Therapie kann als Ergänzung zu herkömmlichen psychotherapeutischen Ansätzen gesehen werden und zeigt vielversprechende Ergebnisse bei verschiedenen Erkrankungen.

In der Episode-Studie, an der auch deutsche Studienzentren teilnehmen, werden – nach einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase mit regelmäßigen psychotherapeutischen Gesprächen und Psychoedukation – zwei sechsstündige Psilocybin-Sitzungen im Abstand von sechs Wochen angeboten. Die Probanden erhalten dabei 5 oder 25 mg Psilocybin. Nach sechs und zwölf Monaten erfolgen Nachuntersuchungen. Eine andere Studie untersuchte die Wirkung einer Einmalgabe von 25 mg, 10 mg oder 1 mg (4). Auch hier gab es eine mehrwöchige Vorbereitungs- und eine Nachbereitungsphase mit spezifischen psychotherapeutischen Sitzungen.

Langzeiteffekte dieser Therapien sind noch völlig unbekannt. In den vorliegenden Studien sieht man ein Nachlassen der Wirkung nach etwa zwölf Wochen (4). Umso mehr sind aktuell noch Zurückhaltung und Vorsicht geboten.

Die Anwendung von psychoaktiven Substanzen darf nur unter strenger ärztlicher Aufsicht und in einem legalen ethischen Rahmen erfolgen. Therapeuten müssen eine spezielle Schulung absolviert haben. Das ist sehr ressourcenaufwendig. Bei der Bewertung von Studiendaten darf diskutiert werden, wie groß der Effekt wäre, wenn ein Patient acht Stunden Zuwendung durch einen Psychotherapeuten (ohne psychoaktive Substanz) erhalten würde. Aktuell sind in Deutschland in psychiatrischen Kliniken nur 50 Minuten Psychotherapie pro Woche vorgesehen.

Die Studienergebnisse mit insgesamt noch wenigen Probanden unterliegen vermutlich einem erheblichen Bias, da sich nur ein bestimmtes Klientel für den Einsatz von psychedelischen Substanzen im Rahmen von Studien zur Verfügung stellt. Eine Verblindung ist aufgrund der psychedelischen Wirkung schwer möglich. Auch die eingesetzten Messinstrumente wie der MADRS- oder HamD-Score zielen durch die dort gestellten Fragen (Beispiel: »Hat sich der Schlaf in der letzten Woche verbessert?«) eigentlich auf langsame antidepressive Effekte ab; sie sind also für so schnell einsetzende Effekte ungeeignet. Studienergebnisse sind daher mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren.

Von Selbstversuchen mit psychoaktiven Substanzen ohne therapeutische Begleitung ist dringend abzuraten. Die Studien belegen die Wirkung nur bei therapeutischer Intervention während des bewusstseinserweiterten Zustands. Nach der Einnahme kann es zu plötzlichen Suizidgedanken oder psychotischen Zuständen kommen, sodass auch deswegen ein besonderes Setting erforderlich ist.

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