Eine Patientin, 78 Jahre, kommt zur Medikationsanalyse in die Apotheke. Sie war bis vor einer Woche wegen einer Knieoperation im Krankenhaus. Die Frau berichtet, dass sie aufgrund der gestiegenen Blutzuckerwerte ein neues Medikament erhalten habe. Als Erstes vergleicht die Apothekerin die Medikation (Tabelle 2).
Dabei ergibt sich, dass wegen der Herzinsuffizienz und der verschlechterten Blutzuckerwerte Empagliflozin neu angesetzt wurde. Gegen die Schmerzen nach der Operation sollte die Patientin eine Woche lang Ibuprofen 600 mg gemeinsam mit Pantoprazol einnehmen. Auf Nachfrage berichtet die Frau, dass sich ihre Nierenwerte verschlechtert hätten. In den Laborbefunden findet die Apothekerin eine eGFR von 40 ml/min. Sie rät der Patientin wegen der Wechselwirkung von Ibuprofen, Ramipril und Torasemid zu einer Überwachung der Nierenwerte beim Hausarzt. Eine dauerhafte Einnahme von Ibuprofen oder anderen NSAR sei nicht zu empfehlen. Gegen Schmerzen könne der Hausarzt jedoch Novaminsulfon verordnen.
| Medikation | vor dem Krankenhaus | nach dem Krankenhaus |
|---|---|---|
| Ramipril 5 mg | 1-0-0-0 | 1-0-0-0 |
| Bisoprolol 5 mg | 1-0-0-0 | 1-0-0-0 |
| Torasemid 5 mg | 1-0-0-0 | 1-0-0-0 |
| Metformin | 1000 mg 1-0-1-0 | 500 mg 1-0-1-0 |
| Alendronsäure | alle 7 Tage | alle 7 Tage |
| Dekristol 20.000 IE | alle 14 Tage | alle 14 Tage |
| Ibuprofen 600 mg | 1-1-1-0 | |
| Empagliflozin 10 mg | 1-0-0-0 | |
| Pantoprazol 40 mg | 1-0-0-0 |
Aufgrund der verminderten Nierenfunktion wurde vermutlich die Dosierung von Metformin halbiert, um das Risiko einer Lactatazidose zu senken.
Eine Information zu dem neuen Diabetesmedikament hat die Patientin nicht erhalten. Die Apothekerin nutzt die erweiterte Medikationsberatung dazu, die Wirkweise von Empagliflozin zu erläutern und auf die Trinkmenge hinzuweisen, da Empagliflozin die Flüssigkeitsausscheidung erhöht. Aufgrund der vermehrten Ausscheidung von Glucose über den Urin rät sie der Patientin, besonders auf die Hygiene nach dem Wasserlassen zu achten, um mögliche Pilzinfektionen im Genitalbereich zu vermeiden.
Abschließend bestärkt die Apothekerin die Patientin bezüglich der Vitamin-D-Einnahme, um ihre Knochengesundheit zu stärken. Sie weist sie außerdem auf die Einnahme von Alendronsäure nüchtern mit einem Glas Leitungswasser mit einem Abstand von mindestens 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit hin. Aufgrund der Einnahme von Metformin und dem Protonenpumpenhemmer bietet sie zusätzlich noch ein Vitamin-B12-Präparat an, da Diabetespatienten hier häufig einen Mangel aufweisen.
Dr. Katja Renner ist Apothekerin in der Apotheke am MDZ in Heinsberg und arbeitet als Referentin für verschiedene Apothekerkammern und die ABDA. Ihre Schwerpunkte sind Arzneimitteltherapiesicherheit und praxisnahe Aspekte zu Themen wie Depressionen, Atemwegserkrankungen, Kinderkrankheiten und Arzneimittel in der Schwangerschaft. Sie ist Vertreterin der AMK in mehreren Leitlinienkommissionen und war an der Aktualisierung der Leitlinie zur unipolaren Depression beteiligt. Im Leitungsteam von ATHINA setzt sie sich für die Implementierung der pharmazeutischen Dienstleistungen ein. Dr. Renner ist Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Nordrhein.