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Medikationsanalysen im Apothekenalltag

Wie lassen sich Medikationsanalysen im Apothekenalltag implementieren? Das dürften sich künftig mehr und mehr Apotheken fragen. Denn gesetzlich ist vorgesehen, dass die Krankenkassen ab Januar 2022 solche Dienstleistungen erstatten. In einer Studie mit Apotheken aus Westfalen-Lippe identifizierten die Apothekerin Dr. Isabel Waltering sowie die Apotheker Dr. Oliver Schwalbe und Professor Dr. Georg Hempel systematisch Faktoren, die über eine erfolgreiche Umsetzung entscheiden.
Carolin Lang
23.08.2021  13:40 Uhr

Seit September 2012 bietet die Apothekerkammer Westfalen-Lippe mit »Apo-AMTS« ein Schulungsprogramm zur Durchführung von Medikationsanalysen in Apotheken an. »Trotz dessen ist die Zahl der Apotheken, die diese Dienstleistung tatsächlich anbieten, erschreckend gering«, berichtet Waltering. »Um herauszufinden, wovon es abhängt, ob die Umsetzung im Apothekenalltag gelingt oder nicht, initiierten wir also eine Studie.« Dabei identifizierte die Arbeitsgruppe 33 Faktoren, die für eine erfolgreiche Durchführung von Medikationsanalysen in der Apotheke entscheidend sind. Apotheken könnten diese künftig berücksichtigen, um entsprechende Maßnahmen zur Etablierung oder Optimierung dieser Dienstleistung zu treffen.

Die Studie startete im März 2017 und lief über zwei Jahre. Alle teilnehmenden Apotheken lagen im Bereich der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, waren AMTS-qualifizierte Apotheken und erhielten über ein Pilotprojekt mit der AOK-Nordwest 80 Euro für jede dokumentierte Medikationsanalyse (3A-Projekt). Um Faktoren zu identifizieren, die bei gleichen Voraussetzungen über eine erfolgreiche Implementierung in den Apotheken entscheiden, verglich die Arbeitsgruppe Apotheken, die in einem definierten Zeitraum von vier Monaten die meisten Medikationsanalysen durchgeführt hatten (Positive-Devianz-Gruppe) mit Apotheken, die währenddessen keine Medikationsanalysen durchgeführt hatten (Kontrollgruppe). Jeweils elf Apotheken pro Gruppe wurden in die Studie einbezogen.

Zur Datengewinnung führte das Team insgesamt 44 Gespräche mit AMTS-Managern und -Managerinnen, PTA oder Apotheken- beziehungsweise Filialleitung der beteiligten Apotheken und wertete die Antworten anschließend systematisch aus. Die Ergebnisse erschienen kürzlich im »International Journal of Clinical Pharmacy«.

Organisatorische Erfolgsfaktoren

Die Einbindung des gesamten Teams ist demnach einer der wichtigsten organisatorischen Faktoren für eine erfolgreiche Implementierung von Medikationsanalysen in den Arbeitsalltag einer öffentlichen Apotheke. Das Apothekenteam sollte die Rolle eines jeden Mitarbeiters gemeinsam festlegen. »Es ist extrem wichtig, dass alle im Team die Medikationsanalyse als sinnvolle Dienstleistung ansehen. Neben den AMTS-Managerinnen und -Managern können auch PKA und PTA wertvolle Aufgaben übernehmen und sollten aktiv eingebunden werden«, betont Schwalbe. PKA könnten sich beispielsweise am Marketing beteiligen, die Medikationsanalyse vorbereiten, Rechnungen schreiben oder die Terminvergabe verwalten.

»PTA wiederum nehmen eine Schlüsselrolle bei der Identifizierung und der Ansprache von Patienten ein. Sie haben extrem viel Patientenkontakt und können dafür sorgen, dass die Medikationsanalyse von den Kunden angenommen wird«, führt er weiter aus. »PTA sollten später unbedingt ein Feedback für ihren akquirierten Patienten bekommen und erfahren, was die Analyse ergeben hat«, ergänzt Waltering.

Daneben sei die kontinuierliche Schulung aller Teammitglieder in den verschiedenen Aspekten der Medikationsanalyse von großer Bedeutung. Die Vorteile der Medikationsanalyse, die Identifizierung und Akquirierung von Patienten sowie die Durchführung der Medikationsanalyse an sich sollten regelmäßig thematisiert werden. Zudem sei es sinnvoll, interessante Ergebnisse einer Analyse gemeinsam im Team zu besprechen, so Waltering. »Für den Anfang können sich einzelne Apotheker bei der Medikationsanalyse auf verschiedene Krankheiten oder Arzneimittelklassen spezialisieren. So gewinnen sie mehr Sicherheit«, führt sie weiter aus.

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