Es kommt auf die Indikation an |
Grundsätzlich erfolgt die medikamentöse Therapie eines Delirs zeitlich limitiert und symptomorientiert. Präparate zur Behandlung des hyperaktiven Delirs und des Alkoholentzugsdelirs sollten sedieren, ohne die vitalen Schutzreflexe zu beeinträchtigen (bei psychomotorischer Unruhe), die vegetativen Symptome, Delir und Verwirrtheitszustände behandeln, antipsychotisch und nicht prokonvulsiv wirksam sein und möglichst wenig wesentliche Nebenwirkungen auslösen. Da keine Einzelsubstanz alle Anforderungen erfüllt, sind Kombinationstherapien möglich und sinnvoll.
Der Leitsatz, der bei Delir immer gilt: keine anticholinergen Substanzen! Die S1-Leitlinie »Delir und Verwirrtheitszustände inklusive Alkoholentzugsdelir« (Stand Dezember 2020) empfiehlt explizit den Verzicht auf Promethazin und Levomepromazin, die stark anticholinerg sind. Haloperidol und Ziprasidon verkürzen ein Delir nicht (25). Man sollte daher auf Pipamperon, Melperon oder Risperidon zurückgreifen (Tabelle 3). Die antipsychotische Potenz von Melperon und Pipamperon ist schwächer als die sedative Komponente, bei Risperidon ist es umgekehrt. Daher ist Risperidon bei lebhaften Halluzinationen zu bevorzugen. Alle drei Stoffe haben keine anticholinerge Wirkung und sind daher gut geeignet (26).
Medikament | Halbwertszeit (Stunden) | tägliche Dosis |
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Melperon | 4 bis 6 | bis zu 3 x 25 bis 50 mg |
Pipamperon | bis 17 | 1 bis 2 x 10 bis 40 mg |
Risperidon | 4 bis 24 | 1 bis 3 x 0,25 bis 1 mg |
bei Patienten mit Morbus Parkinson und bei lebhaften Halluzinationen | ||
Quetiapin | 7 bis 12 | 1 bis 3 x 12,5 bis 75 mg unretardiert oder 1 x 50 bis 100 mg retardiert |
Clozapin | 10 bis 24 | Testdosis 6,25 bis 12,5 mg, Tagesdosis 25 bis 50 mg. Cave: Agranulozytose-Gefahr, engmaschige Blutbildkontrollen erforderlich. Starke anticholinerge Effekte, prokonvulsiv |
Bei Patienten mit Morbus Parkinson und atypischen Parkinson-Syndromen kommen Clozapin und Quetiapin (off Label) in Betracht, da diese eine geringere Affinität zum Dopaminrezeptor und somit ein deutlich geringes Risiko für extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen haben. Da eine stark anticholinerge Wirkung zu erwarten ist, sollten sehr niedrige Dosierungen eingesetzt werden, um ein Delir nicht zu verstärken.
► Alte Menschen sind besonders gefährdet, ein Delir zu entwickeln. Dies kann lebensbedrohlich sein. Oft sind anticholinerg wirksame Medikamente die Auslöser. Antipsychotika wie Melperon, Pipamperon und Risperidon werden zeitlich begrenzt zur Behandlung eingesetzt.