Harmloser Infekt oder Wolf im Schafspelz? |
Mumps (Ziegenpeter, Bauernwetzel, Wochentölpel, Parotitis epidemica) wird verursacht durch das Mumpsvirus, ein behülltes einzelsträngiges Negativstrang-RNA-Virus aus der Familie der Paramyxoviridae (Tabelle 1). Es ist eine ansteckende Kinderkrankheit (Tröpfcheninfektion), die zu lebenslanger Immunität führt.
Nach der Inkubationszeit von 12 bis 25 Tagen kommt es zu Allgemeinsymptomen wie Übelkeit, Fieber, Hals- und Ohrenschmerzen. Hauptsymptom ist die meist einseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Hamsterbacke). Jede Bewegung des Mundes führt zu starken Schmerzen. Ansteckungsgefahr besteht jeweils eine Woche vor und nach der Schwellung.
Virusbedingte Komplikationen sind vor allem die Hirnhautentzündung (Mumps-Meningitis) und die Schädigung des Hörnervs mit ein- oder beidseitiger Ertaubung. Bei Jungen kann es zur Hodenentzündung (Orchitis) und damit verbundenem Risiko der Unfruchtbarkeit kommen, bei Mädchen zur Eierstockentzündung. Die Viruserkrankung wird symptomatisch mit Analgetika und Antipyretika behandelt, Corticoide sind bei Komplikationen indiziert.
Die einzig wirksame Vorbeugung der meldepflichtigen Erkrankung ist die Schutzimpfung mit zwei Einheiten im Abstand von drei Monaten (MMR oder MMRV).
Röteln sind eine hoch ansteckende Infektionserkrankung, die durch das Rötelnvirus, ein genetisch stabiles RNA-Virus aus der Familie der Togaviridae, hervorgerufen und vorwiegend über Tröpfcheninfektion verbreitet wird. Nach einer Inkubationszeit von 14 bis 21 Tagen zeigen sich zunächst allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, schmerzhaft geschwollene Lymphknoten und vergrößerte Milz, gefolgt von einem drei bis vier Tage anhaltenden Masern-ähnlichen Hautausschlag, der leicht mit anderen Exanthemen verwechselt werden kann. Jeweils eine Woche vor und nach diesen Hautzeichen besteht hohe Ansteckungsgefahr.
Der Krankheitsverlauf kann sehr unterschiedlich sein, manche Infizierte zeigen keinerlei Symptome. Die Behandlung erfolgt mit Analgetika oder Antipyretika. Gelenkentzündungen, Bronchitis, Myo- und Perikarditis oder Otitis media sind mögliche Komplikationen.
Die Röteln-Infektion während einer Schwangerschaft ist gefürchtet, da es zu Fehlbildungen des Embryos kommen kann. Daher sollten Mädchen spätestens mit Erreichen des Fortpflanzungsalters geimpft sein. Die zweimalige Impfung im Abstand von drei Monaten (MMR oder MMRV) schützt und erfolgt normalerweise bei beiden Geschlechtern schon im Kleinkindalter (Tabelle 1).
Foto: Adobe Stock/WavebreakmediaMicro
Eine schwangere Kundin berichtet in der Apotheke, dass im Kindergarten ihrer dreijährigen Tochter mehrere Kinder mit Ringelröteln infiziert seien. »Das ist doch dasselbe wie Röteln, dagegen bin ich zum Glück geimpft.«
Das Apothekenpersonal klärt auf: Ringelröteln und Röteln werden durch unterschiedliche Viren verursacht. Nach einer Inkubationszeit von 4 bis 18 Tagen zeigt sich ein schmetterlingsförmiger Ausschlag auf beiden Wangen, der sich mit einem girlandenförmigen Muster auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Hinzu kommen Erkältungssymptome, Fieber, Gelenkschmerzen oder Übelkeit.
Häufig verläuft die Infektion auch unbemerkt. Die Therapie erfolgt symptomatisch mit Antipyretika. Der Ausschlag kann mitunter Monate oder Wochen anhalten und kaum verheilt durch Sonne oder Stress wieder provoziert werden. Da es gegen Ringelröteln keine Impfung gibt, schützen nur die Antikörper nach einer Erkrankung.
Gefährdet sind vor allem schwangere Frauen bis einschließlich der 20. Schwangerschaftswoche. Werden die Viren auf den Embryo übertragen, können Schäden bei der Blutbildung auftreten, die zur Fehlgeburt führen können. Die Mitarbeiter der Apotheke empfehlen der Kundin daher, mit dem Frauenarzt Kontakt aufzunehmen und das Kind erst einmal nicht in den Kindergarten zu schicken. Da die Ansteckungsgefahr durch Tröpfcheninfektion schon vor den ersten Krankheitszeichen besteht, kann sich die Kundin nur durch konsequente Hygienemaßnahmen schützen.