Harmloser Infekt oder Wolf im Schafspelz? |
Scharlach wird durch β-hämolysierende Streptokokken verursacht, die über Tröpfchen – also Niesen, Husten oder Speichel – sowie auch über verunreinigte Gegenstände übertragen werden und Toxine bilden.
Nach einer Inkubationszeit von einem bis drei Tagen beginnt die Erkrankung mit Fieber, Erbrechen und einer Rachenentzündung (Pharyngitis). Nach einem bis vier Tagen folgt ein charakteristisches Exanthem mit stecknadelkopfgroßen, roten, leicht erhabenen Flecken. Die Zunge ist glänzend rot (Himbeerzunge), das Gesicht bis auf den Nase-Kinn-Bereich gerötet (Milchbart). Das Exanthem verschwindet nach drei bis fünf Tagen. Ab der zweiten Krankheitswoche schuppt sich die Haut am ganzen Körper.
Die Infektion ist vom ersten Tag an bis zur Behandlung mit Antibiotika ansteckend. Erste Wahl sind zehn Tage Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin oder – bei Penicillin-Allergie – Makrolidantibiotika wie Erythromycin. Als zweite Wahl gilt die Fünf-Tage-Therapie mit einem Cephalosporin. Das Apothekenpersonal sollte darauf hinweisen, dass die Behandlung über zehn beziehungsweise fünf Tage erfolgen muss, auch wenn sich die Symptomatik bereits nach kurzer Zeit deutlich bessert.
Lokalanästhetika und Adstringenzien lindern Läsionen der Mundschleimhaut. Schwere Komplikationen mit akutem rheumatischen Fieber sowie Entzündungen an Herz, Nieren oder Gelenken sind möglich.
Aufgrund der Vielfalt der auslösenden A-Streptokokken richtet sich die Immunität nur gegen das bei einer durchgemachten Infektion vorherrschende Toxin. Daher kann man sich mehrfach mit Scharlach infizieren. Eine Impfung ist nicht möglich.
Für Säuglinge und Kleinkinder werden häufig Antibiotika-Trockensäfte verordnet. Da die richtige Zubereitung die Dosiergenauigkeit bestimmt, sollte das Apothekenpersonal den Saft in der Apotheke herstellen oder die Zubereitung genau erklären:
Schmeckt oder riecht die Medizin nicht gut, verweigern kleine Kinder die Einnahme. Das Apothekenpersonal kann bei bekannten Empfindlichkeiten pharmazeutische Bedenken geltend machen. Es sollte Dosierspritzen mitgeben, denn diese erhöhen die Dosiergenauigkeit und erleichtern die genaue Entnahme eines bestimmten Volumens unabhängig von der Konsistenz des Saftes. Die Applikation in die Wangentasche verringert die Berührung mit den Geschmacksknospen.