Zweite Impfdosis nicht aufschieben – und nicht mischen |
Die Covid-19-Impfung wird im Impfausweis dokumentiert. / Foto: imago images/Political-Moments
Heiß wurde diese Woche diskutiert, ob man den Abstand zwischen erster und zweiter Dosis der Covid-19-Schutzimpfung hinauszögern kann, um mehr Menschen eine erste Impfung und damit zumindest einen partiellen Schutz zu ermöglichen. Während dies in Großbritannien praktiziert wird und neuerdings sogar in Ausnahmefällen die Zweitdosis mit einem anderen Präparat erfolgen darf als bei der Erstdosis, hatten sich diese Woche die Europäische Arzneimittelagentur EMA, die US-Arzneimittelbehörde FDA sowie die Weltgesundheitsorganisation WHOgegen eine Verzögerung ausgesprochen.
Am Freitag äußerte sich nun die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) dazu, nachdem das Bundesgesundheitsministerium (BMG) um eine entsprechende Einschätzung gebeten hatte. Sie veröffentlichte eine erste Aktualisierung ihrer Covid-19-Impfempfehlungen im »Epidemiologischen Bulletin«. Auch hier ist die Empfehlung klar, wie der STIKO-Vorsitzende Professor Dr. Thomas Mertens am Samstag bei einer digitalen Informationsveranstaltung zur Covid-19-Impfung, die sich speziell an Apotheker und Ärzte richtete, betonte. Veranstalter war das BMG unter dem Motto »Zusammen gegen Corona«.
Mertens hält die Entscheidung der britischen Behörden für ein verzögertes Impfintervall für voreilig. »Wir wissen noch nicht zuverlässig, wie gut und wie lange die erste Dosis allein vor einer Covid-19-Erkrankung schützt«, so der Arzt, zumal wenn es sich um Personen mit schwacher Immunreaktion handele. Auch bestehe die theoretische Gefahr, dass sich bei ungenügender Schutzwirkung beim Virus Mutationen bilden, die es gegen die Impfung schützen.
Gemäß Zulassungsdokumentation für den Covid-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty® von Biontech und Pfizer, BNT162b2) ist ein Mindestabstand von 21 Tagen vorgesehen, für die »Covid-19 Vaccine Moderna« (mRNA-1273) beträgt dieses Intervall 28 Tage. »Die zweite Impfdosis sollte nach maximal 42 Tagen erfolgen«, betonte Mertens. »Eine weitere Verschiebung halten wir derzeit nicht für verantwortbar.«
»Dem schließen wir uns an«, bekräftigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Er verteidigte das bisherige Vorgehen, dass ein Teil der bislang verfügbaren Impfdosen für die Zweitimpfung der bereits Erstgeimpften vorrätig gehalten und nicht an weitere Personen verimpft wird. Erst wenn weitere Lieferungen nachkommen, könnten weitere Personen geimpft werden. Seit dem Impfstart am 27. Dezember bis heute seien mehr als 500.000 Personen geimpft worden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.