Arzneiformen für die Frau |
Ein weiteres Anwendungsgebiet für Vaginalringe ist die HIV-Infektionsprophylaxe. In den USA ist ein Vaginalring zugelassen, der den antiretroviral wirksamen, nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor Dapivirin (25 mg) in einer Silikonpolymer-Matrix enthält. Daraus sollen innerhalb von vier Wochen etwa 4 mg Dapivirin topisch in die Vagina abgegeben werden. Der Vaginalring ist indiziert zur Reduktion des Risikos für eine vaginale HIV-Übertragung bei sexuell aktiven, HIV-negativen Frauen ab 18 Jahren in Kombination mit Safer-Sex-Maßnahmen.
Eine sehr preiswerte Massenproduktion wäre möglich, wenn die Vaginalringe aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymer in einem Spritzgussverfahren als monolithische Matrixsysteme hergestellt würden. Von derartigen Systemen erwartet man ein großes Potenzial zur HIV-Bekämpfung, zum Beispiel in Afrika.
Vaginalinsert für die kontrollierte intravaginale Dinoproston-Freisetzung / Foto: Daniels
Vaginalinserte können aber auch von der üblichen Ringform abweichen. Beispielsweise dient bei Propess® ein etwa 3 cm langes, 1 cm breites und knapp 1 mm dickes Insert als Depot für 10 mg Dinoproston (Prostaglandin E2), aus dem etwa 0,3 mg Wirkstoff pro Stunde kontrolliert abgegeben werden. Das elastische Plättchen besteht aus einem Hydrogelpolymer, das durch kovalente Verknüpfung aus Macrogol 8000, 4,4’-Methylendicyclohexyldiisocyanat und Hexan-1,2,6-triol synthetisiert wird. Es wird (ausschließlich von geschultem Personal in Kliniken) tief in das hintere Scheidengewölbe eingeführt und soll die Zervixreifung in der Spätschwangerschaft anregen. Es muss nach spätestens 24 Stunden durch behutsamen Zug am Rückholband aus Polyestergarn entfernt werden, auch wenn keine Zervixreifung erreicht wurde.
Gegenüber den vaginalen Prostaglandin-Gelen hat das Insert den Vorteil, dass nur eine einmalige vaginale Manipulation nötig ist. Aufgrund der Instabilität des Wirkstoffs muss es tiefgekühlt gelagert werden.
Rolf Daniels studierte Pharmazie in Regensburg und wurde 1985 im Fach Pharmazeutische Technologie promoviert. Zunächst als Laborleiter in der pharmazeutischen Industrie tätig, arbeitete er ab 1987 als Akademischer Rat am Institut für Pharmazie der Universität Regensburg. Nach der Habilitation für das Fach Pharmazeutische Technologie (1994) war Daniels Universitätsprofessor (C3) am Institut für Pharmazeutische Technologie der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Seit 2005 leitet er den Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie an der Universität Tübingen.