Wie geht es weiter mit den pharmazeutischen Dienstleistungen? |
Daniela Hüttemann |
05.01.2023 15:00 Uhr |
Die Medikationsberatung für Patienten mit mehreren Dauermedikamenten gehört mit zu den honorierten Dienstleistungen. / Foto: Getty Images/Nastasic
Seit Juni 2022 können die Apotheken fünf genau definierte pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, für die die Krankenkassen die Kosten übernehmen müssen. Dafür stehen pro Jahr 150 Millionen Euro bereit.
Bislang sind viele Apotheken noch nicht dazu gekommen, das neue Angebot umzusetzen. Einer Blitzumfrage der ABDA von Anfang November zufolge hat zwar bereits jede zweite Apotheke in Deutschland eine oder mehrere pharmazeutische Dienstleistungen durchgeführt. Bislang wurde jedoch nur ein kleiner Teil des Honorars ausgeschüttet.
»Gerade die Medikationsanalysen bringen viel und machen wirklich Spaß«, sagt Stefan Göbel, Apothekeninhaber aus Heringen und Mitglied im Expertennetzwerk pharmazeutische Dienstleistungen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Sein Team sei hoch motiviert, doch in den letzten Wochen angesichts krankheitsbedingter Ausfälle nicht so oft wie erhofft dazu gekommen.
Teil 2 des 7-teiligen Beitrags zum Ausblick auf das Jahr 2023 / Foto: Sebastian Erb
Teil 1: Was steht an für die Apotheken?
Teil 2: Dienstleistungen sollen durchstarten
Teil 3: »Gesetze müssen Apotheken stärken«
Teil 4: Diese Wirkstoffe sind auf der Zielgeraden
Teil 5: Klimawandel schadet der Psyche
Teil 6: »Eine Frage der Fairness«
Teil 7: Einige Apotheken sind zögerlich
Dabei seien die Patienten begeistert und auch deren Ärzte sehr offen für die Hinweise aus der Apotheke. »So erfahren sie mehr darüber, was die Patienten wirklich mit ihren Medikamenten machen«, gibt Göbel das Feedback wieder. Er sagt aber auch: »Politik und Krankenkassen müssen anerkennen, dass wir in den Apotheken derzeit schon maximale Leistung bringen, um angesichts von Personalausfällen und Lieferengpässen unsere Kernaufgabe, die Arzneimittelversorgung, aufrechtzuerhalten.« Er wünscht sich endlich Rahmenbedingungen, die den Apotheken genügend Luft verschaffen, deutlich mehr pharmazeutische Dienstleistungen im Alltag durchzuführen.
Göbel steht mit seiner Meinung nicht allein: Eine aktuelle Interviewstudie unter Federführung der Hamburger Apothekerin Dorothee Michel kommt zu dem Schluss, dass Apothekeninhaber durchaus aufgeschlossen für die neuen Dienstleistungen sind, es jedoch schwierig finden, diese wirtschaftlich abzubilden. Für die Etablierung wünschten sich die 21 Interviewten unter anderem eine Reduktion der Bürokratie, Öffentlichkeitskampagnen sowohl an Patienten als auch andere Gesundheitsberufe gerichtet, mehr Einbindungsmöglichkeiten von PTA, aber auch konkrete Hilfe bei der Implementierung in der eigenen Apotheke durch externe Berater (DOI: 10.21203/rs.3.rs-2132054/v1).