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Invasive Mykosen

Was Apotheker dazu wissen sollten

Invasive Mykosen sind lebensgefährliche Notfälle, die eine sofortige stationäre Therapie erfordern. Welche Patienten sind betroffen, wie werden sie behandelt und worauf sollten Apotheker in der Offizin bei der Beratung achten?
AutorKontaktStephanie Kirschke
AutorKontaktTill Klein
Datum 07.07.2024  08:00 Uhr

Invasive Mykosen sind durch Pilze verursachte Infektionen der inneren Organe sowie Blutstrominfektionen bis hin zur Sepsis (1). Sie betreffen fast ausschließlich immundefiziente Patienten und treten bedeutend seltener auf als topische Mykosen wie Fuß- und Nagelpilz. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch steigende Inzidenzen zu verzeichnen (1, 2). So erkranken aktuellen Schätzungen zufolge pro Jahr weltweit etwa 4,7 Millionen Menschen an invasiven Pilzinfektionen, die zu mehr als 2,3 Millionen Todesfällen führen (3). Invasive Mykosen verzögern zudem medizinisch notwendige Behandlungen, zum Beispiel Chemotherapien, verlängern Krankenhausaufenthalte und verursachen erhebliche Kosten im Gesundheitswesen (4, 5, 6).

In den medialen Fokus gerieten invasive Mykosen während der COVID-19-Pandemie, als pulmonale Aspergillosen und Mucormykosen (»schwarzer Schimmel«) gehäuft als Sekundärinfektionen bei invasiv beatmeten Patienten auftraten (7, 8). 2022 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmalig ein Strategiepapier, in dem auf die globale Bedrohung durch zunehmende Antimykotika-Resistenzen hingewiesen und der rationale optimierte Einsatz vorhandener Wirkstoffklassen gefordert wurde (9).

Dass Krankenhausapotheker durch intensivierte Beratung nicht nur den Antimykotika-Einsatz selbst, sondern auch die Diagnostik invasiver Mykosen verbessern können, ist durch Studien belegt (10). Da die Behandlung häufig eine langfristige Einnahme von Antimykotika erfordert, haben auch Offizinapotheker Kontakt zu Patienten und können durch ihre Beratung entscheidend zu einer sicheren und wirksamen Therapie beitragen.

Pilz ist nicht gleich Pilz

In Deutschland stellen Schätzungen zufolge Candidiasis, Aspergillosen und Pneumozystosen die häufigsten invasiven Mykosen dar. So sind pro Jahr etwa 2000 bis 12.000 Candida-Infektionen und 1000 bis 5000 Aspergillus-Infektionen zu verzeichnen (11, 12). Mucormykosen, Kryptokokkosen und Histoplasmosen treten seltener auf.

Gemein ist invasiven Mykosen eine hohe Mortalität von rund 35 bis 85 Prozent (2, 3). Hinsichtlich Übertragung, betroffener Organsysteme und Symptome unterscheiden sich die Mykosen hingegen teilweise grundlegend (Tabelle 1). So erfolgen beispielsweise Aspergillus- und Pneumocystis-Infektionen exogen durch die Inhalation von Sporen, während Candida-Infektionen in der Regel endogen aus einer Kolonisation der Schleimhäute entstehen, seltener auch exogen durch infiziertes Fremdmaterial (11, 13, 14).

Erreger Übertragung Klinisches Bild Diagnostik
Invasive Candidiasis
Candida albicans
Non-albicans-Arten:
C. glabrata, C. auris, C. parapsilosis und weitere
primär endogen durch Translokation des Erregers, ausgehend von Kolonisation der Haut oder Schleimhäute
exogen durch infiziertes Fremdmaterial, zum Beispiel zentralvenöse Katheter, Prothesen
Blutstrominfektion (Candidämie)
hämatogene Streuung und Beteiligung verschiedener Organe möglich, darunter Augen, Leber, Niere, Milz, Gelenke, Knochen
Symptome: Fieber, Leberdruckschmerz bei hepatolienaler Candidiasis
(Blut-)Kultur als Standard
serologischer Nachweis: beta-D-Glukan, Mannan-Antigen/Antikörper
bei Verdacht auf Organbeteiligung: Sonografie, CT, MRT
Invasive Aspergillose
Aspergillus fumigatus
seltener:
A. flavus, A. nidulans, A. terreus und weitere
exogen, primär durch Inhalation von Sporen primär pulmonale Aspergillose oder Aspergillose der NNH
hämatogene Streuung und Beteiligung verschiedener Organe möglich, darunter ZNS, Leber, Niere, Haut, Darm
Symptome: Fieber, Brustschmerz, Dyspnoe, Husten, Hämoptysen
Bildgebung als Standard: HR-CT
serologischer Nachweis: beta-D-Glukan, Galactomannan
molekularer Nachweis: PCR
mikroskopischer und kultureller Nachweis, zum Beispiel aus Lungenbiopsat
Pneumozystose
Pneumocystis jirovecii
exogen durch Inhalation von Erregern fast ausschließlich pulmonale Infektion
extrapulmonale Manifestation höchst selten, darunter Leber, Lymphknoten, Milz pulmonale Infektion
Symptome: nicht produktiver Husten, Dyspnoe, niedrig-/mittelgradiges Fieber, Tachypnoe
Standard: PCR und mikroskopischer Nachweis aus Material der unteren Atemwege
serologischer Nachweis: beta-D-Glukan
Bildgebung: Röntgen, CT
kultureller Nachweis nicht etabliert
Tabelle 1: Übersicht zur Übertragung, Klinik und Diagnostik der in Deutschland häufigsten invasiven Mykosen (11, 13, 18, 19)

Eine Sonderstellung nimmt Candida auris ein. Dieser Erreger wird per Schmierinfektion effizienter von Mensch zu Mensch übertragen als andere Candida-Arten und hat hierdurch inzwischen auch in Deutschland zu größeren nosokomialen Ausbrüchen geführt (13, 15). Candida auris ist zudem in der Lage, zahlreiche Antimykotika-Resistenzen zu entwickeln und wird daher – wie auch Aspergillus fumigatus aufgrund zunehmender Resistenzen gegenüber Azolantimykotika – von der WHO als besonders kritisch für die öffentliche Gesundheit eingestuft (9).

Die Diagnostik invasiver Mykosen ist komplex und stützt sich auf den Erregernachweis mittels kultureller Anzucht, mikroskopischer, serologischer und molekularer Methoden sowie auf klinische und radiologische Untersuchungen (Tabelle 1) (11). Bei serologischen Tests auf die Zellwandbestandteile beta-D-Glukan (BDG) und Galactomannan (GM, »Aspergillus-Antigen«, Nachweis zum Beispiel auch aus bronchoalveolärer Lavage), muss die Medikation des Patienten als potenzieller Störfaktor berücksichtigt werden. So können Immunglobuline und Humanalbumin zu erhöhten BDG-Werten und verschiedene Antibiotika, unter anderem Piperacillin/Tazobactam und Amoxicillin/Clavulansäure, zu erhöhten GM-Werten führen (14, 16, 17).

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