Was im Alter zu beachten ist |
Eine Diabetestherapie ist komplex. Komplizierte Arzneimittel, Kontrolle der Blutzuckerwerte und Polymedikation stellen besonders alte Menschen vor eine große Herausforderung. Daher sollten Apotheker die pDL »Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation« anbieten, wenn Patienten mehr als fünf systemisch wirkende Medikamente in der Dauermedikation haben. Dabei wird der Medikationsplan mit der tatsächlich eingenommenen Medikation abgeglichen, eventuell unter Arztrücksprache aktualisiert und die Gesamtmedikation auf definierte arzneimittelbezogene Probleme überprüft.
Werden Insulinpens benutzt, sollte sich das Apothekenteam die konkrete Anwendung zeigen lassen. Was ist hierbei besonders wichtig: Kann der Senior das Dosierungsfenster klar ablesen, beherrscht er den Auslösevorgang und kann er regelmäßig die Nadeln nach jedem Spritzen wechseln?
Hinweise zu Ernährung, Bewegung, Sturzprophylaxe und Prävention von Folgeerkrankungen des Diabetes sollten eingebunden werden.
Wichtig ist es, bei insulinpflichtigen Patienten die Sensibilisierung für Hypoglykämien zu schulen. Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass ausgelassene Mahlzeiten, Überdosierungen von Insulin oder Infekte ein Risiko für Unterzuckerungen darstellen. Hunger, Schwitzen und Herzrasen sind typische Anzeichen, die eine Messung des Blutzuckers erforderlich machen. Patienten und ihre Angehörigen sollten wissen, dass Betablocker die Hypoglykämie-Symptome maskieren können und dass flüssige Zuckerlösungen oder Traubenzucker für den Notfall immer griffbereit sein sollten.
Häufige diabetesbedingte Komplikationen, die im Alter oftmals bereits manifest sind, sind mikro- und makrovaskuläre sowie neuropathische Schäden. Eine jährliche Kontrolle der Augen, Nieren, Nerven und Gefäße ist daher dringend zu empfehlen.
Wenn Diabetespatienten in der Selbstmedikation Wünsche äußern, sollte das Apothekenpersonal immer hinterfragen, ob es sich um akute Beschwerden handelt oder ob diese bereits chronisch bestehen und mit einer schlechten Blutzucker-Einstellung in Zusammenhang stehen können. Beispiele sind chronische Wundheilungsstörungen, Missempfindungen in den Füßen aufgrund einer diabetischen Neuropathie oder Pilzinfektionen. Hier kann die Apotheke ihre Lotsenfunktion nutzen, die Grenzen der Selbstmedikation erkennen und den Patienten, wenn nötig, an den Arzt verweisen.