Arzneiformen für die Frau |
Vaginalia dienen meist zur Lokaltherapie. Sie sind inzidiert bei bakteriellen Infektionen, bei Ausfluss und Entzündungen der Scheide durch Pilze (meist Candida) sowie zur Geburtseinleitung durch Prostaglandine. Auch vaginal applizierte Hormonpräparate, zum Beispiel zur Kontrazeption, zur assistierten Reproduktion oder bei einer Hormonersatztherapie, wirken überwiegend lokal. Typische Wirkstoffe in Vaginalia sind in der Tabelle zusammengefasst.
Aufgrund der physiologischen Gegebenheiten ist in Abhängigkeit von den physikochemischen Eigenschaften des Wirkstoffs nach dessen Freisetzung in der Vagina meist auch dessen Resorption zu erwarten. Dies kann erwünscht sein, wenn dadurch die Wirksamkeit verstärkt wird. Häufig ist es aber unerwünscht, da damit auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) verbunden sein können.
Wirkstoffklasse | Substanzen |
---|---|
Antibiotika, Antiinfektiva | Clindamycin, Metronidazol |
Antimykotika | Ciclopirox, Clotrimazol, Fenticonazol, Miconazol, Nystatin |
Antiseptika | Dequaliniumchlorid, Hexetidin, Octenidin, Polyhexanid, Povidon-Iod, Policresulen |
Estrogene | Estradiol, Estriol, Ethinylestradiol, Prasteron (Dehydroepiandrosteron, DHEA) |
Gestagene | Etonogestrel, Progesteron |
Mikrobizide | Astodrimer-Natrium |
Antiphlogistika | Benzydaminhydrochlorid |
Phytopharmaka, Homöopathika | Majoran, Melisse, Ringelblume, Sonnenhut |
Präbiotika | Milchsäure, Inositol |
Probiotika | Lactobacillus-Stämme |
Prostaglandine | Misoprostol, Dinoproston |
Vitamine | Ascorbinsäure |
Neben Arzneimitteln gibt es eine Vielzahl von Medizinprodukten, die meist auf eine Befeuchtung der Vagina und Normalisierung des Scheidenmilieus abzielen, wobei diese Produkte oft Milchsäure und/oder Lactobacillus-Kulturen oder -Hydrolysate enthalten. Da lebende Mikroorganismen in Arzneimitteln sehr feuchteempfindlich sind, können sie nur in wasserfreien Formulierungen wie Tabletten oder Suppositorien ausreichend lagerstabil formuliert werden. Hyaluronsäure wird bei Scheidentrockenheit eingesetzt. Sie hat ein hohes Wasserbindungsvermögen und ist zusätzlich bioadhäsiv, wodurch eine andauernde Befeuchtung der Vaginalschleimhaut erreicht werden kann.