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Vaginalia

Arzneiformen für die Frau

Vaginalia sind etwas Besonderes. Unabhängig davon, ob eine lokale oder systemische Wirkung gewünscht ist, sollte die Anwendung einfach, der Verbleib am Applikationsort gesichert und trotzdem kaum wahrnehmbar sein.
Rolf Daniels
03.04.2022  08:00 Uhr

Die Vagina, Teil der inneren weiblichen Geschlechtsorgane, ist ein von Schleimhaut bedeckter, etwa 8 bis 12 cm langer Muskelschlauch. Er besteht im Wesentlichen aus glatter Muskulatur, die von Bindegewebe unterstützt wird und ausgesprochen dehnbar ist. Das vordere Ende der Vagina bildet der Scheideneingang, nach hinten wird sie durch die Portio (Muttermund) begrenzt. Im Bereich des Scheideneingangs liegen die tubulo-alveolären Bartholin-Drüsen, die in den Scheidenvorhof zwischen den kleinen Schamlippen münden und dort ein muköses alkalisches Sekret absondern, das der Befeuchtung des Scheideneingangs dient. Die Sensibilität der Vagina ist gering: Es existieren nur wenige freie Nervenendigungen, sensorische Fasern fehlen ganz.

Die arterielle Versorgung erfolgt durch die Arteria vaginalis, einen Ast der inneren Darmbeinarterie. Den venösen Abfluss besorgt ein seitlich der Vagina gelegenes Venengeflecht (Plexus venosus vaginalis), das in die innere und dann gemeinsame Darmbeinvene mündet. Dadurch entfällt der hepatische First-Pass-Metabolismus, sodass Wirkstoffe mit einem ausgeprägten Metabolismus bei der ersten Leberpassage, zum Beispiel Estradiol, deutlich höhere Plasmaspiegel erreichen als bei peroraler Gabe.

Das mehrschichtige unverhornte Plattenepithel der Vagina unterliegt hormonellen Einflüssen und ändert sich daher bei der geschlechtsreifen Frau zyklisch (Vaginalzyklus). Unter Estrogeneinfluss nimmt die Epitheldicke zu, unter Progesteroneinfluss nimmt sie ab. Der mit dem Klimakterium einsetzende Estrogenmangel führt zu einer vulvovaginalen Atrophie. Die Scheidenwand wird dünner, die Schamlippen bilden sich zurück und die Erregbarkeit nimmt bei vielen Frauen ab.

Vaginalsekret

Das Vaginalsekret ist – mit Ausnahme des Teils, den die Bartholin-Drüsen beisteuern – ein Transsudat des Vaginalepithels und dient der Lubrifikation der Scheide. Diese Flüssigkeit stammt aus der subepithelialen Bindegewebsschicht (Lamina propria), die viele Kapillaren enthält, die – insbesondere bei sexueller Erregung – ein Transsudat durch das Epithel in die Scheide abgeben.

Das Vaginalsekret setzt sich unter anderem aus Wasser, Elektrolyten, Harnstoff, organischen Säuren, zum Beispiel Fettsäuren, Essig- und Milchsäure, sowie Proteinen wie Immunglobulinen zusammen. Ferner enthält es abgeschilferte Epithelzellen, vereinzelte Leukozyten und Erythrozyten (vermehrt während der Menstruation) und Bakterien der Scheidenflora.

Diese Flora wird bei Frauen im gebärfähigen Alter im physiologischen Zustand durch unterschiedliche Arten von Laktobazillen (Döderlein-Stäbchen) dominiert. Durch ihre Milchsäureproduktion sorgen sie für ein saures Milieu mit einem pH-Wert zwischen 4 und 5. Als Substrat der Milchsäureproduktion dient Glykogen, das unter dem Einfluss von Estrogen von den Epithelzellen produziert wird. Ebenfalls von großer physiologischer Bedeutung ist das H2O2, das diese Bakterien produzieren. Es dient zusammen mit dem sauren pH-Wert als Schutz vor der Besiedlung mit pathogenen Keimen.

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