Pharmazeutische Zeitung online
Neu im DiGA-Verzeichnis

Zweite App auf Rezept zur Unterstützung von MS-Patienten 

Mit »Levidex« steht seit Kurzem eine zweite verordnungsfähige digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) für Patienten und Patientinnen mit multipler Sklerose (MS) zur Verfügung.
Daniela Hüttemann
13.01.2023  07:00 Uhr

»Levidex« vermittelt zum einen Grundwissen über die Autoimmunerkrankung, die auch als »Krankheit der 1000 Gesichter« bezeichnet wird, weil die Verläufe sehr unterschiedlich sein können. Neben typischen Symptomen wie Gang- und Sehstörungen kann es auch zu Darm- und Blasenproblemen sowie psychischen Belastungen wie Ängsten und Depressionen kommen. Zum anderen gibt die App Tipps zum Umgang mit der Erkrankung, wobei der Fokus auf MS-bedingten physischen und psychischen Störungen liegt.

»Als Autoimmunerkrankung ist MS zwar nicht heilbar, doch ihr Fortschreiten lässt sich bremsen – zum einen durch Medikamente, aber auch durch einen gesunden Lebensstil«, so Dr. Mario Weiss, Arzt und Vorstandsvorsitzender des Anbieters Gaia, einem Hamburger Unternehmen, dass sich auf Gesundheits-Apps spezialisiert hat.

Das Programm kann zusätzlich zur medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung ärztlich verordnet werden, da es Anfang Januar vorläufig ins Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen wurde.

»Je besser Sie Ihre MS verstehen, umso bewusster können Sie Ihr Leben gestalten«, wirbt Anbieter Gaia auf seiner Produkt-Website. Das Programm wurde gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelt. Die neue DiGA basiert vor allem auf der kognitiven Verhaltenstherapie sowie Psychoneuroimmunologie. Das Programm will die Patienten in ihrem Alltag unterstützen, zum Beispiel mit Tipps zu Stressbewältigung, Bewegung und gesunder Ernährung. So soll auch die Immungesundheit verbessert werden. Dabei führt der Anwender ein virtuelles Gespräch mit dem Online-Programm, das über Smartphone, Tablet oder PC genutzt werden kann. Die App richtet sich nach den Bedürfnissen Patienten und passt den weiteren Verlauf daran an.

Normalerweise können DiGA nur quartalsweise verordnet werden. Bei Levidex können die Patienten die DiGA nach einmaliger Verordnung dagegen ein Jahr lang nutzen, um langfristige Verhaltensänderungen zu etablieren. 

Die Wirksamkeit wurde in einer randomisierten, kontrollierten Studie mit  421 MS-Patienten nachgewiesen. Nach sechs Monaten hatte sich die MS-bezogene Lebensqualität in der Gruppe, die zusätzlich zur Standardtherapie Levidex nutzte, nachweislich verbessert. Die Nutzer waren weniger Tage krank geschrieben als die Vergleichsgruppe unter Standardtherapie. Zudem besserte sich die Kognition.

Es ist die zweite Anwendung für die Indikation Multiple Sklerose, die es ins DiGA-Verzeichnis geschafft hat. Bereits dauerhaft aufgenommen ist »Elevida«, ebenfalls von der Firma Gaia. Sie ist bei MS-Patienten indiziert, wenn zusätzlich eine Fatigue vorliegt. Hier liegt der Fokus darauf, die Fatigue zu reduzieren. Mehr über Elevida und andere Medizin-Apps bei MS lesen Sie im entsprechendem PZ App-Check (Stand Mai 2022).

Mehr von Avoxa