Levetiracetam|Keppra®|15|2000 |
UCB
100 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
100 mg/ml Lösung zum Einnehmen
250 mg Filmtabletten
500 mg Filmtabletten
750 mg Filmtabletten
1000 mg Filmtabletten
Keppra ist zugelassen zur Monotherapie partieller Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren mit neu diagnostizierter Epilepsie.
Keppra ist außerdem zugelassen zur Zusatzbehandlung von partiellen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, Jugendlichen, Kindern und Säuglingen ab 1 Monat mit Epilepsie, myoklonischen Anfällen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit Juveniler Myoklonischer Epilepsie sowie bei primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit Idiopathischer Generalisierter Epilepsie.
In vielen Tiermodellen schützte Levetiracetam vor partiellen und primär generalisierten Anfällen, ohne selbst prokonvulsiv zu wirken. Der Wirkmechanismus ist unbekannt; diskutiert werden ein Eingriff in den GABA-Metabolismus, Hemmung der Depolarisierung von Ionenkanälen, calciumkanalabhängige Effekte und eine dopaminerge Aktivierung.
In der Monotherapie beginnt man bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren mit zweimal täglich 250 mg Levetiracetam. Nach zwei Wochen kann die Dosis auf zweimal täglich 500 mg erhöht werden. Je nach klinischem Ansprechen kann die Dosis in Schritten von zweimal täglich 250 mg alle zwei Wochen auf maximal zweimal täglich 1500 mg Levetiracetam erhöht werden.
In der Zusatzbehandlung von Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 50 kg beginnt man mit einer Dosis von 500 mg Levetiracetam. Je nach klinischem Ansprechen kann die Dosis in Schritten von zweimal täglich 500 mg alle zwei bis vier Wochen auf maximal zweimal täglich 1500 mg Levetiracetam erhöht werden. Die Beendigung einer Levetiracetam-Therapie sollte ausschleichend erfolgen.
Rund zwei Drittel des Wirkstoffs werden unverändert renal eliminiert. Daher muss die Dosis bei älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion angepasst werden. Bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Leberfunktion ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich. Bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Leberfunktion kann die Kreatinin-Clearance zu einer Fehleinschätzung der Niereninsuffizienz führen. Daher wird eine Halbierung der täglichen Erhaltungsdosis empfohlen, wenn die Kreatinin-Clearance weniger als 60 ml/min/1,73 m2 beträgt.
Levetiracetam beeinflusste in Studien nicht die Plasmaspiegel anderer Antiepileptika (und umgekehrt) oder die Kinetik von peroralen Kontrazeptiva, Digoxin oder Warfarin.
Bei Patienten, die gleichzeitig MTX erhalten, sollten beide Blutspiegel sorgfältig überwacht werden, da eine Erhöhung der MTX-Spiegel beobachtet wurde.
Vereinzelte Berichte ergaben Hinweise darauf, dass die gleichzeitige Anwendung von Macrogol zu einer verminderten Levetiracetam-Wirksamkeit geführt hat. Macrogol sollte daher eine Stunde vor und eine Stunde nach der Einnahme von Levetiracetam nicht eingenommen werden.
Die Inzidenz von Nebenwirkungen ist in der Levetiracetam-Gruppe hoch, unterscheidet sich aber nicht von der Placebo-Gruppe. Am häufigsten klagten die Patienten über Nasopharyngitis, Somnolenz, Asthenie (Kraftlosigkeit), Müdigkeit und Schwindel sowie über Benommenheit und Kopfschmerzen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In drei Studien über 12 bis 14 Wochen wurden über 900 Patienten mit unkontrollierten fokalen Epilepsien behandelt. Alle nahmen mindestens zwei Antiepileptika ein und erhielten zusätzlich Placebo oder 1000, 2000 oder 3000 mg Levetiracetam. Die höchste Dosis war wirksamer als die niedrige Tagesdosis. Die Anfallshäufigkeit nahm statistisch signifikant ab, in der 1000-mg-Gruppe um 18 bis 33 Prozent und in der 3000-mg-Gruppe um 37 bis 40 Prozent, unter Placebo 6 bis 7 Prozent. Die Rate der Patienten, bei denen sich die Anfallsfrequenz mindestens halbierte, lag zwischen 10 und 17 Prozent unter Placebo, 23 und 33 Prozent bei der Dosis1000 mg, sowie 40 bis 42 Prozent bei 3000 mg. Mit der hohen Dosis wurden 8 Prozent der Patienten anfallsfrei, bei Placebo 0 bis ein Prozent. Die Wirksamkeit blieb in einer Studie über zwei Jahre bestehen.
Strukturell handelt es sich bei Levetiracetam um das Ethyl-Analogon des Nootropikums Piracetam. Bei der Erforschung der Wirkungen auf Gedächtnisleistung und Anxiolyse wurden die antiepileptischen Effekte des Racemats Etiracetam entdeckt. Levetiracetam ist das S-Enantiomer und chemisch nicht verwandt mit anderen Antiepileptika. Es ist gut löslich, wird vollständig resorbiert, weist eine Bioverfügbarkeit von 100 Prozent auf und kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Maximale Plasmaspiegel sind 1,3 Stunden nach Einnahme erreicht. Die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen sechs und elf Stunden. Levetiracetam wird teilweise enzymatisch zu inaktiven Metaboliten hydrolysiert.
Bei Ratten scheint Levetiracetam sogar antiepileptogen zu wirken. Das heißt, es kann das Entstehen einer Epilepsie verhindern. Bei intraperitonealer Gabe verhinderte es außerdem den induzierten Anstieg der Anfallsschwere sowie provozierte klonische Krämpfe. Die bisher in der Therapie eingeführten Antiepileptika wirken "nur" antikonvulsiv, unterbrechen also die Krämpfe.
Bei der Lagerung von Keppra Filmtabletten und Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten. Keppra Lösung zum Einnehmen ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Keppra ist in allen Zubereitungsformen verschreibungspflichtig.
Levetiracetam
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Während der Schwangerschaft sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird eine Anwendung von Keppra nicht empfohlen, es sei denn, diese ist zwingend erforderlich. Da Levetiracetam in die Muttermilch übergeht, wird das Stillen während der Behandlung nicht empfohlen.
Letzte Aktualisierung: 29.06.2017