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Depression

Sport ist signifikant wirksam

Datum 19.02.2018  15:20 Uhr

Von Nicole Schuster / Eignet sich Sport als Therapiemaßnahme bei Depressionen? Dr. Karsten Henkel, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Uniklinik RWTH Aachen, bezieht dazu im Gespräch mit der PZ Stellung.

PZ: Sport gilt gemeinhin als ideales Antidepressivum. Was sagt die Studien­lage dazu?

 

Henkel: Mehrere Cochrane-Metaanalysen aus den vergangenen Jahren haben eine signifikante Wirkung von Sport im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung – je nach Stadium Psychotherapie und Pharmakotherapie – oder zu keiner Therapie bestätigt. Bewegung wird daher auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie »Unipolare Depression« eindeutig empfohlen. Die mittlerweile zahlreichen Studien sind allerdings heterogen, vor allem hinsichtlich der Effektstärke. Zudem waren die Erhebung und Diagnostik der depressiven Symptomatik uneinheitlich. Ein weiteres Problem ist, dass die Intervention Bewegung nicht zu verblinden ist. Zudem zeigen die Untersuchungen, dass nicht alle Patienten gleich gut auf körperliche Aktivität ansprechen.

 

PZ: Woran könnte das liegen?

 

Henkel: Auch bei Arzneimitteln gibt es interindividuelle Unterschiede beim Ansprechen. Diese sind vermutlich bei Sport noch größer. Es gibt Hinweise, dass eine genetische Komponente ausschlaggebend für die Wirkstärke ist.

 

PZ: Was ist bei Sport als therapeutische Maßnahme bei Depressionen zu beachten?

 

Henkel: Verschiedene Faktoren können die Wirkung verstärken. So ist ein stressreduziertes Umfeld zum Sporttreiben förderlich, ebenso eine begleitende kalorienreduzierte Ernährung. Für einen anhaltenden Erfolg ist eine Erhaltungstherapie erforderlich. Auch nach einer Besserung sollten die Patienten in Bewegung bleiben, um einen Rückfall zu vermeiden.

 

PZ: Gibt es Kenntnisse zum Wirk­mechanismus?

 

Henkel: Die genauen biologischen Wirkmechanismen sind noch nicht vollständig untersucht. Wir wissen aber zum Beispiel, dass bei Depressiven sowohl die Einnahme von Antidepressiva als auch sportliche Betätigung eine Vergrößerung des Hippocampus bewirken. Diese Effekte werden unter anderem Nervenwachstumsfaktoren wie dem Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) zugeschrieben. Weiterhin regt körperliche Aktivität die Ausschüttung von Endocannabinoiden und Endorphinen sowie von Monoaminen wie Serotonin und Noradrenalin an. Insbesondere aus den letzten beiden lassen sich antidepressive Effekte ableiten.

 

PZ: Depressive Menschen leiden häufig unter Antriebslosigkeit. Wie kann man sie zur körperlichen Aktivität motivieren?

 

Henkel: Zu Beginn klären wir die Pa­tien­ten darüber auf, dass Sport tat­säch­liche, messbare Wirkungen bei Depres­sionen hat. Sie sollen verstehen, dass wir sie nicht nur aus allgemein gesundheitsfördernden Gründen zur Bewegung anregen wollen, sondern speziell zur Minderung der depressiven Symptome. Wichtig ist im nächsten Schritt, die Patienten dort abzuholen, wo sie sind. Wer lange keinen Sport mehr getrieben hat, sollte nicht gleich einen Zehnkilometerlauf in Angriff nehmen. Die Bewegung sollte Spaß machen und auf keinen Fall Stress erzeugen. Das ist auch bei der Wahl der Sportart zu beachten. Bewegung zusammen mit anderen kann motivierend wirken. Auch die Uhrzeit spielt eine Rolle: Menschen mit Depressionen geht es oft nachmittags besser als morgens. Frühsport ist dann keine gute Idee.

 

PZ: Was kann man raten, wenn völlig untrainierte Patienten Hemmungen haben, sich sportlich zu betätigen?

 

Henkel: Die Grundregel ist: Jede Bewegung ist besser als keine. Auch ein kleiner Spaziergang am Anfang ist ein Schritt in die richtige Richtung. In einigen Städten gibt es spezielle Reha-Sportgruppen für Patienten mit psychischen Erkrankungen. In solchen Gruppen kann die Hemmschwelle niedriger sein.

 

PZ: Schützt Sport auch vor Depres­sionen?

 

Henkel: Die Datenlage zur vorbeugenden Wirkung ist schlechter als zur therapeutischen. Es gibt aber Hinweise, dass körperlich aktive Menschen seltener erkranken, vor allem an leichteren Formen wie der Dysthymie. /

 

Lesen Sie außerdem zu diesem Titelbeitrag: Chronisch krank: Schonung ist ein Irrweg

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