Perampanel|Fycompa®|15|2012 |
Eisai
2 mg Filmtabletten
4 mg Filmtabletten
6 mg Filmtabletten
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10 mg Filmtabletten
12 mg Filmtabletten
0,5 mg/ml Suspension zum Einnehmen
Fycompa ist zugelassen zur Zusatzbehandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Epilepsiepatienten ab vier Jahren. Dabei handelt es sich um eine Form der Epilepsie, bei der eine zu starke elektrische Aktivität in einem begrenzten Areal des Gehirns zu Symptomen wie plötzlichen, ruckartigen Bewegungen eines Körperteils, Störungen des Gehör-, Geruchs- oder Gesichtssinns, Taubheitsgefühlen oder plötzlichen Angstempfindungen führt. Sekundäre Generalisierung tritt auf, wenn die übermäßige elektrische Aktivität auf das gesamte Gehirn übergreift.
Fycompa ist außerdem zugelassen als Zusatztherapie bei primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Epilepsiepatienten ab sieben Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie.
Perampanel ist der erste Vertreter der Wirkstoffklasse der selektiven, nicht-kompetitiven Antagonisten am Glutamatrezeptor vom Typ AMPA (alpha-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazoleproprionic acid). AMPA-Rezeptoren, die in fast allen exzitatorischen Neuronen vorhanden sind, übertragen Signale, die vom Neurotransmitter Glutamat im Gehirn angeregt werden. Es wird davon ausgegangen, dass sie eine Rolle bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems spielen, die durch übermäßige neuroexzitatorische Signalbildung charakterisiert sind. Dazu zählen zum Beispiel Epilepsie, neurodegenerative Erkrankungen, Bewegungsstörungen, Schmerz und psychiatrische Störungen. Der genaue Wirkmechanismus von Perampanel ist ungeklärt. In-vitro-Studien lassen jedoch darauf schließen, dass es als AMPA-Rezeptor-Antagonist das Auftreten von Anfällen reduziert, indem es die Wirkung von Glutamat vermindert und dadurch die durch AMPA-Rezeptoren vermittelte postsynaptische Übererregung hemmt.
Die empfohlene Anfangsdosis ab 12 Jahren von Perampanel beträgt täglich 2 mg, wobei die Tablette abends einzunehmen ist. Sie darf nicht gekaut, zerstoßen oder zerteilt werden. Verträgt der Patient den Arzneistoff gut, kann die Dosis schrittweise um 2 mg pro Tag bis auf maximal 12 mg pro Tag (fokale Anfälle) beziehungsweise 8 mg pro Tag (primär generalisierte tonisch-klonische Anfälle) erhöht werden. Die Dosierung für Kinder zwischen 4 und 11 Jahren erfolgt nach dem Körpergewicht.
Bei Patienten mit leichter oder mäßig schwerer Leberfunktionsstörung sollte die Dosis 8 mg pro Tag nicht überschreiten.
Nicht empfohlen wird die Anwendung von Perampanel bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion, mäßig oder stark eingeschränkter Nierenfunktionen oder bei Dialysepatienten.
Zwar ist die Metabolisierung von Perampanel bislang nicht vollständig aufgeklärt, jedoch scheint CYP3A maßgeblich beteiligt zu sein. Insofern gibt es einige Wechselwirkungen zu beachten. Besonderes Augenmerk gilt der gleichzeitigen Anwendung von CYP3A-induzierenden Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenytoin und Oxcarbazepin. Die beiden Letztgenannten führten zum Beispiel in Studien zur Abnahme des Perampanel-Spiegels auf die Hälfte. Generell gilt es bei gleichzeitig angewendeten Cytochrom-P450-Induktoren wie Rifampicin und Hypericum oder -Inhibitoren wie Ketoconazol die Patienten zu überwachen, da die Perampanel-Plasmaspiegel abfallen beziehungsweise ansteigen können.
In der Dosierung von 12 mg kann der Arzneistoff die Wirkung gestagenhaltiger Kontrazeptiva beeinflussen. Daher wird unter der Therapie eine zusätzliche nicht hormonelle Verhütungsmethode empfohlen.
Häufigste Nebenwirkungen in den Zulassungsstudien zu Perampanel waren Schwindel, Kopfschmerzen und Schläfrigkeit.
Da eine Metaanalyse unter einer Antiepileptika-Therapie ein leicht erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten ergab, sollten Perampanel-Patienten diesbezüglich beobachtet werden.
Perampanel kann Schwindel und Schläfrigkeit auslösen; daher sind die Patienten bis zur Klärung anzuweisen, kein Auto zu fahren oder komplexe Maschinen zu bedienen. Bei älteren Patienten scheint das Sturzrisiko zu steigen. Vor allem im Zusammenhang mit höheren Dosen können ausgeprägte Aggressionen auftreten. Bei Patienten mit Suchtmittelabusus sollte die Perampanel-Gabe bezüglich einer Sucht überwacht werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Fycompa basiert auf drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien, an denen insgesamt knapp 1500 Epilepsiepatienten teilnahmen. Sie litten unter fokalen Anfällen und hatten auf andere Behandlungsmethoden nicht angesprochen. Getestet wurde Perampanel 19 Wochen lang in Dosierungen von 2, 4, 8 oder 12 mg pro Tag. Alle Patienten nahmen zusätzlich weitere Antiepileptika ein. Hauptindikator für die Wirkung war die Verringerung der Anfallshäufigkeit um mindestens 50 Prozent. Dies wurde in den Studien dosisabhängig bei mehr als 30 Prozent erreicht. Die Ergebnisse im Einzelnen: Die gepoolten 50-Prozent-Responderraten lagen unter 4 mg bei 29 Prozent, unter 8 mg bei 35 Prozent und unter 12 mg bei 35 Prozent. Im Vergleich zu Placebo mit 19 Prozent wurde teilweise eine statistische Signifikanz erreicht.
Bei der Lagerung von Fycompa sind keine speziellen Bedingungen einzuhalten.
Fycompa unterliegt der Verschreibungspflicht.
Perampanel
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.12.2012 (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 13.08.2014
Nutzenbewertung des IQWiG vom 26.02.2018 (Epilepsie)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.03.2021 (Epilepsie, 4 bis < 12 Jahre, fokale Anfälle)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.03.2021 (Epilepsie, 7 bis < 12 Jahre, primär generalisierte tonisch-klonische Anfälle)
Die Anwendung von Perampanel bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, sowie bei Schwangeren wird nicht empfohlen. Da Perampanel in die Muttermilch übergeht, sind während der Stillzeit der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die Mutter gegeneinander abzuwägen.
Letzte Aktualisierung: 13.06.2022