Harmloser Infekt oder Wolf im Schafspelz? |
Die typischen »Kinderkrankheiten« sind keine Bagatellen. Die Kinder leiden sehr unter den Infektionen. / Foto: Adobe Stock/S.Kobold
Keime werden auf verschiedenen Wegen übertragen und sind unterschiedlich infektiös. So gelangen beispielsweise die Erreger von Windpocken, Masern oder grippalen Infekten durch Husten, Niesen oder Sprechen in die Atemluft und werden via Tröpfcheninfektion übertragen. Bei einer Schmierinfektion, zum Beispiel mit Noro- oder Rotaviren, haftet der Erreger an Handflächen oder Gegenständen und wird durch die Berührung auf andere Menschen übertragen. Diese Viren können auch an Lebensmitteln haften; manche Bakterien bilden darin Toxine. Zur Infektion kommt es durch den Verzehr des kontaminierten Produkts.
Gegen viele »Kinderkrankheiten« kann heute effizient geimpft werden. Allerdings befürchten manche Eltern, ihre Kleinen mit Impfungen zu überfordern oder ihnen damit zu schaden. Das Apothekenpersonal sollte sie sachlich über die Sinnhaftigkeit und potenziellen Nebenwirkungen von Impfungen, aber auch über die Risiken der impfpräventablen Infektionskrankheiten aufklären. Dieser Titelbeitrag gibt einen Überblick über einige systemische Infektionskrankheiten im Baby- und Kleinkindalter, deren Behandlung und mögliche Impfprophylaxe.
Grundsätzlich zu unterscheiden sind viral bedingte Erkrankungen wie Masern, Mumps und Röteln von bakteriell ausgelösten Infektionen wie Scharlach, Keuchhusten und Diphtherie. Zunächst zu den Viren.
Das Dreitagefieber (Exanthema subitum, Roseola infantum) betrifft überwiegend Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren und wird vom humanen Herpesvirus Typ 6 (HHV-6) ausgelöst. Die hoch ansteckende Erkrankung wird per Tröpfcheninfektion übertragen und führt zu lebenslanger Immunität.
Nach der Inkubationszeit von etwa 7 bis 15 Tagen setzt meist hohes Fieber (39,5 bis 40,5 °C) ein, begleitet in seltenen, entsprechend disponierten Fällen von einem Fieberkrampf. Erkältungssymptome, Durchfall oder Erbrechen sind Begleitsymptome. Charakteristisch ist der plötzliche Fieberabfall nach drei bis vier Tagen, gefolgt von einem ein bis zwei Tage dauernden, meist beschwerdefreien Ausschlag mit kleinen roten Flecken am ganzen Körper. Die Ansteckungsgefahr ist jetzt vorbei.
Das Dreitagefieber ist an sich eine harmlose Erkrankung. Hohes Fieber führt jedoch zu starkem Flüssigkeitsverlust, der ausgeglichen werden muss. Vor allem bei Kindern, die mit Fieberkrämpfen reagieren, ist eine frühzeitige Fiebersenkung sinnvoll. Das Apothekenpersonal sollte die richtige Dosierung der Antipyretika und die richtige Applikation von Fieberzäpfchen (Kasten) erklären. Es gibt keine Schutzimpfung.
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Die Bildung von Abwehrstoffen im Körper läuft bei erhöhter Temperatur effektiver ab. Daher ist Fieber (Körpertemperatur ab 38,2 °C) grundsätzlich sinnvoll und sollte nicht in jedem Fall gesenkt werden.
Säuglinge unter drei Monaten sollten bei Fieber immer einem Kinderarzt vorgestellt werden. Kleinkinder sollten zum Arzt bei mehr als einem Tag Fieber oder bei Auffälligkeiten wie Schmerzen oder Krämpfen. 3 Prozent aller Kleinkinder (sechs Monate bis fünf Jahre) erleiden einen Fieberkrampf über einige Sekunden bis maximal 15 Minuten. Das Kind ist kurzzeitig nicht ansprechbar, zuckt und hat blaue Lippen. Die Eltern sollten Ruhe bewahren und beim erstmaligen Auftreten oder bei einer Krampfdauer von mehr als fünf Minuten den Kinder- oder Notarzt hinzuziehen.
Bei Temperaturen über 39 °C, mehr als zwei Tage andauerndem Fieber, schlechtem Allgemeinzustand oder Risiko eines Fieberkrampfes sollte das Kind mit (ärztlich verordneten) Antipyretika behandelt werden. Dazu eignen sich Paracetamol (für Kinder bis zwölf Jahren: dreimal täglich 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht/Einzeldosis, maximal 60 mg/kg KG als Tagesdosis) und Ibuprofen (Kinder ab drei Monaten, 7 bis 9 kg: ein- bis dreimal täglich 7 bis 10 mg/kg KG/Einzeldosis, maximal 30 mg/kg KG als Tagesdosis). Ibuprofen und Paracetamol nicht im Wechsel geben: Der Nutzen ist nicht ausreichend erwiesen, aber das Nebenwirkungsrisiko erhöht.
Hinweise zur Verabreichung von Fieberzäpfchen: