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Hautschutz am Arbeitsplatz

Hände in Gefahr

26.06.2018  17:57 Uhr

Von Anna Pannen / Die Haut an den Händen wird besonders stark beansprucht – und muss deshalb gut geschützt werden. Wer am Arbeitsplatz mit Wasser oder Chemikalien arbeitet oder oft Handschuhe trägt, sollte unbedingt wachsam sein. Das gilt auch für Apothekenmitarbeiter.

Beim Begriff Arbeitsschutz denken wir an schlecht gesicherte Baustellen und Unfallgefahren. Uns allen ist klar, dass wir berufsbedingt arbeitsunfähig werden können – durch Unfälle oder Krankheiten, die bestimmte Tätigkeiten nicht mehr zulassen. Das Thema Haut kommt uns dabei eher nicht in den Sinn. Dabei werden die mit ­Abstand meisten Arbeitnehmer aufgrund von Hautkrankheiten berufs­unfähig.

 

Im Jahr 2016 hat die Deutsche Unfallversicherung 40 000 Bürgern eine Berufskrankheit bestätigt. 530 von ihnen litten an orthopädischen Erkrankungen durch schweres Heben und Tragen, 860 an berufsbedingten Atemwegserkrankungen. Insgesamt 19 600 Menschen waren jedoch aufgrund von Hautkrankheiten berufsunfähig geworden – diese Diagnosen sind somit in jedem zweiten Fall ursächlich für eine Berufsunfähigkeit.

 

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die auch für Apothekenmitarbeiter zuständig ist, hat 2014 fast 30 Millionen Euro für Umschulungen, Rehabilitation und Renten von Angestellten mit berufsbedingten Haut­erkrankungen ausgegeben. Im besten Fall sind die Betroffenen »nur« mehrere Wochen am Stück krankgeschrieben – im schlimmsten müssen sie ihren Beruf ganz aufgeben.

 

Strapaze für die Haut

 

Fast immer ist es die Haut an den ­Händen, die krank wird. Gefährdet sind Angestellte, die sogenannte Feucht­arbeiten verrichten – die Hände also regelmäßig in Wasser tauchen. Auch wer sich am Arbeitsplatz oft die Hände wäscht, desinfiziert oder täglich Schutzhandschuhe anzieht, strapaziert seine Haut – und muss aufpassen, keine chronische Hautkrankheit zu entwickeln.

 

Typisch sind vor allem zwei Diagnosen an stark beanspruchten Händen: das Abnutzungsekzem und in der Folge das allergische Ekzem. Die BGW rät, trockene Haut an den Händen auf keinen Fall als »normale« Folge des Berufsalltags zu betrachten. Wenn die Hände häufig trocken sind, sich Hautstellen röten oder sogar schuppen, kann dies der Beginn eines Abnutzungsekzems sein. Wird es rechtzeitig erkannt und behandelt, heilt es ab. Handelt der Betroffene jedoch nicht, kann eine Kontaktallergie entstehen: Bislang gut vertragene Substanzen, etwa Latex oder Konservierungsstoffe, dringen dann durch die beschädigte Hautbarriere ein und provozieren eine Überreaktion des Immunsystems. Der Betroffene reagiert somit in Zukunft allergisch auf die Substanz. Wer bereits eine Vorerkrankung wie Neurodermitis hat, ist besonders gefährdet.

 

Die BGW rät ihren Mitgliedern, die Haut an ihren Händen gut zu beobachten. Spannt sie, ist sie trocken oder – besonders in den Fingerzwischenräumen – gerötet? Juckt sie oder brennt es nach der Händedesinfektion? Dann sollten die Betroffenen ihre Beschwerden unbedingt von einem Haut- oder Betriebsarzt abklären lassen.

 

Auch der Arbeitgeber ist in der Pflicht. Apothekenleiter müssen ihre Angestellten regelmäßig über Gefahren am Arbeitsplatz aufklären. Dazu gehört auch eine Unterweisung zum Thema Hautschutz. Jeder Betrieb muss außerdem einen Hautschutzplan aushängen – etwa den der BGW speziell für Apotheken.

 

Darin ist aufgeführt, wie Apothekenmitarbeiter ihre Hände richtig reinigen und pflegen. Die Hände sollten etwa nicht häufiger als nötig, aber korrekt gewaschen werden. Pflicht ist Händewaschen vor Arbeitsbeginn, nach direktem Kontakt mit Chemikalien oder Arzneistoffen sowie bei sichtbarer Verschmutzung.

 

Besser desinfizieren

 

Was viele nicht wissen: Das Desinfizieren mit Händedesinfektionsmitteln strapaziert die Haut weniger als Hände­waschen. Es kann den Waschgang also in vielen Fällen ersetzen – etwa vor der Zubereitung von Arzneimitteln sowie nach Kontakt mit Blut und anderen Körpersekreten. Auch nach dem Toilettenbesuch sollten Apothekenmitarbeiter jedes Mal ihre Hände desinfizieren.

 

Vorsicht ist auch beim Gebrauch von Handschuhen geboten. Zwar schützen sie die Hände vor Schmutz und Keimen. Wenn die Hände darin schwitzen, quillt die Haut allerdings ähnlich stark auf wie im Wasser. Einmalhandschuhe sollten aus Nitril oder Vinyl bestehen, da Latex häufig Aller­gien auslöst. Besonders gepuderte Latexhandschuhe strapazieren die Haut und gehören nicht an den Arbeitsplatz. Auch die dickeren Chemikalien-Schutzhandschuhe gibt es heute bereits aus Nitril – diese sind sogar haltbarer als die Latexvariante. Unter Schutzhandschuhen sollten Mitarbeiter bei länger andauernden Tätigkeiten dünne Baumwollhandschuhe tragen. Sie absorbieren Schweiß und schützen die Haut vor dem Aufquellen.

 

Vor dem längeren Tragen von Handschuhen, nach jedem Händewaschen und am Arbeitsende müssen Apothekenmitarbeiter ihre Hände außerdem eincremen. Während der Arbeit eignen sich Hautschutzcremes mit Wirkstoffen gegen das Aufquellen der Haut. Am Arbeitsende und in der Freizeit sind dagegen rückfettende Cremes die bessere Wahl.

 

Wie man seine Hände korrekt wäscht, eincremt und desinfiziert, zeigen mehrere kostenlose Broschüren der BGW sowie Kurzfilme auf deren Internetseite. Dort ist auch ein interaktiver Haut-Check abrufbar. Die Genossenschaft bietet zudem Hautsprechstunden und Seminare für Versicherte an und hilft, wenn es tatsächlich zur Berufskrankheit gekommen ist. /

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