Neue Indikationen für JAK-Inhibitoren in Sicht |
Brigitte M. Gensthaler |
01.02.2022 12:30 Uhr |
Bei kreisrundem Haarausfall könnten künftig JAK-Inhibitoren zum Einsatz kommen. / Foto: Adobe Stock/ Tomy
Etliche entzündliche Dermatosen gehen mit der Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine einher, die ihre Wirkung über den intrazellulären JAK-STAT-Mechanismus entfalten. Hier bieten Januskinase-(JAK-)Inhibitoren einen vielversprechenden zielgerichteten therapeutischen Ansatz. Wirkstoffe wie Baricitinib, Upadacitinib und Abrocitinib sind bereits zugelassen für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis; Tofacitinib bei Psoriasisarthritis. Systemisch oder topisch applizierte JAK-Inhibitoren seien auch bei Hauterkrankungen wie Alopecia areata und Vitiligo erfolgreich, schreibt ein Team um den Leipziger Dermatologen Dr. Benjamin Klein in der Fachzeitschrift der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
Alopecia areata und Vitiligo gehören zu den T-Zell-vermittelten Krankheiten der Haarfollikel beziehungsweise Melanozyten; hier wurden IFN-γ und IL-15 als pathogenetisch bedeutsame Zytokine identifiziert. In einer Metaanalyse von 30 kleinen Studien mit JAK-Hemmern bei Alopecia areata hätten 72 Prozent der Patienten angesprochen, davon rund 45 Prozent gut (50 bis 100 Prozent Nachwachsen der Haare) und 21 Prozent partiell (bis zu 50 Prozent Nachwachsen der Haare), so die Dermatologen. Dabei sei das Ansprechen bei oraler Gabe von Baricitinib, Tofacitinib und Ruxolitinib vierfach besser gewesen als bei topischer Anwendung.
In einer randomisierten Phase-IIa-Studie wurde die Wirksamkeit der JAK-Hemmer Ritlecitinib und Brepocitinib gegenüber Placebo über 24 Wochen bei 142 Patienten mit Alopecia areata untersucht. Alle hatten zu Beginn einen über 50-prozentigen Haarausfall auf dem Kopf. Eine 30-prozentige Verbesserung im SALT-Score (Severity of Alopecia Tool) erreichten 50 Prozent der Patienten unter Ritlecitinib, 64 Prozent unter Brepocitinib und 2 Prozent unter Placebo. Zwei Patienten erlitten unter Brepocitinib jedoch eine Rhabdomyolyse.
Bei der Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) konnte topisch appliziertes Ruxolitinib bei circa 50 Prozent der Patienten eine Repigmentierung von Vitiligo-Läsionen gegenüber 3 Prozent unter Placebo bewirken, gemessen als Verbesserung um 50 Prozent im fazialen Vitiligo Area Scoring Index. »Damit werden voraussichtlich zukünftig auch für die Vitiligo neue topische Therapieoptionen verfügbar sein«, schreibt das Team um Klein. Diese könnten bei zahlreichen dermatologischen Krankheiten eine Alternative zu Glucocorticoiden bieten.