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Invasive Mykosen
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Was Apotheker dazu wissen sollten

Invasive Mykosen sind lebensgefährliche Notfälle, die eine sofortige stationäre Therapie erfordern. Welche Patienten sind betroffen, wie werden sie behandelt und worauf sollten Apotheker in der Offizin bei der Beratung achten?
AutorKontaktStephanie Kirschke
AutorKontaktTill Klein
Datum 07.07.2024  08:00 Uhr

Welche Wirkstoffe kommen zum Einsatz?

Drei wesentliche Substanzklassen stehen für die Prophylaxe und Behandlung der invasiven Candida- und Aspergillus-Infektionen zur Verfügung: Azole, Echinocandine und Polyene (Tabelle 2, Seite 36).

Die Azolantimykotika verhindern durch eine Cytochrom-P-(CYP-)450-Blockade in der Pilzzelle die enzymatische Umwandlung von Lanosterol in Ergosterol, wodurch unter anderem der Aufbau der Zellmembran gehemmt wird und toxische Fettsäuren akkumulieren. Aufgrund der Hemmung menschlicher CYP-450-Enzyme haben Azolantimykotika ein hohes Wechselwirkungspotenzial und es besteht zudem das Risiko einer Hepatotoxizität.

Zum Einsatz kommen die Triazole Posaconazol, Voriconazol, Isavuconazol und Fluconazol, die sowohl oral als auch parenteral appliziert werden können. Itraconazol spielt mittlerweile eine untergeordnete Rolle in der Prophylaxe und Behandlung invasiver Mykosen.

Indikation (­Beispiele) Dosierung Dosisanpassung Nebenwirkungen (sehr häufig, häufig, Beispiele) Besonderheiten
Azole
Posaconazol
Prophylaxe
Therapie: invasive Aspergillose (Zweitlinientherapie)
peroral (Tabl.), intravenös:
Tag 1: 2×300 mg,
ab Tag 2:
1×300 mg
peroral (Suspension):
Prophylaxe: 3×200 mg (= 5 ml)
Therapie:
4×200 mg (= 5 ml) oder 2×400 mg (= 10 ml)
Einnahme zu fettreicher Mahlzeit
CrCl<50 ml/min: vorzugsweise perorale Gabe
Child-Pugh C: mit Vorsicht verwenden
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hypertonie
Magnesium, Kalium ↓
Leberfunktionswerte ↑
QTc-Zeit-Verlängerung möglich
TDM erwägen
Suspension: Antacida, PPI und MCP verringern Resorption
Voriconazol
Prophylaxe
Therapie: invasive Aspergillose, invasive Candidiasis (»step down«)
peroral (Tabl.):
Patienten ≥ 40 kg:
Tag 1: 2×400 mg,
ab Tag 2:
2×200 mg
Einnahme mindestens eine Stunde vor/nach der Mahlzeit
intravenös: Tag 1: 2×6 mg/kg,
ab Tag 2:
2×4 mg/kg
CrCl<50 ml/min: vorzugsweise perorale Gabe
Child-Pugh A/B:
Tag 1: 100% Dosis,
ab Tag 2: 50% Dosis
Child-Pugh C: wenig Daten
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Halluzinationen, Sehstörungen
Hautreaktionen
Kalium, Natrium ↓
Leberfunktionswerte ↑
QTc-Zeit-Verlängerung möglich
Phototoxizität
TDM notwendig
Isavuconazol
Therapie: invasive Aspergillose, Mucormykose
peroral (Kps.), intravenös:
Tag 1+2:
3×200 mg,
ab Tag 3:
1×200 mg
Child-Pugh C: nicht empfohlen (Einsatz nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung) Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Kalium ↓
Leberfunktionswerte ↑
QTc-Zeit-Verkürzung möglich
TDM erwägen
Fluconazol
Prophylaxe: invasive Candidiasis
Therapie: invasive Candidiasis (»step down«)
peroral (Kps.), intravenös:
Prophylaxe: 1×400 mg
Therapie: Tag 1: 1×800 mg,
ab Tag 2:
1×400 mg
CrCl<50 ml/min:
Tag 1: 100% Dosis,
ab Tag 2: 50% Dosis
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hautausschlag
Leberfunktionswerte ↑
QTc-Zeit-Verlängerung möglich
Echinocandine
Caspofungin
Therapie: empirische Therapie, invasive Candidiasis, invasive Aspergillose (Zweitlinientherapie)
intravenös:
Tag 1: 1×70 mg,
ab Tag 2:
1×50 mg,
Patienten ≥80 kg: 1×70 mg
Child-Pugh B:
Tag 1: 1×70 mg,
ab Tag 2: 1×35 mg (gewichtsunabhängig)
Child-Pugh C: wenig Daten
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hautausschlag, Phlebitis
Hämoglobin ↓
Kalium ↓
Leberfunktionswerte ↑
Leukozyten ↓
Micafungin
Prophylaxe
Therapie: invasive Candidiasis
intravenös
(>40 kg):
Prophylaxe:
1×50 mg
Therapie:
1×100 mg (Erhöhung möglich auf 1×200 mg)
Child-Pugh C: nicht empfohlen Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hautausschlag, Phlebitis
Calcium, Kalium, Magnesium ↓
Hämoglobin ↓
Leberfunktionswerte ↑
Leukozyten ↓
Anidulafungin
Therapie: invasive Candidiasis
intravenös:
Tag 1: 1×200 mg,
ab Tag 2:
1×100 mg
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hautausschlag
Kalium ↓
Leberfunktionswerte ↑
Rezafungin
Therapie: invasive Candidiasis
intravenös,
alle 7 Tage:
Tag 1: 1×400 mg,
ab Tag 8:
1×200 mg
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Hautausschlag
Kalium, Magnesium ↓
Hämoglobin ↓
Leberfunktionswerte ↑
Phototoxizität
Polyen: liposomales Amphotericin B
Therapie: empirische Therapie, invasive Aspergillose, invasive Candidiasis, Mucormykose intravenös
Therapie:
1×3 mg/kg
bei ZNS-Aspergillose und Mucormykose: 1×5 (-10) mg/kg
Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Infusionsreaktionen
Calcium, Kalium, Natrium, Magnesium ↓
Kreatinin ↑
Leberfunktionswerte ↑
Nephrotoxizität
additive Wirkung beachten (zum Beispiel mit Aciclovir, Ciclosporin, Foscarnet, Ganciclovir, Methotrexat, Tacrolimus)
Tabelle 2: Übersicht zu Indikation, Dosierung, Dosisanpassung und Nebenwirkungen sowie Besonderheiten der wichtigsten Antimykotika zur Prophylaxe und Therapie invasiver Pilzinfektionen bei erwachsenen Patienten (24–36)

Aufgrund der hohen pharmakokinetischen Variabilität der Azolantimykotika wird ein Therapeutisches Drug Monitoring (TDM), mit Ausnahme von Fluconazol, empfohlen. Dies gilt insbesondere bei klinischen Zuständen, die die Resorption oder den Metabolismus der Antimykotika beeinflussen können (22, 23).

Die Echinocandine Caspofungin, Micafungin, Anidulafungin und der neueste Vertreter dieser Wirkstoffgruppe, Rezafungin, werden aufgrund ihrer sehr geringen enteralen Bioverfügbarkeit ausschließlich parenteral appliziert. Sie hemmen die pilzspezifische β-1,3-D-Glucansynthase, destabilisieren dadurch die Zellwand und führen zur osmotischen Lyse der Pilzzelle. Sie zeichnen sich durch gute Verträglichkeit und ein geringes Interaktionsspektrum aus.

Das einzige Polyen-Antimykotikum, das für die Behandlung invasiver Mykosen eingesetzt wird, ist parenterales Amphotericin B. Durch irreversible Komplexbildung mit Ergosterol bildet es Poren in der Pilzzellmembran, durch die Elektrolyte und weiterer Zellinhalt ausströmen. Wichtige Nebenwirkungen sind Elektrolyt- und Nierenfunktionsstörungen. Im Vergleich zu konventionellem Amphotericin B weist die liposomale Formulierung (Ambisome®) eine geringere Nephrotoxizität auf und stellt daher heute die Standardformulierung dar.

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