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Pharmazeutische Dienstleistungen

Einige Apotheken sind zögerlich

Seit Kurzem können Vor-Ort-Apotheken honorierte pharmazeutische Dienstleistungen anbieten. Wie stehen die Apothekenteams zu dem neuen Leistungsportfolio und haben sie vor, ihr Angebot 2023 auszubauen? Eine Umfrage im Auftrag der PZ zeigt: Der Spirit für das neue Jahr ist zwar da, die Rahmenbedingungen stimmen aber nicht überall.
Jennifer Evans
06.01.2023  16:30 Uhr

Seit Juni 2022 können Patienten in der Apotheke vor Ort pharmazeutische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, für die ihre Krankenkasse dann zahlt. Wie stehen die Apothekenteams selbst zu den neuen Möglichkeiten, die von der Standesvertretung als »ein Meilenstein für die Patientenversorgung« gefeiert werden? Das zeigt eine Umfrage des Informationsdienstleisters Marpinion im Auftrag der PZ bei mehr als 2700 Apothekeninhabern, angestellten Apothekern sowie PTA aus 883 deutschen Apotheken.

Grundsätzlich bewerten mehr als 45 Prozent der Befragten die Möglichkeit, honorierte pharmazeutische Dienstleistungen anbieten zu können, als positiv; rund 30 Prozent sogar als sehr positiv. Für das Jahr 2023 planen daher gut 37 Prozent, ihr Angebot noch auszuweiten, während knapp jeder Zehnte dies nicht vorhat.

Zum Vergleich: Gut 10 Prozent bieten nach eigenen Angaben bereits die fünf nun honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen vollumfänglich an. Das sind: die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation, pharmazeutische Betreuung nach Organtransplantation oder während einer oralen Antitumortherapie. Außerdem zählen die Risikoerfassung bei Bluthochdruckpatienten sowie die Einweisung in die korrekte Anwendung von Inhalativa dazu.

Was spricht dafür, was dagegen?

Aus Sicht der Apothekenteams spricht generell eine Reihe von Argumenten für die neuen Services, wie die Ergebnisse der Online-Erhebung aus dem November 2022 zeigen. Die ersten Plätze belegen demzufolge die Verbesserung der Patientenversorgung (74,8 Prozent), die Kompetenzerweiterung für Apotheken (66,3 Prozent) sowie die Abgrenzung der Vor-Ort-Apotheke vom Versandhandel (65,6 Prozent). Erst danach folgen Gründe wie der erleichterte Zugang zu medizinischen Angeboten für die Patienten (39 Prozent), die gestiegene Attraktivität des Berufs für das etablierte Apothekenpersonal (31,1 Prozent), das mögliche Umsatzpotenzial (14,9 Prozent) sowie die größeren Anreize für den Nachwuchs (11,6 Prozent) oder die Entlastung der Ärzte (4,8 Prozent).

Doch der theoretischen Begeisterung für das neue Angebotsspektrum steht offenbar die Realität im Wege. Gut zwei Drittel der Umfrageteilnehmer gaben nämlich an, dass mangelnde zeitliche Ressourcen ihrer Ansicht nach ein Grund sind, die pharmazeutischen Dienstleitungen nicht anzubieten. Gut 39 Prozent sind der Meinung, dass oft (qualifiziertes) Personal fehlt. Ein weiteres Hindernis stellen die nötigen räumlichen Anforderungen in der Offizin dar, wie fast ein Drittel der Befragten bestätigt. Für andere sprechen das komplizierte Abrechnungsverfahren (18,3 Prozent), die unzureichende Vergütung (17,5 Prozent) sowie die zu hohen Fortbildungskosten (10,4 Prozent) dagegen.

Die Sorge, umliegende Ärzte mit dem eigenen Zusatzangebot verärgern zu können, spielt dagegen nur für jeden zehnten Umfrageteilnehmer eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein (erweitertes) Angebot pharmazeutischer Dienstleistungen. Ein Fünftel nannte die geringe Nachfrage ihrer Kunden als Begründung dafür, auf die Services zu verzichten.

Wie die pharmazeutischen Dienstleistungen die Konkurrenzsituation unter den Vor-Ort-Apotheken künftig verändern werden, können 45 Prozent der Umfrageteilnehmer nach eigenen Angaben nicht richtig beurteilen. Rund 8 Prozent beziehungsweise 18 Prozent gehen hingegen davon aus, dass der Konkurrenzdruck auf jeden Fall zunehmen oder zumindest eher zunehmen wird. Der Meinung, dass sich die Lage dadurch erst einmal nicht verändern wird, ist immerhin mehr als ein Viertel der Befragten.

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