Das Licht und seine Schattenseiten |
Nicht immer bedeutet die Anwesenheit eines lichtempfindlichen Wirkstoffs, dass auch das Arzneimittel kein Licht verträgt. Einige Hersteller lösen das Stabilitätsproblem, indem sie die Galenik optimieren und Tabletten zum Beispiel mit einem vor Licht schützenden Überzug versehen. Im Einzelfall ist daher ein Blick in die Fach- oder Gebrauchsinformation unabdingbar. In der Fachinformation stehen die Lagerungshinweise unter Punkt 6.4 »Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung« und in der Gebrauchsinformation unter Punkt 5. Wenn dort angegeben ist, dass das Medikament lichtgeschützt zu lagern ist, kann von einer Photoinstabilität ausgegangen werden. Der Hinweis »im Originalkarton lagern« deutet ebenfalls daraufhin, dass Licht für das Arzneimittel zum Problem werden könnte.
Besondere Lagerungshinweise sind im Beipackzettel vermerkt. / Foto: Adobe Stock/liveostockimages
Auch die Art der Verpackung gibt Hinweise. Lichtempfindliche flüssige Arzneiformen füllen Hersteller zum Beispiel häufig in Braunglasflaschen, feste Arzneiformen befinden sich oft zum Lichtschutz in Alu-Alu-Blistern.
Einige Arzneimittel müssen nicht nur lichtgeschützt gelagert, sondern nach Angaben in der Fachinformation auch lichtgeschützt appliziert werden. Dazu zählen bestimmte Vitamine, Antiinfektiva, kardiovaskulär und auf das zentrale Nervensystem wirkende Substanzen oder auch einige Elektrolytlösungen. Die Dauerinfusion von Amiodaron soll beispielsweise unter Lichtschutz erfolgen. Bei Nitroprussidnatrium-Dihydrat wird empfohlen, das Arzneimittel mit gefärbten Spritzen und Schläuchen zu verabreichen. Weitere Wirkstoffe, für die ein Lichtschutz wichtig ist, sind Dacarbazin, Nifedipin und Vitamine aus dem B-Komplex.
In manchen Kliniken wird zur Applikation die Infusionsflasche mit einer speziellen Hülse geschützt oder mit Aluminiumfolie umwickelt. Eine Alternative sind lichtundurchlässige Spritzen und Applikationssysteme. B-Braun setzt zum Beispiel mit seinem orange-transparenten UV-protect-Portfolio auf Produkte, die außer einem guten Lichtschutz auch das Erkennen von Luftblasen und Partikeln im System ermöglichen (10).
Geht es um die richtige Lagerung von Arzneimitteln, ist nicht zu vergessen, dass mit Licht auch Wärme verbunden ist. Zu hohe Temperaturen können auch für viele nicht lichtempfindliche Arzneimittel zur Gefahr werden. Unter direkter Sonneneinstrahlung wird gerade im Sommer schnell die für viele Arzneimittel maximale Lagertemperatur von 25 °C oder 30 °C überschritten. Der ideale Aufbewahrungsort vieler Arzneimittel ist daher dunkel und trocken, etwa im Schlafzimmer oder Flur.
Nicole Schuster studierte zwei Semester Medizin, dann Pharmazie und Germanistik in Bonn und später in Düsseldorf. Während ihres Studiums machte sie Praktika bei verschiedenen wissenschaftlichen Verlagen. Nach dem Zweiten Staatsexamen und der Approbation 2010 absolvierte Schuster ein Aufbaustudium in Geschichte der Pharmazie in Marburg und wurde 2016 mit ihrer Dissertation »Traditionelle pflanzliche Febrifuga als moderne Phytopharmaka« zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Die PZ-Leser kennen Schuster als Autorin zahlreicher Fachbeiträge.