E-Rezept einlösen? Natürlich in der Stammapotheke |
Jennifer Evans |
24.02.2023 14:00 Uhr |
Das E-Rezept könnte die Apotheken vor Ort stärken statt schwächen, wie eine aktuelle Erhebung nun belegt. / Foto: PZ/Alois Mueller
Die Sorge, dass ihre Kunden nach der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts immer mehr zu den Versendern abwandern könnten, treibt nach wie vor einige Vor-Ort-Apotheken um. Die gute Nachricht: Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Steuer- und Wirtschaftsberatungsunternehmens ETL Advision belegt das Gegenteil. Die Kunden kommen mit ihrem E-Rezept nämlich deutlich lieber in die Offizin. »Für die Vor-Ort-Apotheken können es beruhigende Ergebnisse sein, die dennoch eine Notwendigkeit zur Anpassung an digitale Prozesse verdeutlichen«, so das Fazit der beiden Studienautorinnen.
Fast die Hälfte der Befragten bewertet die Einführung des E-Rezepts als sehr positiv oder eher positiv. Gut jeder Fünfte hat eine eher negative bis sehr negative Einstellung zum E-Rezept. Anders ausgedrückt: Fünf von zehn Befragten befürworten das E-Rezept, zwei lehnen es eher ab und die verbleibenden drei sind noch unentschlossen. Die höchste Zustimmung gibt es übrigens in jenen Bundesländern, in denen die Testphasen für die elektronische Verordnung liefen, also Schleswig-Holstein (56 Prozent) und Westfalen-Lippe (54 Prozent). Obwohl die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) dort wegen Datenschutzbedenken den Testlauf wieder abgebrochen hatten. Die Bremer sind mit 64 Prozent die größten Fans des E-Rezepts. Die Bayern und Sachsen je 43 Prozent dagegen weniger begeistert von der digitalen Verordnung.
Interessant ist, dass die Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren mit 26 Prozent die höchste negative Einschätzung zum E-Rezept hat. Hingegen stimmten Personen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren sowie zwischen 40 und 49 Jahren mit je mehr als 58 Prozent positiv ab. Insgesamt ist die Tendenz aber, dass die positive Einschätzung zum E-Rezept mit steigendem Alter abnimmt.
Angesichts »mangelnder Informationspolitik« hierzulande halten die Studienautorinnen die insgesamt positive Grundeinstellung für erstaunlich. Immerhin gaben fast 61 Prozent der Umfrageteilnehmer an, sich eher schlecht oder sehr schlecht über die Nutzung des E-Rezepts informiert zu fühlen. Mit 81 Prozent bemängelten vor allem die 30- bis 39-Jährigen die Informationslücken.
Auf die Frage, ob das E-Rezept bevorzugt in der Stammapotheke bearbeitet werden soll, sprach sich eine Mehrheit von 62 Prozent dafür aus. Rund 15 Prozent würden ihr E-Rezept eher nicht oder auf keinen Fall in die Stammapotheke bringen. Und gut 23 Prozent sind noch unentschlossen.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.