Krank durch Arbeit |
03.09.2007 15:09 Uhr |
Karoshi nennen es die Japaner, wenn jemand plötzlich tot an seinem Arbeitsplatz umfällt. Der Tod durch Überarbeitung ist in Japan schon seit einigen Jahren als berufsbedingte Erkrankung mit Anrecht auf Entschädigung für die Hinterbliebenen anerkannt. Zwischen März 2006 und März 2007 hat Japans Regierung 355 Karoshi-Opfer anerkannt, die Dunkelziffern liegen vermutlich noch um einiges höher. Als Karoshi-Kandidat gilt, wer mindestens ein halbes Jahr lang mindestens 100 Überstunden pro Monat leistet, was in Japan keine Seltenheit ist.
Die Zustände in der fernöstlichen Arbeitswelt mögen Extrembeispiele sein. Doch nicht nur die Japaner sind überarbeitet. Arbeitsstress, Erschöpfung und Überforderung avancieren auch hierzulande zu einem arbeitsmedizinischen Problem. Das Burnout-Syndrom, das Gefühl, mit einer leer gelaufenen Batterie zu leben, breitet sich immer weiter aus. Überdurchschnittlich häufig davon betroffen sind 30- bis 50-Jährige. In diesem Lebensabschnitt kommt meist vieles zusammen: Berufseinstieg, Karriere, Familiengründung und Bau des Eigenheims sind typische Bestandteile dieser »Rushhour des Lebens«. Im Titelbeitrag unseres Schwerpunktheftes »Krank durch Arbeit« erfahren Sie mehr über die neurobiologischen Ursachen der Burnout-Falle und über Möglichkeiten, dem sich immer schneller drehenden Hamsterrad zu entkommen.
Das Thema »Krank durch Arbeit« betrifft Apotheker in doppelter Hinsicht: Zum einen kommen immer häufiger Patienten mit berufsbedingten Erkrankungen in die Offizin, zum anderen sind auch Apothekenmitarbeiter und -leiter nicht vor solchen Erkrankungen gefeit. Hatten es Arbeitsmediziner früher vor allem mit Schäden der Wirbelsäule und Gelenke zu tun, kümmern sie sich heute vermehrt um andere Erkrankungen. Über deren Behandlung informieren Sie unsere Schwerpunktbeiträge. Dabei reicht das Spektrum von Augenbeschwerden über Venenleiden bis hin zu Hauterkrankungen. Letztere sind auch in der Liste der anerkannten Berufserkrankungen der relevanten Verordnung zu finden. Im vergangenen Jahr machten sie nach Angaben des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften mit mehr als 8000 Fällen knapp 40 Prozent aller bestätigten Berufskrankheiten aus.
Für medizinische, berufliche und soziale Rehabilitierung sowie die Verhütung von Berufskrankheiten sind die Berufsgenossenschaften zuständig (siehe hier). Wie Sie mit einem zertifizierten Qualitätsmanagement samt integriertem Arbeitsschutz arbeitsbedingte Krankheiten selbst vermeiden können und die Motivation der Mitarbeiter stärken, verrät der Beitrag »Wie Apotheken Gesundheit vorleben«. Denn physisch und psychisch gesunde Mitarbeiter sind eine Voraussetzung für effektives und motiviertes Arbeiten.
Sven Siebenand
Redakteur Pharmazie