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ABDA-Präsidentin Overwiening

»Gesetze müssen Apotheken stärken«

In die 2023 anstehenden Gesetze zur Strukturreform müssen apothekerliche Interessen stärker eingebunden werden als bislang. Das fordert ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Weitere ungerechtfertigte Sparmaßnahmen wie der erhöhte Kassenabschlag seien unbedingt zu verhindern.
Cornelia Dölger
05.01.2023  16:30 Uhr
»Gesetze müssen Apotheken stärken«

»Unsere Aufgabe wird es sein, dafür zu kämpfen, dass zukünftige Gesetzesvorhaben den Charakter von Apothekenstärkungsgesetzen haben«, betont die ABDA-Chefin gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Regelwerke wie das in diesem Jahr gegen erheblichen Widerstand beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hätten bekanntlich das Gegenteil bewirkt. Durch den erhöhten Kassenabschlag liege »ab Februar 2023 das packungsbezogene Honorar, abzüglich Kassenabschlag, bei 6,15 Euro«. Damit erlebten die Apothekerinnen und Apotheker »die konkreten Auswirkungen eines ungerechten und ungerechtfertigten Spargesetzes zulasten der Apotheke vor Ort«, rügt die Präsidentin.

Dieses Spargesetz hatte seine Schatten vorausgeworfen. »Bereits vor einem Jahr wussten wir, dass ein Spargesetz kommt«, so Overwiening rückblickend. Schon damals habe sie gefordert, dass die Apotheker »unbedingt vor die Welle kommen« müssen. Jedoch sei es der Apothekerschaft nicht gelungen, mit ihren Botschaften zur Ampelkoalition durchzudringen. »So haben wir alle mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eine schwere Niederlage erlitten. Aus dieser Niederlage müssen wir lernen.« Vor der politischen Entscheidungsfindung über Strukturgesetze für das Gesundheitswesen, die im ersten Halbjahr 2023 anstehen, »müssen wir unsere Erwartungen und Forderungen konkret formulieren und in den Entscheidungsprozess einbringen«.

Zwei Herkulesaufgaben

Konkrete Forderungen stellt der Berufsstand insbesondere, um die beiden »Herkulesaufgaben« der kommenden Jahre – die Sicherung der flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln und die Gewinnung von pharmazeutischen Fachkräften – bewältigen zu können. »Imagekampagnen werden dazu allein nicht ausreichen.« Im Jahr 2023 sind unter anderem ein Strukturreformgesetz für das Gesundheitswesen und ein Gesetz zur Stärkung der Versorgung im ländlichen Raum zu erwarten. Der Berufsstand müsse darum kämpfen, dass diese Pläne die Apothekerbelange beinhalten.

Für Overwiening zählen dazu »die signifikante Weiterentwicklung unseres Honorars« sowie die Abschaffung von Null-Retaxationen und Präqualifizierung, der Erhalt der pharmazeutischen »Beinfreiheit« aus der Coronapandemie, also die Verstetigung pandemiebedingter Erleichterungen bei der Arzneimittelabgabe, und eine »zusätzliche und möglichst punktgenaue und wirksame Stärkung von Apotheken zur Sicherung der flächendeckenden Versorgung«, die für den ländlichen Raum ebenso wie für strukturschwache Stadtteile gelte. Eine weitere Forderung betrifft »wirksame Maßnahmen im Kampf gegen Lieferengpässe ebenso wie eine Vergütung unseres Mehraufwandes für das Lieferengpass-Handling«.

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