In den vergangenen Jahren rückten die Auswirkungen von hormonellen Kontrazeptiva auf die weibliche Psyche in den Fokus. Eine dänische Studie aus dem Jahr 2017 (15) bejahte das mögliche Auftreten von Stimmungsschwankungen. Dies führte dazu, dass als Konsequenz eines Signalverfahrens der EMA 2018 ein Warnhinweis auf depressive Verstimmungen und Depressionen, die im Extremfall zum Suizid führen können, in die Produktinformationen aufgenommen werden musste. Für eine Verschlechterung bestehender Depressionen gibt es dagegen keine Hinweise.
Veränderungen der Libido wurden in Studien bei der Mehrzahl der Frauen zwar nicht beobachtet; diese kann aber sowohl zu- als auch abnehmen (jeweils 15 bis 20 Prozent der Frauen). Ein eindeutiger Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Verhütungsmittels wurde nicht festgestellt (16).
Die Leitlinienkommission empfiehlt eine entsprechende Aufklärung der Frauen in Bezug auf die psychischen Aspekte.
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Notfallkontrazeption
Im Unterschied zu den regulären hormonellen Kontrazeptiva kommen zur Notfallkontrazeption ausschließlich Gestagene zum Einsatz. Die Dosis ist in dieser Indikation deutlich höher. Die längste Erfahrung liegt für 1,5 mg Levonorgestrel vor (zum Beispiel PiDaNa®). Die Einnahme ist bis zu 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr möglich. Vor dem Eisprung, genauer gesagt vor Anstieg des LH-Spiegels eingenommen, wird der Eisprung verschoben oder ganz verhindert. Ist dieser schon erfolgt, wird die Einnistung der befruchteten Eizelle nicht mehr beeinflusst. Auch ein Einfluss auf den Zervixschleim fehlt.
Seit 2012 ist ein weiterer Wirkstoff für die Notfallkontrazeption verfügbar: Ulipristalacetat (zum Beispiel EllaOne®). Dieser kann bis zu 120 Stunden (fünf Tage) nach ungeschütztem Verkehr angewendet werden. Ulipristalacetat ist auch wirksam, wenn der LH-Spiegel bereits angestiegen ist.
Wichtig zu wissen: Die Ovulation wird nicht in jedem Fall verhindert; vielmehr verschiebt sich das fertile Fenster zeitlich nach hinten. Daher muss die Frau für den Rest des Zyklus in jedem Fall zusätzlich verhüten.
Ihre reguläre hormonelle Kontrazeption sollte die Frau in beiden Fällen normal fortsetzen. Der Apotheker sollte sie darauf hinweisen, dass die Monatsblutung verfrüht, verspätet oder verändert auftreten kann.