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Diabetes-Leitlinie

Therapie nicht mehr nur vom HbA1c-Wert abhängig

Die Nationale Versorgungsleitlinie wird derzeit komplett überarbeitet. Beim Pharmacon@home stellte die Past-Präsidentin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft die wichtigsten Änderungen bei der medikamentösen Therapie und Entscheidungsfindung vor.
Daniela Hüttemann
01.06.2021  18:00 Uhr

Ende März wurde die zweite Auflage der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes veröffentlicht. Bislang umfasst sie je ein Kapitel zur medikamentösen Therapie sowie zur partizipativen Entscheidungsfindung, die Professor Dr. Monika Kellerer, bis vor Kurzem Präsidentin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und nun deren Past-Präsidentin, beim Pharmacon@home erläuterte. Weitere Kapitel sollen folgen, darunter die nicht-medikamentöse Therapie sowie zur interprofessionellen Zusammenarbeit.

»Die Rolle der Apotheker in der Versorgung der Patienten wird dabei zunehmend wichtiger«, betonte die Diabetologin vom Marienhospital Stuttgart. Viele Typ-2-Diabetiker seien von Multimorbidität und Polymedikation betroffen, dementsprechend groß sei der Bedarf an Medikationsanalysen und Medikationsmanagement. Therapieziele sollen laut NVL gemeinsam zwischen Arzt und Patient festgelegt werden. Während Ärzte dabei eher Blutzuckerwerte und andere Risikofaktoren für Folgeerkrankungen im Blick hätten, gehe es den Patienten vielmehr auch um ihre Unabhängig und Lebensqualität im Alltag. Das sollte bei der Formulierung der Therapieziele und der Auswahl der entsprechenden Medikamente berücksichtigt werden.

»Wir müssen die Patienten hier umfassend und verständlich über die Vor- und Nachteile der therapeutischen Optionen aufklären – eine Herkules-Aufgabe, an der sich auch die Apotheken beteiligen könnten«, so Kellerer. Die Pharmazeuten könnten zum Beispiel die Nebenwirkungen noch einmal genauer erläutern – und auch darauf hinweisen, dass viele nur vorübergehend zu Therapiebeginn auftreten und dann nachlassen, zum Beispiel die Übelkeit bei GLP-1-Rezeptoragonisten. So leiden anfangs mehr als 10 Prozent der Patienten darunter, nach acht Wochen jedoch nur noch 4 Prozent.

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