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Grippeimpfung für Kinder

Wer soll sich denn nun impfen lassen?

»Kinderärzte empfehlen Grippeimpfung für alle Kinder«, titelten am Wochenende viele überregionale Medien. Das erstaunt, denn die offizielle Empfehlung lautet anders. Bevorzugt sollen Angehörige von Risikogruppen geimpft werden.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 31.08.2020  15:32 Uhr

Vermutlich war es auch der Meldungsflaute am Wochenende geschuldet, dass die Interviewaussage eines Kinderarztes am Sonntag so breite Resonanz fand. »Ich empfehle allen Eltern, ihre Kinder in diesem Jahr gegen Influenza impfen zu lassen«, hatte Professor Dr. Johannes Hübner, leitender Oberarzt der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München, der »Welt am Sonntag« gesagt. Diese Aussage griffen im Lauf des Sonntags viele Medien auf und stellten sie als allgemeine Empfehlung von Kinderärzten dar.

Hübner ist zwar nicht irgendwer, sondern Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Auf einer Linie mit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) lag er mit seiner Empfehlung aber nicht. Denn diese hatte wiederholt betont, dass auch in der aktuellen Coronavirus-Pandemie nicht jeder, sondern prioritär Angehörige von Risikogruppen gegen Grippe geimpft werden sollen. Im Einzelnen sind dies Ältere (ab 60 Jahren), Schwangere, chronisch Kranke, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die eine Infektionsquelle für eine der genannten Gruppen darstellen könnten.

Hintergrund ist eine wohl zu erwartende Knappheit an Impfstoff, wenn viel mehr Menschen als sonst geimpft werden wollen. Inklusive einer vom Bundesgesundheitsministerium extra beschafften nationalen Reserve werden für die Saison 2020/2021 etwa 25 Millionen Dosen Grippeimpfstoff zur Verfügung stehen. Somit könnte sich nur ein knappes Drittel der Bevölkerung impfen lassen. In einer Umfrage unter 5002 Personen gab jedoch kürzlich die Hälfte der Befragten an, sich dieses Jahr gegen Grippe impfen lassen zu wollen.

Auch Spahn nicht auf STIKO-Linie

Das ist deutlich mehr als sonst, denn gerade bei der Grippe sind seit Jahren die vergleichsweise niedrigen Impfquoten ein Thema. Um diese zu steigern, hat die Bundesregierung mit dem Apotheken-Stärkungsgesetz die Möglichkeit geschaffen, dass Apotheken im Rahmen von Modellprojekten gegen Grippe impfen. Mit der Umsetzung sind die Apotheker derzeit beschäftigt.

Die Impfquote bei der Grippe zu steigern, ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Anliegen. »Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun«, sagte Spahn ebenfalls gegenüber der »Welt am Sonntag«. Anders als die STIKO geht er offenbar davon aus, dass die vorhandenen Impfdosen für alle Interessenten reichen werden. Insgesamt wurden für diese Saison bereits 13,6 Millionen Dosen Grippeimpfstoff vom Paul-Ehrlich-Institut freigegeben. Die Unternehmen Seqirus und Glaxo-Smith-Kline kündigten heute an, mit der Auslieferung ihrer Impfstoffe zu beginnen.

Infektionsketten unterbrechen

Ganz abgesehen von der Frage der Verfügbarkeit von Impfstoffdosen ist die Empfehlung, alle Kinder gegen Grippe zu impfen, medizinisch sinnvoll. Gegenüber der »Welt am Sonntag« begründete Hübner seine Empfehlung damit, dass Kinder das Influenzavirus »maßgeblich übertragen«. Anders als die STIKO empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) daher auch eine jährliche Grippeimpfung aller Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.

Erst im März hatte eine Studie gezeigt, dass es ältere Menschen unter Umständen sogar besser schützen könnte, Kinder gegen Influenza zu impfen als selbst geimpft zu werden. Hintergrund ist, dass die Effektivität der Grippeimpfung im Alter aufgrund der Immunseneszenz stark abnimmt, sodass die eigene Impfung Senioren nur einen begrenzten Schutz bietet. Unterbricht man dagegen die Infektionsketten durch konsequentes Durchimpfen der Jungen, sind auch die Alten besser geschützt.

Insofern kann man argumentieren, dass Kinder durchaus als Personen gelten, die eine Infektionsquelle für eine der vulnerablen Gruppen darstellen können, obwohl sie, wenn sie nicht im selben Haushalt leben, streng genommen nicht unter die STIKO-Empfehlung fallen. Angesichts der niedrigen Impfquoten war es bislang schwer vorstellbar, dass ein Arzt einem Impfwilligen die Grippeimpfung verweigert, egal ob Kind oder Erwachsener. Sollte der Grippeimpfstoff knapp werden, könnte in der Saison 2020/2021 aber durchaus auch dieser Fall eintreten.

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