Wegweiser im App-Dschungel |
Weitere Informationsquellen sind die Stiftung Warentest, Digimeda, HealthOn sowie das KV App Radar. Die Stiftung Warentest bewertet nicht nur regelmäßig Fitnesstracker und Smartwatches (zuletzt im November 2021; 15), sondern hat sich bereits mit Online-Therapien bei Depressionen (Juni 2019; 16) und Apps bei Angststörungen (Oktober 2021; 17) sowie Apps zur Medikamenten-Einnahme (Februar 2021, 18) befasst.
Das Portal HealthOn ist nach eigenen Angaben die größte Informations-, Bewertungs- und Qualitätsplattform in Deutschland für Gesundheits-Apps und alles, was darunterfällt (19). Es besteht bereits seit 2011. Gründerin und Chefredakteurin ist Apothekerin Dr. Ursula Kramer. HealthOn erstellt unter anderem Testberichte und Marktanalysen für Gesundheits-Apps, vergibt das Siegel »Ehrenkodex« nach Prüfung von sieben Kriterien und berät Entwickler von Gesundheits-Apps. Die Datenbank enthält derzeit mehr als 1200 getestete Apps.
Eine weitere Datenbank für digitale Medizin ist Digimeda (20). Cave: Das Portal verwendet den Begriff DiGA umfassender als das BfArM, und zwar für alle möglichen »Apps, Websites, Chatbots, Skills für digitale Sprachassistenten (wie Alexa, Google Home etc.), Computerprogramme oder mit einer App verknüpfte Geräte, die für die Nutzung durch Patienten und/oder Angehörige vorgesehen sind«. Digimeda listet digitale Anwendungen auf, die der Vorsorge, Diagnose, Behandlung oder dem Management konkreter Krankheiten dienen, nicht aber allgemeine Gesundheits-Apps mit Wellness-Charakter wie Schrittzähler, Kalorienrechner oder Sport. Finanziert wird das Portal von der Spirit Link GmbH, einer »Agentur für HealthCare-Marketingkommunikation«.
Orientierung für Ärzte und Psychotherapeuten bietet seit gut einem Jahr das »KV App Radar« (21), bereitgestellt vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI). Hier können Ärzte und Psychotherapeuten (nur nach Registrierung als KV-Mitglied) Gesundheits-Apps selbst bewerten. Das gemeinnützige Angebot listet bereits 3700 Apps auf, die sich fachspezifisch anzeigen lassen. Wissenschaftliche Gutachten, zum Beispiel für häufig genutzte Apps, und Informationen für Patienten sind laut Website in Planung. Die Hausärzte planen laut Goebel ebenfalls ein App-Bewertungsportal, ebenso die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Apotheker sollten sich ein eigenes Bild von Gesundheits-Apps machen und diese selbst bewerten können. Hilfreich sind dabei Datenbanken und Checklisten. / Foto: Fotolia/Molinero
»Wir sollten uns als Apotheker ein eigenes Bild von Gesundheits-Apps machen können, die wir in Apotheken nutzen und ausgewählten Patienten empfehlen«, meint Goebel. So gebe es mittlerweile Checklisten und Hilfsmittel, um Patienten-Apps schnell zu bewerten, zum Beispiel vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS; 22), dem Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (Afgis; 23) oder von Krankenkassen wie der TK (24). Kriterienkataloge zum Gesundheits-App-Check bieten auch HealthOn (»Ehrenkodex«; 25) und Digimeda (»Qualität von Apps« 26).
Ausführliche Informationen für Nutzer von Gesundheits-Apps gibt auch Kapitel 13 der eingangs zitierten CHARISMHA-Studie (27). Im besten Fall macht sich das Apothekenteam gemeinsam Gedanken, welche Kriterien es besonders wichtig findet, und erstellt eine eigene Checkliste als QMS-Dokument.
»Es gibt eine rasante Zunahme bei den Gesundheits-Apps, auch bei krankheitsspezifischen Apps«, fasst Goebel zusammen. »Die Potenziale von Apps zu kennen und individuell dazu zu beraten, sollten Apotheker nicht allein den anderen Gesundheitsberufen und Krankenkassen überlassen. Die Apotheke als vertrauenswürdigen Ort der Beratung in allen Gesundheitsfragen wie auch zu digitalen Gesundheitsanwendungen weiterzuentwickeln, ist ein tragfähiger Zukunftsbaustein für die Apotheke vor Ort«, ist der Apotheker überzeugt. »Pharmazeutisch und digital kompetent – setzen Sie auf diese Kombination im Apothekenteam!«
Dieser Titelbeitrag entstand auf Basis des Vortrags »Gesundheits-Apps – Digitale Helfer für die Offizin« von Dr. Ralf Goebel in einer Webinar-Reihe zur Digitalisierung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Der Artikel ist Auftakt der neuen PZ-Serie »PZ-App-Check«, die Goebel und PZ-Redakteurin Daniela Hüttemann gemeinsam konzipiert haben. Darin stellen wir in den kommenden Monaten indikationsbezogen empfehlenswerte Gesundheits-Apps vor. Den Auftakt wird in der PZ 04/2022 die Indikation Übergewicht machen.
Daniela Hüttemann studierte Pharmazie an der Philipps-Universität in Marburg. Einen Teil ihres praktischen Jahres forschte sie an der medizinischen Fakultät der National University of Singapore. 2007 erhielt sie die Approbation und begann ein Volontariat bei der Pharmazeutischen Zeitung. Seit 2008 ist sie festes Redaktionsmitglied. Als »Digital Native« nutzt sie selbst gern Gesundheits-Apps auf ihrem Smartphone und eine Fitness-Uhr.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.