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Photosensibilität

Das Licht und seine Schattenseiten

Die Kombination von Sonne und Arzneimitteln ist meist keine gute Idee. Einige Wirkstoffe erhöhen das Risiko für strahlungsbedingte Hautschäden, andere vertragen selbst kein Licht.
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 03.07.2022  08:00 Uhr

Die Wirkstoffliste ist lang

Als Photosensibilisatoren können nach einer 2021 publizierten Untersuchung 393 verschiedene Medikamente oder Inhaltsstoffe betrachtet werden. Allerdings, so die Autoren des Reviews, unterscheiden sich die Evidenzstufen bei den einzelnen Stoffen erheblich (1).

Zu den potenziell photosensibilisierenden Arzneistoffen gehören Substanzen aus verschiedenen Gruppen, darunter Antibiotika, Diuretika, Retinoide, Antidiabetika, HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren (Statine) und Antipsychotika (Tabelle 2). Bei der Beratung ist zudem an zahlreiche OTC-Medikamente zu denken, etwa an nicht steroidale entzündungshemmende Antirheumatika (NSAR), Antihistaminika, rezeptfrei erhältliche antifungale Wirkstoffe wie Terbinafin, einige Duftstoffe in Kosmetika und paradoxerweise auch bestimmte UV-Absorber in Sonnenschutzmitteln.

Wirkstoffgruppen und Beispiele Photo-toxisch Photo-allergisch Anmerkungen
Antibiotika
Tetracycline (Doxycyclin, Tetracyclin) X bei längerer Anwendung: lang anhaltende, überwiegend melanozytäre Hyperpigmentierungen möglich
Fluorchinolone (Ciprofloxacin, Ofloxacin, Levofloxacin) X
Sulfonamide (Sulfamethoxazol, Cotrimoxazol, Sulfasalazin) X
Antimykotika
Terbinafin photosensibilisiernd Griseofulvin: photosensibilisierend, in Deutschland außer Vertrieb
Itraconazol X X Griseofulvin: photosensibilisierend, in Deutschland außer Vertrieb
Voriconazol X Griseofulvin: photosensibilisierend, in Deutschland außer Vertrieb
NSAR
Ibuprofen X phototoxische Reaktionen auch nach direktem Hautkontakt bei lokaler Anwendung
Ketoprofen X X phototoxische Reaktionen auch nach direktem Hautkontakt bei lokaler Anwendung
Naproxen X phototoxische Reaktionen auch nach direktem Hautkontakt bei lokaler Anwendung
Diclofenac X phototoxische Reaktionen auch nach direktem Hautkontakt bei lokaler Anwendung
Celecoxib X phototoxische Reaktionen auch nach direktem Hautkontakt bei lokaler Anwendung
Diuretika
Furosemid X
Hydrochlorothiazid X Hauptursache Medikamenten-bedingter gesteigerter Lichtreaktionen in Deutschland
Kardiovaskulär wirksame Arzneistoffe
Amiodaron X bei etwa 40 Prozent der Patienten: Rötungen in lichtexponierten Regionen
Diltiazem X
ACE-Hemmer (Enalapril, Captopril) X X
Endokrinologisch wirksame Arzneistoffe
Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid X
HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren wie Pravastatin, Atorvastatin, Simvastatin X X
Hormone, zum Beispiel orale Kontrazeptiva X
Antihistaminika wie Loratadin, Esomeprazol und Pantoprazol, Propylthiouracil photosensibilisierend
Auf das Nervensystem wirkende Arzneistoffe
Antipsychotika wie Chlorpromazin, Fluphenazin, Perphenazin X X
Antipsychotika wie Thioxanthene (Chlorprothixen, Thiothixen) X
Antidepressiva wie Hypericum, Amitriptylin oder Fluoxetin, Antikonvulsiva wie Carbamazepin und Topiramat, einige Triptane photosensibilisierend
Retinoide
Isotretinoin, Acitretin X Tretinoin wirkt photosensibilisierend, wird aber auch zur Therapie Melanin-bedingter Pigmentierung eingesetzt
Photosensibilisatoren für die photodynamische Therapie
5-Aminolävulinsäure, Porfimer-Natrium X
Sonnenschutzmittel, UV-Filter
Para-Aminobenzoesäure, Zimtsäure X
Duftstoffe, zum Beispiel in Kosmetika
Moschus-Ambrette, 6-Methylcumarin X
Tabelle 2: Beispiele für photosensibilisierende Arzneistoffe (1, 2, 4); bei den fett gedruckten Arzneistoffen ist die Evidenz besonders gut

Ein Arzneimittel kann sowohl phototoxische als auch photoallergische Reaktionen hervorrufen. Beispiele dafür sind das NSAR Ketoprofen, Statine, Phenothiazine wie Chlorpromazin, Itraconazol, Griseofulvin sowie Chinidin (Tabelle 2) (3–5.)

Für das Apothekenteam stellt sich die Frage, wie intensiv es diesbezüglich beraten sollte. So erscheint die Liste an potenziell photosensibilisierend wirkenden Arzneistoffen zwar recht lang, diese machen aber insgesamt nur einen kleinen Teil aller arzneilich angewendeten Stoffe aus. Entscheidender als die Anzahl an Wirkstoffen ist ohnehin, wie oft diese abgegeben werden.

Wie relevant die Photosensibilisatoren diesbezüglich sind, prüften Wissenschaftler in einer 2020 veröffentlichten Studie anhand der von 2010 bis 2017 in Deutschland und Österreich von den Krankenkassen erstatteten abgegebenen Arzneimittelpackungen. Fast die Hälfte (49,5 Prozent) der knapp 633 Millionen abgegebenen Packungen in Deutschland zählte zu den gemäß Literaturangaben photosensibilisierend wirkenden Arzneimitteln; in Österreich waren es 48,2 Prozent der gut 113 Millionen abgegebenen Medikamente. OTC-Präparate waren in die Analyse nicht eingeschlossen (6).

Bei der Bewertung ist zu beachten, dass vermutlich viele Fälle von Phototoxizität oder Photoallergie nicht gemeldet werden. Bei einem starken Sonnenbrand denken viele Menschen nicht an ein Arzneimittel als Auslöser. Auch ist mangelnde klinische Evidenz ein Problem. Goldstandard, um phototoxische oder photoallergische unerwünschte Wirkungen nachzuweisen, wäre, diese mit Phototests, Photopatchtests oder Reprovokationstests zu induzieren. Solche Untersuchungen liegen für viele Wirkstoffe nicht vor (1, 6).

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