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Spahn zu STIKO-Empfehlung

»Es ist genug mRNA-Impfstoff da«

Die STIKO-Empfehlung, dass alle mit Astra-Zeneca Erstgeimpften unabhängig vom Alter als Booster einen mRNA-Impfstoff erhalten sollen, ist rasch umsetzbar, betonte Gesundheitsminister Jens Spahn heute in einer Pressekonferenz. Die Entscheidung biete zudem eine »Chance«.
Christina Hohmann-Jeddi
02.07.2021  15:30 Uhr

Die Empfehlungsänderung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gestern hat viele überrascht. Wie das Gremium nachmittags in einer Pressemeldung mitteilte, sollen von nun an alle Personen, die als Erstdosis den Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca erhalten haben, als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder von Moderna erhalten. Auch der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seine Kollegen aus den Bundesländern waren von der Entscheidung überrascht worden, erklärte Spahn heute auf einer Pressekonferenz in Berlin. Von einem Treffen der Gesundheitsminister konnte Spahn aber mehrere »positive Botschaften« überbringen: »Wir haben genug mRNA-Impfstoff, um die Empfehlung umzusetzen.« Dabei sei die Umsetzung aus logistischen Gründen aber nicht überall sofort möglich.

Eine weitere positive Nachricht sei, dass der Impfstoff Vaxzevria® von Astra-Zeneca durch die Entscheidung der STIKO »attraktiver« werde und dies zu einem Zeitpunkt, an dem auch viele Dosen erwartet werden. 2,4 Millionen Dosen Vaxzevria würden in den nächsten Tagen an die Bundesländer ausgeliefert, weitere 5 Millionen Dosen würden erwartet, so Spahn. Die Lage bei den Impfstofflieferungen entspannt sich zunehmend. Attraktiv würde der Astra-Zeneca-Impfstoff in Kombination mit einem mRNA-Impfstoff aus zwei Gründen: Zum einen sei der Schutz durch das heterologe Impfschema sehr hoch, »mindestens so hoch wie nach zwei Dosen Biontech«, sagte der CDU-Politiker. Das hatten mehrere aktuelle Studien gezeigt.

Zum anderen könnte nach der neuen STIKO-Empfehlung auch der Impfabstand verkürzt werden, ohne dass an Wirksamkeit eingebüßt würde. Statt zwei Dosen Vaxzevria im Abstand von zwölf Wochen, können nun durch Erstimpfung mit Vaxzevria gefolgt von einem mRNA-Impfstoff als zweite Dosis im Abstand von vier Wochen ein vollständiger Schutz erreicht werden. Gerade in Hinsicht auf die Ausbreitung der Delta-Variante sei es wichtig, rasch einen vollständigen Immunschutz zu erreichen. »Doppelt geimpft schützt vor Delta, aber eben nur doppelt geimpft schützt gut«, so Spahn.

Er betonte auch, dass alle in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe sicher und ausgesprochen wirksam seien, sie besäßen eine bessere Schutzwirkung als viele Impfstoffe gegen andere Erreger. Die 2,5 Millionen Menschen in Deutschland, die bereits zweimal mit Vaxzevria geimpft wurden, müssten sich aus diesem Grund auch keine Sorgen über ihren Impfschutz machen. »Diese Impfungen waren richtig, sie waren wichtig und sie geben Schutz.«

Die Impfkampagne in Deutschland könne mit guter Geschwindigkeit weitergehen, sagte der Minister. Mit Stand zum 1. Juli seien 55,1 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal und 37,3 Prozent bereits vollständig immunisiert. »Das reicht noch nicht«, sagte Spahn. Über den Sommer müsste die Durchimpfung noch gesteigert werden. »Je mehr Menschen sich im Sommer impfen lassen, desto besser wird der Herbst.« Wenn sich Menschen für eine Covid-19-Impfung entscheiden, sei aufgrund der hohen Verfügbarkeit der Impfstoffe jetzt ein guter Zeitpunkt, sich »mit einer sehr guten Kombination« impfen zu lassen.

Zur Impfung von Kindern und Jugendlichen gelte wie gehabt, dass allen Menschen ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot gemacht werden könne. Inzwischen hätten etwa 400.000 Jugendliche mindestens eine Dosis erhalten, es hätten sich etwa 7 bis 8 Prozent der 12- bis 18-Jährigen für eine Impfung entschieden. »Das ist ein Angebot«, betonte Spahn. Über dieses könnten die Jugendlichen selbst mit ihren Sorgeberechtigten und Ärztinnen und Ärzten entscheiden. Noch sei die Impfung nicht generell für Kinder und Jugendliche empfohlen, aber auch in diesem Punkt könne sich die Haltung der STIKO bei verbesserter Datenlage noch ändern.

Spahn erwartet auch eine baldige Empfehlung des Gremiums in Hinblick auf anstehende Auffrischimpfungen möglicherweise für Immunsupprimierte oder Pflegebedürftige. Das Thema behalte neben der STIKO auch das Paul-Ehrlich-Institut und das Bundesgesundheitsministerium im Blick. Eventuell könne eine generelle Empfehlung für eine Auffrischung ausgesprochen werden oder eine für bestimmte bei der Grundimmunisierung eingesetzte Impfstoffe.

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