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Studie

Was hält Apothekeninhaber von Medikationsanalysen ab?

Die Inhabenden entscheiden darüber, ob sie Medikationsanalysen in ihren Apotheken anbieten. Viele wollen, tun es aber noch nicht. Eine Studie hat untersucht, welche Starthilfen gewünscht sind.
Daniela Hüttemann
31.01.2023  11:35 Uhr

Im Rahmen einer Interviewstudie haben Forscherinnen 21 Apothekeninhaber und -inhaberinnen quer durch Deutschland befragt und ausgewertet, wovon die Entscheidung, die Medikationsanalyse anzubieten, für sie abhängt. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im »International Journal of Clinical Pharmacy« veröffentlicht.

Die Interviews fanden im Sommer 2021 statt, also etwa ein Jahr bevor mit der »erweiterten Medikationsberatung bei Polymedikation« die Medikationsanalyse für Patienten mit mindestens fünf dauerhaft verordneten Medikamenten zur pharmazeutischen Dienstleistung wurde. Die Kosten werden in diesem Fall nun von den Krankenkassen übernommen. Zuvor hatten bereits einige Apotheken Medikationsanalysen als Selbstzahlerleistung im Angebot.

Die Befragten wünschten sich eine Art Coach für die Implementierungsphase, der auch in die Apotheke kommt, wie es derzeit die ABDA einzelnen Apotheken im Rahmen eines Projekts anbietet, bundesweite Öffentlichkeits-Kampagnen, um eine Nachfrage zu schaffen (laut ABDA für 2023 geplant), weniger Bürokratie im Apothekenalltag, Erleichterungen bei der regulären Arzneimittelabgabe, die stärkere Einbindung von PTA in Teilaufgaben der Medikationsanalyse sowie nicht näher definierte »Incentives« für die Implementierung. Generell glaubten die Inhaber und Inhaberinnen an positive Effekte von Medikationsanalysen.

Als größte Hindernisse wurden eine fehlende/nicht ausreichende Honorierung, Mitarbeitermangel, fehlende Ausbildung und die stärkere Zusammenarbeit mit den Ärzten genannt. Das deckt sich in etwa mit den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 2700 Apothekeninhabenden und -mitarbeitenden, die die PZ Ende 2022 durch den Informationsdienstleister Marpinion durchführen ließ.

Wirtschaftlichkeit der Medikationsanalyse zentraler Faktor

»Trotz der durchweg positiven Haltung der Teilnehmenden gegenüber Medikationsanalysen

glaubten die meisten, dass diese auf einer wirtschaftlich tragfähigen Basis anzubieten, eine Herausforderung wäre«, fasst die Erstautorin Dorothee Michel, selbst Apothekeninhaberin aus Hamburg, gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung zusammen.

Angesichts der sich weiter verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen und des Personalmangels in den Apotheken bleibt dieses Statement nach Michels Einschätzung auch nach Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen als Kassenleistung aktuell. »Wir brauchen aber Medikationsanalysen in allen Apotheken, an jedem Tag«, ist die Apothekerin fest überzeugt. »Das ist mehr als eine »romantische Idee«, wie es ein Interviewter bezeichnet hat.« Zudem gelte: mit jeder durchgeführten Medikationsanalyse wachse die Erfahrung und weniger Zeit werde gebraucht, was sich positiv auf die Rentabilität auswirke.

Michel hat mit ihren Kolleginnen Antonella P. Tonna von der Robert-Gordon-University Aberdeen, Dr. Dorothee Dartsch vom Fortbildungs-Portal Campus Pharmazie und Dr. Anita Weidmann, Professorin für Klinische Pharmazie an der Uni Innsbruck, bereits mit einer Folgestudie begonnen, in der sie mit weiteren Apothekeninhabenden, aber auch Mitarbeitenden von Apothekerkammern in Gruppensitzungen konkrete Maßnahmen zur Implementierung von Medikationsanalysen im Apothekenalltag erarbeiten will. Was genau zum Beispiel erwarten die Apotheken von einem externen Berater, wo genau lassen sich PTA einbinden, was für Incentives sind gemeint? Interessierte können sich hier anmelden.

Zu den Erfolgsfaktoren bei der Implementierung von Medikationsanalysen hatte unter anderem Mitte 2021 bereits ein Team aus Münster ebenfalls im »International Journal of Clinical Pharmacy« publiziert.

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