Was Apotheker dazu wissen sollten |
Da in der ambulanten Langzeitbehandlung in der Regel die oral verfügbaren Azolantimykotika eingesetzt werden, benötigen Offizinapotheker insbesondere zu dieser Wirkstoffklasse solides Fachwissen für eine kompetente Beratung. Der Fokus liegt auf Dosierung und Einnahme, potenziellen Interaktionen mit der Komedikation sowie ausgewählten Nebenwirkungen. Dass vor allem im Hinblick auf die korrekte Einnahme und Dosierung nicht nur Wirkstoff-, sondern auch Darreichungsform-spezifische Besonderheiten berücksichtigt werden müssen, zeigt Posaconazol (Tabelle 2, Seite 36).
Posaconazol ist eines der lipophilsten Azolantimykotika und weist eine pH-Wert-abhängige Löslichkeit auf. In Deutschland ist es zur oralen Einnahme aktuell als Suspension, magensaftresistente Tablette sowie als magensaftresistentes Pulver zur Herstellung einer Suspension verfügbar.
Um bei Verwendung der herkömmlichen Suspension eine ausreichende Resorption zu gewährleisten, sollte die Einnahme während oder unmittelbar nach einer fetthaltigen Mahlzeit erfolgen (25). Im Vergleich zur Nüchterneinnahme steigt die AUC hierdurch auf rund das Vierfache an.
Zu berücksichtigen ist zudem die indikationsabhängige Dosierung (Tabelle 2). Diese beträgt
Posaconazol ist in drei oralen Darreichungsformen verfügbar – auf die unterschiedlichen Einnahmefrequenzen und -empfehlungen ist zu achten. / Foto: Adobe Stock/photophonie
Da Protonenpumpeninhibitoren (PPI), H2-Antagonisten und Antacida aufgrund der pH-Wert-abhängigen Löslichkeit von Posaconazol die AUC um bis zu 40 Prozent reduzieren können, sollte auf die gleichzeitige Anwendung verzichtet werden. Wichtiger Hinweis in der Beratung: Der Patient muss die Suspension vor Verwendung 5 bis 10 Sekunden kräftig schütteln, um die Dosiergenauigkeit sicherzustellen.
Im Vergleich zur Suspension bieten magensaftresistente Tabletten mehrere Vorteile, weshalb sie sich für die meisten Patienten als Standard etabliert haben. Aufgrund der höheren Bioverfügbarkeit ist nach der Initialdosis von zweimal 300 mg Posaconazol an Tag 1 bereits ab Tag 2 eine einmal tägliche Einnahme von 300 mg möglich; diese kann zudem unabhängig von einer Mahlzeit erfolgen (24).
Bei Umstellung der Darreichungsformen sollte der Apotheker kritisch die verordnete Dosierung prüfen und den Patienten auf die geänderte Einnahmefrequenz hinweisen, um Intoxikationen durch Überdosierung der magensaftresistenten Tabletten zu verhindern, wie sie 2016 in einem Rote-Hand-Brief beschrieben wurden (37).
Laut aktueller Fachinformation sind keine klinisch relevanten Interaktionen mit PPI, H2-Antagonisten oder Antacida zu erwarten. Jedoch gibt es einzelne Berichte, nach denen die gleichzeitige Einnahme von PPI die Plasmakonzentrationen von Posaconazol reduzierte (38, 39). Eine Rücksprache mit dem verordnenden Arzt sollte zumindest bei hoch dosierten PPI in der Dauermedikation (zum Beispiel 80 mg Pantoprazol) und zusätzlichen Risikofaktoren für reduzierte Plasmakonzentrationen (zum Beispiel Gewicht ≥ 90 kg oder BMI ≥ 30, Diarrhö) erfolgen (40).
Die Fülle an möglichen Neben- und Wechselwirkungen der Azolantimykotika kann Patienten und ihre Angehörigen verunsichern. Apotheker können hier beraten und nützliche Empfehlungen geben. / Foto: Adobe Stock/Kzenon
Das magensaftresistente Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen ist die neueste Darreichungsform (seit Mitte 2023) und für pädiatrische Patienten von zwei bis 18 Jahren zugelassen (41). Eingesetzt werden kann es unter anderem bei Patienten mit Schluckbeschwerden, die die Einnahme der magensaftresistenten Tabletten erschweren, und bei Risikofaktoren für inadäquate Posaconazol-Konzentrationen bei Verwendung der herkömmlichen Suspension zum Einnehmen. Da die Dosierung gewichtsadaptiert erfolgt, sollte der Apotheker zunächst das aktuelle Gewicht erfragen und die ärztlich verordnete Dosis prüfen. Diese muss an Tag 1 zweimal und ab Tag 2 einmal täglich appliziert werden, wobei auch hier die Einnahme unabhängig von einer Mahlzeit erfolgen kann.
Ein Austausch mit der herkömmlichen Suspension zum Einnehmen ist folglich nicht möglich und kann zu Fehldosierungen führen, vor denen 2023 ein Rote-Hand-Brief warnte (42). Im Beratungsgespräch sollte dem Kunden abschließend ausführlich die Zubereitung erklärt werden (siehe Gebrauchsanweisung zum Noxafil® Pulver, MSD).