Was geht, was geht nicht? |
Verschiedene Folgeerkrankungen sind typisch für eine Leberinsuffizienz. Zu ihrer Behandlung werden charakteristische Arzneimittel und Dosierungen eingesetzt, anhand derer man die Patienten oft erkennen kann (Tabelle 1). Vor allem die Kombination der Medikation gibt einen Hinweis, dass der Patient sehr wahrscheinlich an einer Leberinsuffizienz leidet.
Eine Leberinsuffizienz, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, beeinflusst Pharmakokinetik und Pharmakodynamik. Bei der Pharmakokinetik geht es nicht nur um eine eingeschränkte hepatische Metabolisierung, sondern auch um Veränderungen der Absorption (zum Beispiel oral oft verzögert), der Verteilung (zum Beispiel durch große hydrophile Kompartimente bei Aszites oder mehr freien Arzneistoff bei geringem Albuminspiegel) oder Elimination (zum Beispiel mit der Galle). Viele Patienten haben bei fortgeschrittener Leberinsuffizienz zusätzlich eine eingeschränkte Nierenfunktion. Hinsichtlich der Pharmakodynamik können Nebenwirkungen und veränderte Wirkungen der Arzneistoffe von Bedeutung sein.
Arzneistoff | Wirkung | Tägliche Dosierung | Kommentar |
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Portale Hypertonie | |||
Propranolol | nicht selektiver Betablocker (β1, β2), Blutdrucksenkung | initial 2×10 bis 20 mgZieldosis bis zu 320 mg (selten erreicht) | zugelassen in der Indikation, Compliance wegen systemischer Blutdrucksenkung schwierig |
Carvedilol | nicht selektiver Betablocker (β1, β2, α1), Blutdrucksenkung | initial 1×3,25 bis 6,25 mgZieldosis 12,5 bis 25 mg | keine Zulassung in der Indikation in Deutschland, Compliance wegen systemischer Blutdrucksenkung schwierig |
Aszites | |||
Spironolacton | Aldosteron-Antagonist, Diuretikum | initial 100 mg, Anpassung nach VerlaufMaximaldosis 400 mg | in schweren Fällen Kombination mit Schleifendiuretikumcave: Elektrolytverschiebungencave: Gynäkomastie als Nebenwirkung |
Hepatische Enzephalopathie | |||
Lactulose | nicht resorbierbares Disaccharid Senkung der Ammoniakproduktion im Darm durch pH-Änderung, Laxans | 3×10 bis 30 ml | erwünscht sind zwei bis drei weiche Stuhlgängecave: Diarrhö |
Rifaximin | nicht resorbierbares Antibiotikum, hemmt Ammoniak-produzierende Bakterien | 2×550 mg | auch in Kombination mit Lactulose |
Ornithinaspartat | Substrat im Harnstoffzyklus, Ammoniak-Umsatz gesteigert | 3×3 bis 6 g | |
Rezidivierende Ulcera, Risiko Ösophagusvarizen-Blutung | |||
PPI, zum Beispiel Pantoprazol, Esomeprazol | Protonenpumpeninhibition | zum Beispiel 1×40 mg Pantoprazol | Dauertherapie kritisch hinterfragen |