Der ganze Körper ist betroffen |
Neben der Beeinträchtigung der Gefäßfunktion ist offenbar auch ein Einfluss auf die Blutgerinnung vorhanden. Wie in »Thrombosis Research« zu lesen ist, entwickelten von 184 Covid-19-Patienten, die auf den Intensivstationen von zwei niederländischen Kliniken behandelt wurden, 38 Prozent während des Krankenhausaufenthalts eine Koagulopathie. Bei 31 Prozent der Patienten kam es zu einer thrombotischen Komplikation, am häufigsten zu einer Lungenembolie, und das, obwohl alle zumindest eine Standard-Thromboseprophylaxe erhalten hatten (DOI: 10.1016/j.thromres.2020.04.013).
Mit Fibrin (grau) verklumpte Erythrozyten (rot) bilden einen Thrombus. Löst der Körper Fibrin auf, entstehen D-Dimere. Sie sind bei Covid-19-Patienten erhöht. / Foto: Getty Images/Science Photo Library/Steve Gschmeissner
Ein erhöhter Spiegel von D-Dimeren im Blut von schwer erkrankten Covid-19-Patienten weist ebenfalls auf eine vermehrte Thrombenbildung hin. D-Dimere sind Abbauprodukte von vernetztem Fibrin, die entstehen, wenn der Körper Blutgerinnsel auflöst. Zusammen mit IL-6 war der D-Dimer-Spiegel in einer chinesischen Arbeit der beste Parameter, um einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung vorherzusagen (»Journal of Medical Virology«, DOI: 10.1002/jmv.25770).
Medikamentös gegenzusteuern, kann möglicherweise zumindest schwer erkrankten Patienten helfen. In einer retrospektiven Beobachtungsstudie in mehreren Krankenhäusern in New York lag die Mortalität bei beatmeten Covid-19-Patienten mit Antikoagulation deutlich unter der von Patienten ohne Blutverdünner (29,1 versus 62,7 Prozent). Bei nicht beatmeten Patienten gab es in der Preprint-Studie im »Journal of the American College of Cardiology« allerdings keinen Unterschied hinsichtlich der Sterblichkeit (DOI: 10.1016/j.jacc.2020.05.001).
Gerinnungsstörungen, Mikroembolien und schwere Entzündungen des Endothels sind laut Professor Dr. Kai Zacharowski die Haupttodesursachen bei Covid-19-Patienten. »Es sind keine klassischen Lungenembolien«, sagte der Leiter der Intensivmedizin am Uniklinikum Frankfurt am Main kürzlich im Webcast von Pharma4u und PZ. Zacharowski brachte auch noch ein weiteres Organ ins Gespräch, das oft schwer von einer SARS-CoV-2-Infektion betroffen ist: die Niere.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.