Schonung ist ein Irrweg |
19.02.2018 15:20 Uhr |
Von Nicole Schuster / Sport kann das Risiko für viele Erkrankungen senken und deren Verlauf günstig beeinflussen. Patienten sollten aber nicht gleich den Marathonlauf in Angriff nehmen. Wichtig ist regelmäßige körperliche Aktivität im Alltag. Gezielte Programme berücksichtigen den individuellen Trainings- und Gesundheitszustand.
Anhaltender Bewegungsmangel schadet dem Körper und begünstigt die Entstehung zahlreicher Gesundheitsstörungen. Wer seinen Körper widerstandsfähiger machen möchte, sollte sich daher »Wer rastet, der rostet« zum Motto machen. Das gilt auch für Menschen, die chronisch krank sind. Schonung ist für sie der falsche Weg, da sie oft zu einer Verschlimmerung der Krankheit führt.
Wer regelmäßig trainiert, bleibt in jedem Alter fit. Neulinge sollten behutsam mit Sport beginnen.
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Ein klassisches Beispiel ist die Osteoporose. Heute ist bekannt, dass Immobilisation den Abbau der Knochen weiter vorantreibt, Bewegung sie hingegen stärkt. Präventiv besonders günstig wirken sich Sportarten mit hoher Stoßbelastung, sogenannte High-Impact-Sportarten wie Squash oder Tennis, auf die Knochenfestigkeit aus; für Osteoporose-Patienten sind sie aber in der Regel ungeeignet (1, 2). Ein weiterer Vorteil von Sport bei Osteoporose: Trainierte Muskulatur schützt die Knochen bei Stürzen besser und hilft, diese zu vermeiden.
Immer gilt: Das Training muss an die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit angepasst sein. Um Überbelastungen und Verletzungen zu vermeiden, sollten ältere Menschen langsam ins Training einsteigen und sich an die zunehmende Belastung gewöhnen. Ein guter Beginn ist dreimal wöchentlich zügiges Gehen.
Sport verbessert die Körperkontrolle
Das Apothekenteam kann Patienten mit Osteoporose zu einem moderaten Krafttraining, spezieller Gymnastik oder einem passiven Vibrationstraining ermuntern. Letzteres wurde vor etwa 40 Jahren für Astronauten entwickelt. Man hatte festgestellt, dass sie in der Schwerelosigkeit pro Monat 2 Prozent ihrer Knochenmineralmasse einbüßen. Ähnlich wie bei einem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit baut der Körper auch bei Bewegungsarmut und Nichtgebrauch die Knochenmasse langsam zum Ressourcenerhalt ab (1, 2, 3).
Das Ziel der sportlichen Betätigung besteht neben der Verhinderung des Knochenabbaus auch darin, die Muskelkraft zu steigern sowie Koordination und Gleichgewicht zu verbessern (Tabelle 1). Betroffene sollen dadurch mehr Körperkontrolle bekommen, was zur Sturzprophylaxe beiträgt. Weiterhin zeigte sich, dass nach Brüchen frühes und an die jeweilige körperliche Funktion angepasstes Training die Prognose bei Osteoporose-Patienten verbessert (4, 5, 6, 7). Findet die Bewegung im Freien statt, profitieren sie zusätzlich: Sonnenlicht fördert die Produktion von Vitamin D, das für die Calciumaufnahme in die Knochen wichtig ist.
Trainingsart | Effekte |
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Ausdauertraining | Stärkung des Herzmuskels Verbesserung der Fließeigenschaften des Bluts: Blut fließt leichter durch die Adern, bessere Versorgung der Organe Vermehrung und Vergrößerung von Gefäßen: Transport von größeren Mengen Blut möglich Erhöhung des Blutvolumens Steigerung des Herzminutenvolumens Verbesserung der Herz-Kreislauf-Leistung: Körper wird belastbarer positiver Einfluss auf Organe, Hormon- und Nervensystem, Psyche und Bewegungsapparat Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten |
Krafttraining | Steigerung der Muskelausdauer Aufbau geschwächter Muskulatur: hilft bei der Alltagsbewältigung verbessertes Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken Vergrößerung der Muskelfasern nach einigen Wochen Vorbeugung von Verletzungen: Muskelkorsett wirkt wie ein Schutzpanzer Stärkung von Knochen, Bändern und Kapseln verbesserte Körperhaltung Therapienebenwirkungen wie Kraftverlust werden gemindert Vorbeugung von Krankheiten wie Osteoporose |
Steife Gelenke brauchen Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität beeinflusst auch andere Erkrankungen des Bewegungsapparats positiv, zum Beispiel die rheumatoide Arthritis (RA). Bei den Patienten führen Autoimmunreaktionen zu chronischen Gelenkentzündungen. Zunächst sind in der Regel die kleinen Gelenke der Hände und Füße betroffen, später schwellen weitere Gelenke an, werden steif und verursachen Schmerzen. Eine ursächliche Heilung gibt es bislang nicht. Mit Medikamenten können aber Entzündungssymptome und Schmerzen gelindert sowie das Voranschreiten der Krankheit verlangsamt werden.
Durch mangelnde Bewegung können weitere irreparable Schäden in den Gelenken entstehen. Um dies zu vermeiden, ist eine gezielte regelmäßige Bewegungstherapie essenziell. Sie dient dazu, die Muskel-, Gelenk- und Wirbelsäulenfunktion zu erhalten. Neben speziellen und auf die jeweiligen Symptome abgestimmten Bewegungsübungen, etwa vom Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband (8), bieten sich auch Funktionstraining in Form von Warmwasser- oder Trockengymnastik an.
Den Nutzen bestätigten 2009 Wissenschaftler in einem Review. Sie zeigten, dass ein geeignetes Trainingsprogramm kurzfristig nicht nur die physikalische Funktion verbessert, sondern auch die Schmerzen bei RA-Patienten verringert. Unerwünschte Effekte wie eine Schmerzsteigerung oder Gelenkschäden stellten die Autoren nicht fest (9). Die »Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis« empfiehlt regelmäßige Bewegungsübungen und ein individuell abgestimmtes Kraft- und Ausdauertraining (10).
Bei intensivem Training können Schmerzen auftreten – eigentlich ein Warnsignal des Körpers. Profisportler, aber auch zahlreiche Hobbysportler nehmen dann jedoch Analgetika ein, um schmerzfrei weitertrainieren zu können (30, 31). Dabei riskieren sie nicht nur Überbelastungen, sondern gefährden auch ihre Gesundheit.
Bei Sport werden die inneren Organe zugunsten der Durchblutung von Muskeln und Haut weniger stark durchblutet. Es drohen funktionelle Störungen etwa im Verdauungssystem. Erschütterungen, zum Beispiel beim Laufen, führen zudem zu Mikroblutungen im Magen-Darm-Trakt. Eine weitere Gefahr sind Elektrolytverschiebungen infolge der Minderdurchblutung der Nieren. Das Risiko einer Hyponatriämie steigt, wenn durch das Schwitzen beim Sport weitere Elektrolyte verloren gehen.
Ist die Einnahme von Schmerzmitteln unumgänglich, sollte das Apothekenteam dem Sportler Folgendes empfehlen:
Selbst Krebskranke profitieren
Einen nachgewiesenen positiven Effekt hat sportliche Betätigung bei vielen Krebserkrankungen. Körperliche Aktivität wirkt einerseits der Entstehung von Tumoren entgegen, andererseits reduziert sie bei bestehenden Tumoren das krebsspezifische Risiko, die Rezidivhäufigkeit und das Gesamtmortalitätsrisiko. Bemerkenswert: Dies gilt auch, wenn sich Patienten erst nach der Diagnose sportlich betätigen (11).
Besonders gut ist die Datenlage bei Frauen mit nicht metastasiertem Brustkrebs. Epidemiologische Studien zeigen, dass körperliche Aktivität vor der Diagnose, aber auch danach die brustkrebsspezifische sowie die Gesamtmortalität senken kann. Eine Einschränkung der Aussagekraft kann sich jedoch daraus ergeben, dass Frauen mit schlechter Prognose möglicherweise gar nicht zum Training in der Lage waren; dies könnte die Ergebnisse verzerren (12). Dennoch ist Professor Dr. Karen Steindorf von der Abteilung Bewegung, Präventionsforschung und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum und Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung zuversichtlich: »Eine Bestätigung durch große randomisierte klinische Studien fehlt zwar noch. Auf Basis der derzeitigen Datenlage raten wir Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose aber trotzdem klar, körperlich aktiv zu bleiben beziehungsweise zu werden.«
Eine ähnliche Botschaft ergibt sich für Patienten mit Kolon- und Prostatakarzinom (13, 14). Bei Darmkrebs beispielsweise senkt eine gesteigerte körperliche Aktivität das Risiko, an der Krankheit zu versterben, um bis zu 40 Prozent (15). Weniger gut untersucht ist der Zusammenhang bei anderen Krebserkrankungen.
Mehr Adhärenz dank Bewegung
Sportliche Betätigung kann die Prognose und Lebensqualität bei bestimmten Krebserkrankungen verbessern. In der Regel brauchen die Patienten eine fachkundige Anleitung.
Foto: TK
Neben einer Verbesserung der Prognose gibt es weitere Gründe, warum fast jedem Krebspatienten sportliche Betätigung zu empfehlen ist. »Es gibt Hinweise aus kontrollierten und randomisierten Studien, dass körperliche Bewegung in Form von Kraft- oder Ausdauertraining häufige krankheits- und therapiebedingte Symptome wie Fatigue, Schlafstörungen, Lymphödeme oder Depressivität und Ängste reduziert«, sagt Steindorf. »Das Training steigert auch die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden. Dadurch gewinnen die Patienten an Lebensqualität.«
Sport verbessert zudem die Therapie-Adhärenz, da Bewegung die Nebenwirkungen häufig eingesetzter Medikamente wie Aromatasehemmer, Androgen-deprivierende Therapeutika und Glucocorticoide oder einer Radiotherapie lindern kann. Die Wirkmechanismen sind allerdings noch unklar. »Wir nehmen an, dass die Wirkungen sehr vielfältig sind. So kann Bewegung zu einer Reduktion der Fettmasse sowie zu einer Aktivierung bestimmter Immunzellen führen. Sogar eine gesteigerte endogene Tumorabwehr wird derzeit diskutiert«, so Steindorf (16).
Auf Leistungsfähigkeit abgestimmtes Training
Empfehlungen, wie viel Sport für einen gesundheitsfördernden Effekt erforderlich ist, hat unter anderem das American College of Sports Medicine (ACSM) veröffentlicht. Demnach sollen Patienten nach der onkologischen Operation 150 Minuten pro Woche mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit höherer Intensität Ausdauersport betreiben und zusätzlich zwei bis drei Krafttrainingseinheiten pro Woche mit Übungen für die Hauptmuskelgruppen absolvieren (17). Die Deutsche Krebshilfe rät davon leicht abweichend zu drei Einheiten pro Woche à 60 Minuten und bei intensiverem Training à 30 Minuten (18).
Selbstverständlich sollte das Training den individuellen Gesundheitszustand, Kontraindikationen wie starke Übelkeit, heftige Schmerzen, Fieber oder einen akuten Infekt sowie die onkologische Therapie berücksichtigen. Ratsam ist zudem – wie bei anderen chronischen Erkrankungen – eine ärztliche Sporttauglichkeitsuntersuchung vor Beginn des Trainings (11, 13).
Hinweise zu einem geeigneten Übungsprogramm und zu Kontaktstellen enthält die Broschüre »Sport, Bewegung und Krebs. Ein Ratgeber für mehr Sport im Leben – auch mit oder nach Krebs!«, herausgegeben vom Krebsverband Baden-Württemberg und dem NCT Heidelberg (www.nct-heidelberg.de) (19). Geeignete Sportarten bei bestimmten Krebsarten empfiehlt die Deutsche Krebshilfe in ihrer Veröffentlichung »Bewegung und Sport bei Krebs« aus der Reihe »Blaue Ratgeber«.
Für Brustkrebs-Patientinnen eignen sich zum Beispiel Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Schwimmen, Skilanglauf und Nordic Walking. Sport im Wasser ist besonders förderlich, da Wasser den Rückfluss der Lymphflüssigkeit anregt und schnelle reißende Bewegungen verhindert. Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind, können mit einem gezielten Krafttraining ihre Beckenbodenmuskulatur stärken und Inkontinenzbeschwerden verbessern. In den ersten Monaten nach einer Operation ist Radfahren zu meiden. Sportarten mit engem Körperkontakt bringen für alle Krebspatienten vor allem nach einer Operation eine hohe Verletzungsgefahr mit sich.
Bei Darmkrebs müssen Ärzte mitunter ein Stoma legen. Auch diese Patienten dürfen und sollen Sport treiben. Allerdings sollten sie den künstlichen Darmausgang vor äußeren Einwirkungen wie Stürzen oder Bällen schützen (18).
Auch das Herz mag es bewegt
Sport hat viele Varianten – so kann jeder wählen, was ihm Spaß macht.
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Bei kardialen Erkrankungen wie der Herzinsuffizienz gilt: Sport und gezielte Bewegung im Alltag können die Symptome lindern, den Verlauf positiv beeinflussen und das Herz stärken. In einer Mitteilung der Deutschen Herzstiftung wird Schonung bei Herzinsuffizienz als »Irrweg« bezeichnet. Konkret berichtet die Stiftung: »Studien zu körperlichem Training zeigen, dass Sport die Leistungsfähigkeit bei einer Herzschwäche je nach Trainingsumfang um 10 bis 25 Prozent verbessern kann. Außerdem lässt sich die Sterblichkeit um über 30 Prozent verringern und Krankenhausaufenthalte aufgrund der Herzschwäche um 28 Prozent senken« (20).
Zu empfehlen sind Sportarten, die die Muskeln möglichst wenig belasten. Bei hoher muskulärer Beanspruchung kommt es schnell zu einer Pressatmung, die die Herzfunktion akut verschlechtern kann. Spazierengehen, Wandern, Tanzen, Radfahren oder moderates Krafttraining indes können – regelmäßig durchgeführt – die Belastbarkeit erhöhen und Lebensqualität steigern. Bei Atemnot, Schwindel oder Herzrhythmusstörungen müssen Herzkranke das Training sofort abbrechen. Sind die Symptome stark oder halten lange an, ist ein Arztbesuch erforderlich.
Gerade bei Herzerkrankungen ist es wichtig, das Bewegungsprogramm mit dem Arzt abzustimmen und vor dem ersten Training einen Belastungstest zu absolvieren. Dazu bieten sich die Ergometrie an, bei der die Leistungsfähigkeit gemessen wird, während der Patient auf einem Fahrrad oder Laufband trainiert, sowie die Spiroergometrie, bei der die Atemgase während der körperlichen Belastung erfasst werden. Herzsportgruppen, die in vielen Städten angeboten werden, ermöglichen Sport nach einem maßgeschneiderten Übungsplan. Oft ist dabei ein Arzt anwesend.
Eine Übersicht über entsprechende Gruppen gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (www.dgpr.de/herzgruppen.html). Patienten mit Herzinsuffizienz des NYHA-Stadiums IV müssen vor einer sportlichen Betätigung erst medikamentös stabilisiert werden (20, 21).
Kampf dem Übergewicht
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Bewegung verbessert Blutwerte
Sport dient auch der Prävention von weitverbreiteten chronischen Krankheiten (Tabelle 2). Bewegungsmangel und daraus oft resultierendes Übergewicht zählen zu den Hauptrisikofaktoren von Diabetes und Bluthochdruck. Auf den Blutdruck wirkt Sport ausgleichend. Patienten können dadurch womöglich nach Rücksprache mit dem Arzt ihre Medikamentendosis senken.
Körperliche Aktivität wirkt einer verminderten Glucosetoleranz und der Insulinresistenz entgegen. Eine verstärkte Glucoseaufnahme in die Zellen lässt die Zuckerwerte im Blut sinken. Längerfristig spiegelt sich die vermehrte Bewegung auch in einem Absinken des HbA1c-Werts wider (22).
Es gibt Hinweise, dass regelmäßige Bewegung das Risiko für psychische und neurologische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen oder Alzheimer-Demenz reduzieren kann. Die präventiven Effekte sind aber beispielsweise bei der Demenz noch nicht eindeutig bewiesen; es sind weitere groß angelegte Studien erforderlich (23).
Gerade für Frauen in fortgeschrittenem Alter oder nach einer Geburt ist Harninkontinenz sehr belastend. Abgestimmte Trainingsprogramme können die Beschwerden verringern (24). Die interdisziplinäre S2e-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie der Belastungsinkontinenz der Frau empfiehlt Beckenbodentraining nicht nur therapeutisch, sondern speziell in der Schwangerschaft auch präventiv (25).
Eine Übersicht über Rehasportgruppen für behinderte und chronisch kranke Menschen bietet der Deutsche Behindertensportverband (DBS):
www.dbs-npc.de/sportentwicklung- rehabilitationssportgruppen-in-deutschland.html.
Krankheit | Effekt durch Sport |
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Hypertonie | Regelmäßiges Training verringert den Blutdruck Gewichtsreduktion: weitere Senkung des Blutdrucks möglich |
Herzkrankheiten: Herzinfarkt, chronische Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung, Herzklappenfehler | Zahl der Klinikeinweisungen und Häufigkeit von Komplikationen sinkt, Lebenserwartung steigt |
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) | Verbesserung der Durchblutung |
Typ-2-Diabetes | Verbesserung der Blutzuckerwerte |
Fettstoffwechselstörungen | Verbesserung der Blutfettwerte |
Adipositas | Reduktion des Übergewichts |
chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) | Verbesserung des Sauerstofftransports und der Atemeffizienz, Steigerung der Sauerstoffausschöpfung in den Muskeln |
Spannungskopfschmerzen | Verspannungen lösen, Ausdauersport beugt Kopfschmerzen vor |
Rückenschmerzen | Programme wie Rückenschule wirken vorbeugend |
Besser kleine Schritte als ein zu großer Sprung
Übertreiben sollte man den sportlichen Eifer nicht, wenn man von den präventiven Wirkungen profitieren möchte. So haben Frauen, die High-Impact-Sportarten betreiben oder sehr viel trainieren, ein erhöhtes Risiko für Inkontinenz-Beschwerden (26). Extensiver Sport, wie ihn etwa Triathleten betreiben, könnte sogar das Herz schädigen (27).
Gerade chronisch Kranke müssen und sollen keine sportlichen Höchstleistungen vollbringen. Wer sich im Alltag aktiv verhält, Haus- und Gartenarbeit selbst erledigt, für kleinere Besorgungen das Fahrrad benutzt, Treppen dem Aufzug vorzieht und bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab und zu eine Station früher aussteigt, hat schon den ersten Schritt in ein bewegteres Leben getan. Auf den Nutzen von Alltagsbewegungen bei der Haus- und Gartenarbeit gerade für ältere Menschen weist eine aktuelle Studie hin (28). In der Mittagspause oder vor dem Einschlafen profitiert die Gesundheit von einem kleinen Spaziergang. Eine Motivation zu mehr Bewegung kann ein Schrittzähler sein. Optimal ist ein ergänzendes regelmäßiges Training zwei bis drei Mal pro Woche. /
Menschen mit Diabetes drohen beim Sport vor allem zwei Gefahren: Hypoglykämie und Übersäuerung (29). Zur Vermeidung von Gesundheitsrisiken sollten sie bei körperlicher Betätigung Folgendes beachten:
Wichtig in der Beratung ist zudem der Hinweis, dass Hypoglykämien bei starker Belastung noch einige Stunden später auftreten können. Als besonderen Tipp kann das Apothekenteam auf das Gütesiegel »Diabetestraining geeignet« aufmerksam machen, mit dem die Deutsche Diabetes Gesellschaft in Zusammenarbeit mit diabetesDE und dem TÜV Rheinland Fitness-Angebote mit einer seriösen medizinischen Betreuung von Diabetes-Patienten auszeichnet.
Nicole Schuster studierte zwei Semester Medizin in Bonn, dann Pharmazie und Germanistik in Bonn und später in Düsseldorf. Während ihres Studiums machte sie Praktika bei verschiedenen wissenschaftlichen Verlagen. Nach dem zweiten Staatsexamen und der Approbation 2010 absolvierte Schuster ein Aufbaustudium in Geschichte der Pharmazie in Marburg und wurde 2016 mit ihrer Dissertation »Traditionelle pflanzliche Febrifuga als moderne Phytopharmaka« zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Die PZ-Leser kennen Dr. Schuster als Autorin zahlreicher Fachbeiträge.
Dr. Nicole Schuster
Zimmererstraße 9
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E-Mail: nicole.m.schuster@gmx.de
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