Rufinamid|Inovelon®|15|2007 |
Eisai
100 mg Filmtabletten
200 mg Filmtabletten
300 mg Filmtabletten
40 mg/ml Suspension
Inovelon ist angezeigt als Zusatztherapie zur Behandlung von Anfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) bei Patienten ab dem vierten Lebensjahr.
Rufinamid moduliert die Aktivität von Natriumkanälen und verlängert deren inaktivierten Zustand. Dies dämpft die Aktivität der Gehirnzellen und verhindert, dass sich abnorme elektrische Aktivitäten im Gehirn ausbreiten. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls.
Die empfohlene Einstiegsdosierung beträgt 200 bis 400 mg Rufinamid pro Tag, abhängig von Alter und Gewicht des Patienten sowie der antiepileptischen Komedikation. Nach Einzeldosen erhöht Nahrung die Bioverfügbarkeit von Rufinamid um circa ein Drittel, und die maximale Plasmakonzentration steigt um mehr als 50 Prozent. Aufgrund dieser nahrungsmittelabhängigen Wirkung sollte Inovelon vorzugsweise mit der Nahrung eingenommen werden.
Ist geplant die Behandlung mit Inovelon abzusetzen, sollte dies wegen eventueller Entzugsanfälle schrittweise erfolgen. In klinischen Prüfungen wurde das Mittel abgesetzt, indem die Dosis alle zwei Tage um etwa 25 Prozent reduziert wurde.
Rufinamid wird nicht durch Cytochrom-P-450-Enzyme metabolisiert. Es induziert jedoch CYP-3A4 und kann daher die Plasmakonzentrationen von Arzneistoffen, die über dieses Enzym metabolisiert werden, verringern. Die Auswirkungen waren gering bis mäßig, können aber bei höheren Dosierungen ausgeprägter ausfallen.
Frauen im gebärfähigen Alter, die hormonelle Kontrazeptiva verwenden, wird zu einer zusätzlichen Methode zur Empfängnisverhütung geraten.
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen, die bei LGS-Patienten unter Behandlung mit Rufinamid häufiger auftraten als unter Placebo, waren Müdigkeit und Erbrechen.
Bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile darf Inovelon nicht angewendet werden. Gleiches gilt bei Allergie gegen Triazole. Zum Beispiel sind die beiden Antimykotika Itraconazol und Fluconazol ebenso wie Rufinamid Triazol-Derivate.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Rufinamid wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 139 LGS-Patienten im Alter von vier bis 30 Jahren untersucht. Alle Patienten waren zu Studienbeginn mit bis zu drei verschiedenen Antiepileptika behandelt worden und hatten im Monat vor der Studie mindestens 90 Anfälle erlitten. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert. Zusätzlich zur Standardmedikation bekam eine Gruppe Placebo, die andere Rufinamid. Nach einer zweiwöchigen Titrationsphase erhielten die Patienten 70 Tage lang täglich bis zu 45 mg Rufinamid pro Kilogramm Körpergewicht beziehungsweise Placebo. Eine signifikante Verbesserung fand sich für alle drei primären Parameter: So verringerte sich bei den Patienten der Verumgruppe die Gesamtzahl der Anfälle um etwa ein Drittel gegenüber dem Ausgangswert im vierwöchigen Zeitraum vor Behandlungsbeginn. Unter Placebo betrug die Reduktion dagegen nur 1,6 Prozent. Während die Patienten der Placebogruppe etwa 2 Prozent mehr tonisch-atonische Anfälle erlitten, waren diese bei den Patienten, die Inovelon einnahmen, um mehr als 40 Prozent reduziert. Eine starke oder sehr starke Verbesserung beim Schweregrad der Anfälle, eingeschätzt vom Elternteil oder Betreuer des Patienten bei Ende der Doppelblindphase, wurde für knapp ein Drittel der Patienten unter Rufinamid berichtet, verglichen mit etwa 15 Prozent unter Placebo.
Das Lennox-Gastaut-Syndrom (LSG) ist eine seltene Form von Epilepsie, die im Allgemeinen Kinder betrifft, sich aber im Erwachsenalter fortsetzen kann. Verursacht wird die Erkrankung durch verschiedene Gehirndysfunktionen wie Gehirnblutung, Enzephalitis, Missbildungen des Gehirns sowie Stoffwechselstörungen. Zu den Symptomen zählen verschiedene Arten von Anfällen wie Sturzanfälle, atypische Absencen (Blickstarre) und nicht-konvulsiver Status epilepticus, abnorme elektrische Aktivität im Gehirn, Lernbehinderung und Verhaltensstörungen. Schätzungen zufolge leiden derzeit 46 000 bis 92 000 Menschen in der Europäischen Union unter dem LGS.
Inovelon ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.
Inovelon ist verschreibungspflichtig.
Rufinamid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht Inovelon®:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000660/WC500032938.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000660/WC500032937.pdf
Frauen mit Epilepsie sollten eine Schwangerschaft frühzeitig planen, damit eine Therapie gegebenenfalls angepasst werden kann. Während der Schwangerschaft darf eine Therapie mit Rufinamid nicht unterbrochen werden, da eine Verschlimmerung der Erkrankung droht. Während der Behandlung mit Rufinamid darf die Mutter nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 27.11.2015