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Antipsychotika im Alter

Es kommt auf die Indikation an

Klassische Indikation Schizophrenie

Insgesamt 0,1 bis 1 Prozent der Menschen über 65 Jahren leiden an einer schizophrenen Spektrumserkrankung. Lange wurde diskutiert, ob AP hier zur Übersterblichkeit beitragen könnten. Heute zeigen Studien, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Bei Behandlung der Schizophrenie mit Antipsychotika sinkt die Mortalität deutlich (1). Dies galt insbesondere für Depotpräparate, unter denen die Mortalität am geringsten war.

Bei 80 Prozent der Menschen mit unbehandelter Schizophrenie kommt es durch somatische Komorbiditäten zur Übersterblichkeit. Durch die Mortalitätssenkung infolge der antipsychotischen Medikation seit 1950 (Einführung des ersten Wirkstoffs Chlorpromazin) gibt es heute mehr ältere Patienten mit Schizophrenie als noch vor einigen Jahrzehnten. Jedoch ist die Lebenserwartung weiterhin um etwa 15 bis 20 Jahre reduziert (2).

Wissenschaftliche Untersuchungen wie die PSY-KOMO Studie versuchen, Menschen mit schizophrenen Spektrumserkrankungen eine Chancengleichheit beim Zugang zu sowie der Nutzung von unserem Gesundheitssystem und Präventionsangeboten zu ermöglichen (3). Grundlage für eine optimierte Behandlung somatischer Komobiditäten ist jedoch eine antipsychotische Behandlung.

Eine Schizophrenie manifestiert sich meist in der zweiten Lebensdekade, bei Frauen teilweise auch etwas später. Treten psychotische Symptome im höheren Lebensalter auf, kommen auch andere Erkrankungen in Betracht. Diese müssen zunächst in einer gezielten differenzialdiagnostischen Abklärung ausgeschlossen werden.

Nach einer Prodromalphase, die meist in der Adoleszenz mit depressiv anmutender Symptomatik beginnt, kommt es später zu den ersten psychotischen Symptomen. Diese sind gekennzeichnet durch Ich-Störungen (Gedankeneingebung, Gedankenlautwerden, Gedankenlesen), Halluzinationen (meist akustisch in Form von Stimmenhören) und Wahnsymptomatik (meist Verfolgungswahn). Daneben kann es auch zu Wahrnehmungsstörungen (Zönästhesien) und psychomotorischen Symptomen kommen. Diese Positivsymptome treten oft episodisch auf und werden durch einen Dopaminüberschuss im mesolimbischen Bereich des Gehirns verursacht. Daneben kommt es bei der Schizophrenie auch zu Negativsymptomen wie verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit, Affektverflachung und sozialem Rückzug, die dauerhaft bestehen können. Diese Symptome werden durch einen mesokortikalen Dopaminmangel hervorgerufen.

Die Herausforderung in der Pharmakotherapie besteht grundsätzlich darin, den Mangel und gleichzeitig den Überschuss auszugleichen. Am besten gelingt dies mit Antipsychotika der dritten Generation wie Aripiprazol und Cariprazin, die durch einen partiellen Dopaminagonismus zu einem Neurotransmitterausgleich in beiden betroffenen Arealen, sowohl mesolimbisch als auch mesokortikal, führen. AP der ersten Generation sind reine Dopaminantagonisten. Dagegen sind Stoffe der zweiten Generation Dopaminmodulatoren, die zu einer verminderten Ausschüttung führen; bei höherer Dosierung wirken sie ebenfalls antagonistisch.

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