Harmloser Infekt oder Wolf im Schafspelz? |
Keuchhusten wird durch Bordetella pertussis verursacht, ein Bakterium, das eine Vielzahl von Toxinen bildet. Säuglinge sind besonders gefährdet. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, die Inkubationszeit beträgt neun bis zehn Tage. Bei nicht geimpften Personen verläuft die Erkrankung in drei Stadien:
Säuglinge und ältere Menschen haben das höchste Risiko für schwere Komplikationen wie Atemstillstand, Pneumonien, Otitis media oder Sinusitis. Die Schutzimpfung erfolgt mit azellulärer Pertussis-Vakzine, in der Regel in Kombinationsimpfstoffen (Tabelle 2).
Der Erreger wird mittels PCR-Test nachgewiesen. Die antibiotische Therapie sollte so früh wie möglich beginnen, idealerweise in den ersten beiden Wochen ab Beginn des Hustens. Mittel der Wahl sind die Makrolide Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin. Die Immunität nach Erkrankung oder Impfung ist mäßig. Mit Keuchhusten kann man sich mehrfach infizieren, allerdings ist der Krankheitsverlauf dann deutlich milder. Wegen der besonderen Gefährdung der Säuglinge empfiehlt die STIKO seit März 2020 schwangeren Frauen die Pertussis-Impfung zu Beginn des dritten Trimenons.
Erkrankung | Erreger | Infektionsweg | Behandlung | Impfkalender des RKI* |
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Scharlach | β-hämolysierende Streptokokken (Streptococcus pyogenes) | Tröpfchen und Kontakt | Antibiotika: 1. Wahl Penicillin, 2. Wahl Cephalosporine | keine Impfung |
Keuchhusten | Bordetella pertussis | Tröpfchen | Makrolidantibiotika wie Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin | Grundimmunisierung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten, Auffrischungen in Kombination mit Tetanus und Diphtherie im Alter von 5 bis 6 und 9 bis 16 Jahren, eine Auffrischung ab dem 18. Lebensjahr bei der nächstfälligen TD-Auffrischung |
Diphtherie | Corynebacterium diphtheriae | Tröpfchen und Kontakt | Penicillin, Makrolidantibiotika wie Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin | Grundimmunisierung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten, Auffrischungen in Kombination mit Tetanus im Alter von 5 bis 6 und 9 bis 16 Jahren, im Erwachsenenalter alle 10 Jahre |
*) Robert-Koch-Institut, Impfkalender (Standardimpfungen) für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, 2020/2021. Epidem. Bulletin 34/2020.
Die STIKO empfiehlt die Keuchhusten-Impfung neuerdings in jeder Schwangerschaft. / Foto: Shutterstock/Image Point Fr
Nicht zu verwechseln ist Keuchhusten mit Pseudokrupp (Krupphusten, subglottische stenosierende Laryngitis), einer durch Viren (Respiratory-syncytial-, Adeno- oder Parainfluenzaviren) ausgelösten Kehlkopfentzündung. Dabei schwellen die Schleimhäute der Luftwege an. Typische Symptome, besonders in der Nacht, sind trockener bellender Husten, pfeifende Geräusche beim Einatmen (Stridor) und leichtes Fieber. Für die Eltern gilt es, Ruhe zu bewahren. Frische kalte Luft lindert die Beschwerden.
Zur Differenzialdiagnose (Diphtherie) oder bei ausbleibender Besserung muss der Arzt oder die Klinik aufgesucht werden. Der Arzt verordnet Corticoid-haltige Zäpfchen zur Abschwellung der Schleimhaut.