Stiripentol|Diacomit®|15|2008 |
Desitin
250 mg Hartkapseln
500 mg Hartkapseln
250 mg Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
500 mg Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
Diacomit ist zugelassen zur Behandlung von generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Patienten mit schwerer myoklonischer Epilepsie im Kindesalter (SMEI, Dravet-Syndrom), wenn die Anfälle mit Clobazam und Valproat nicht ausreichend kontrolliert werden können. Diacomit wird zusätzlich zu diesen beiden Antiepileptika gegeben.
Wie Stiripentol genau wirkt, ist nicht bekannt. Im Tierversuch scheint es die Konzentration des inhibitorischen Neurotransmitters GABA zu erhöhen. Zudem potenziert es die Wirkung anderer Antikonvulsiva, indem es deren Abbau in der Leber bremst.
Die normale Tagesdosis von Stiripentol beträgt 50 mg/kg Körpergewicht und kann auf zwei bis drei Gaben aufgeteilt werden. Die Behandlung beginnt mit niedrigeren Mengen und wird innerhalb von drei Tagen gesteigert.
Die Patienten müssen das Arzneimittel immer zum Essen einnehmen, da es sich im sauren leeren Magen rasch zersetzt. Stiripentol darf jedoch nicht mit Milch oder Milchprodukten, Kohlensäure- oder Coffein-haltigen Getränken oder Fruchtsäften eingenommen werden.
Stiripentol hemmt einige Cytochrom-Isoenzyme, unter anderem CYP2C19, CYP3A4 und CYP2D6, und damit den Abbau der Arzneistoffe, die von diesen Enzymen metabolisiert werden. So stiegen die Plasmaspiegel von Clobazam und seinem Metaboliten Norclobazam bei gleichzeitiger Gabe von Stiripentol um das Zwei- bis Fünffache. Die Wechselwirkung mit Valproat wird als gering angesehen. Bei Nebenwirkungen und Anzeichen von Überdosierung sollte der Arzt die Dosis der begleitenden Antiepileptika reduzieren. Stiripentol soll nicht mit Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital kombiniert werden.
Häufige Nebenwirkungen sind Appetit- und Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen, Benommenheit, Reizbarkeit, Ataxie (Unfähigkeit zu koordinierten Muskelbewegungen), Dystonie (Muskelstörungen) und Hypotonie.
Bei Patienten, die in der Vorgeschichte unter Psychosen in Form deliranter Anfälle litten, dürfen Stiripentol nicht anwenden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In zwei Studien erhielten 65 Kinder zwischen 3 und 18 Jahren entweder Stiripentol oder Placebo zusätzlich zu Clobazam und Valproat. Etwa 70 Prozent sprachen auf das Verum an, das heißt, die Anfallsrate wurde halbiert. Unter Placebo waren nur 5 beziehungsweise 9 Prozent Responder.
In einem französischen Compassionate-use-Programm erhielten bereits Kinder ab sechs Monaten Stiripentol, wenn die Diagnose des Dravet-Syndroms gesichert war. Die europäische Zulassung fordert eine strenge Einzelfallentscheidung bei Kindern unter drei Jahren.
Diacomit ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Diacomit ist verschreibungspflichtig.
Stiripentol
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) Diacomit®:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000664/WC500036519.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000664/WC500036518.pdf
Eine wirksame Therapie mit Stiripentol darf während der Schwangerschaft nicht unterbrochen werden, um eine Verschlimmerung der Erkrankung, die mit einem Risiko von Mutter und Kind einhergeht, zu vermeiden.
Während der Behandlung mit Stiripentol sollten Mütter nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 03.04.2019