Harmlos, aber sehr belastend |
Professor Dr. Markus Böhm / Foto: privat
Die Hautbereiche mit Vitiligo sind empfindlicher gegenüber Lichtschäden, da die Pigmentzellen nicht mehr aktiv oder bereits abgestorben sind und somit der UV-Schutz durch Melanin fehlt. Welche Tipps das Apothekenpersonal den Patienten zu Sonnenschutz und dem Umgang mit der Erkrankung geben kann, erläutert der Leitlinienkoordinator Professor Dr. Markus Böhm vom Universitätsklinikum Münster im Gespräch mit der PZ.
PZ: Was sollte das Apothekenpersonal Kunden mit weißen Hautflecken raten?
Böhm: Um eine Reaktivierung der Pigmentzellen zu erreichen, ist es sehr wichtig, die Behandlung der Vitiligo möglichst frühzeitig zu beginnen – bevor alle Pigmentzellen abgestorben sind. Daher sollte man den Betroffenen raten, die Flecken umgehend abklären und behandeln zu lassen, nicht nur um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, sondern auch, um mögliche Begleiterkrankungen zu erkennen.
PZ: Worauf ist bei der Wahl von Sonnenschutz-Produkten und Kosmetika zu achten?
Böhm: Generell sollten die Produkte möglichst keine Substanzen enthalten, die prooxidativ wirken, da diese den ohnehin erhöhten oxidativen Stress in der Haut von Vitiligo-Patienten zusätzlich verstärken können. So ist beispielsweise von Selbstbräunern bekannt, dass sie auch prooxidative Wirkungen mit Sonnenlicht haben können. Ein Sonnenschutz für die betroffenen Hautareale ist ratsam. Mit dem vollständigen Lichtschutz sollte man es aber nicht übertreiben, denn häufig stellen wir bei Patienten mit Vitiligo einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel fest.
PZ: Sind Tätowierungen geeignet, einzelne Herde abzudecken?
Böhm: Tätowierungen stellen tatsächlich eine Möglichkeit dar, die Flecken zu verbergen. Das kommt beispielsweise für Patienten infrage, bei denen die Reservoirs an Pigmentzellen vollständig aufgebraucht sind und die daher auf keine Therapie mehr ansprechen. Allerdings können die verwendeten Farbstoffe in manchen Fällen auch Entzündungen der Haut und Infektionen hervorrufen.
Zudem lassen sich an tätowierten Stellen womöglich zukünftige Therapien nicht mehr anwenden. Derzeit besteht beispielsweise auch die Idee, dass man Melanozyten eines Tages mittels Stammzelltransplantation ersetzen könnte.
Marion Hofmann-Aßmus absolvierte eine Ausbildung als veterinärmedizinisch-technische Assistentin (VMTA) und studierte anschließend Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Promoviert wurde sie 1999 mit einer Arbeit zu molekularer Kardiologie an der Chemischen Fakultät der LMU München. Seither ist sie freiberuflich in verschiedenen Redaktionen und als Fachjournalistin tätig.