Der ganze Körper ist betroffen |
Auch Augen und Ohren haben über die Tränenwege sowie die Ohrtrompete direkte Verbindungen zur Nase. Ohrenschmerzen sind allerdings laut Privatdozent Dr. Jan Löhler vom Deutschen Berufsverband der HNO-Ärzte eher untypisch für Covid-19. Dagegen können die Augen durchaus beteiligt sein: Von 38 chinesischen Covid-19-Patienten einer Fallserie in »JAMA Ophthalmology« hatte ein Drittel eine virusbedingte Bindehautentzündung (DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2020.1291). Betroffen waren vor allem schwer Erkrankte. Typisch für eine durch SARS-CoV-2 verursachte Konjunktivitis ist mehreren Medienberichten zufolge eine erhöhte Temperatur des Auges, die auf über 40 °C ansteigen kann. Bei Patienten mit milder Covid-19-Symptomatik findet sich SARS-CoV-2 laut der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft offenbar nicht in der Tränenflüssigkeit. Eine Übertragung des Coronavirus auf diesem Weg sei daher, wenn überhaupt, wahrscheinlich nur bei Patienten mit Bindehautentzündung möglich.
Eine Bindehautentzündung kommt bei Covid-19 vor allem bei schwer erkrankten Patienten vor. / Foto: Getty Images/Srisakorn Wonglakorn/EyeEm
Zeigt sich SARS-CoV-2 also eher in einem späten Krankheitsstadium in den Augen, so kann eine weitere mögliche periphere Manifestation auch ein Frühbote einer Infektion sein: Hautsymptome. Dem RKI zufolge wurde in verschiedenen Studien und Fallberichten eine relativ große Bandbreite an dermatologischen Manifestationen beschrieben: unter anderem juckende masernähnliche Ausschläge, Papeln, Rötungen und ein Nesselsucht-ähnliches Erscheinungsbild sowie Hautbläschen. In seltenen Fällen seien schwere Durchblutungsstörungen der Extremitäten bis hin zum Gangrän vorgekommen. Die Hautmanifestationen seien teilweise noch vor anderen bekannten Symptomen zu Beginn einer Covid-19-Erkrankung, aber auch im späteren Verlauf und sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen beobachtet worden.
Derzeit wird noch diskutiert, ob die Hautsymptome direkt von SARS-CoV-2 ausgelöst oder eine Folge von Thrombosen in den kleinsten Gefäßen der Haut sind. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) bringt auf ihrer Website als weiteren möglichen Auslöser Medikamenten-Nebenwirkungen ins Spiel. Über die Häufigkeit der Erscheinungen gehen die Angaben auseinander. Die DDG verweist auf Berichte aus den schwerbetroffenen Ländern China, Italien und Spanien, wonach bis zu 20 Prozent der wegen Covid-19 stationär behandelten Patienten Hautsymptome hatten. Das RKI spricht dagegen von einem nach aktueller Studienlage eher seltenen Vorkommen.