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AvP-Insolvenz

Warum erhalten nur wenige AvP-Apotheken einen KfW-Kredit?

Die AvP-Insolvenz bereitet tausenden Apothekern immer noch Kopfzerbrechen. Finanzielle Soforthilfen gab es keine, die Regierung versprach jedoch günstige KfW-Kredite, um die finanziellen Probleme aufzufangen. Recherchen der PZ zeigen jetzt, dass die Hausbanken, insbesondere die Apobank, vermutlich maßgeblich Einfluss darauf hatten, ob die Apotheken einen KfW-Kredit beantragen konnten.
Charlotte Kurz
12.01.2021  18:00 Uhr

Das vergangene Jahr war nicht einfach für die Apotheker. Die Coronavirus-Krise führte zu zahlreichen Turbulenzen im Apothekenmarkt, die AvP-Pleite sorgte zudem für finanzielle und teilweise sogar existenzielle Ängste bei den betroffenen Apothekern. Auch nach vier Monaten bereitet die Insolvenz des Rechenzentrums vielen Apothekern Kopfzerbrechen, wie sie die ausbleibenden Zahlungen ausgleichen können. Zudem zieht sich die Aufklärung, wie es zu der Insolvenz, die seit dem 1. November offiziell untersucht wird, kommen konnte, eher schleppend dahin. Vergangene Woche erhielten zwar etwa 310 Offizinapotheken und etwa 150 Klinikapotheken ihre sogenannten Aussonderungsrechte im Rahmen des Insolvenzverfahrens, erklärte der Insolvenzverwalter Jan-Philipp Hoos gegenüber der PZ. Das bedeutet, dass diese Apotheken nun ausstehende Zahlungen von Krankenkassen für Rezepte aus dem August oder September 2020, die zwar noch von AvP abgerechnet, aber nicht mehr beglichen wurden, einfordern können. Nur Apotheken, die entsprechende Zusatzvereinbarungen, dass sie zu jeder Zeit Inhaber der Rezepte verbleiben, in ihren Verträgen mit AvP vereinbart haben, gehören allerdings dazu. Andere Apotheken, meist solche, die vor 2016 einen Vertrag mit dem Rechenzentrum AvP abgeschlossen haben, haben mit der Abgabe der Rezepte auch ihre Rechte der Einforderung der Zahlungen gegenüber AvP abgetreten.

An der Aufklärung beteiligt sich auch die FDP-Bundestagsfraktion, die mit ihrer parlamentarischen Arbeit versucht, die Probleme rund um die AvP-Insolvenz aufzudecken. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Wieland Schinnenburg lud im Dezember 2020 rund 20 von der Insolvenz betroffene Apotheker zu einer Online-Veranstaltung ein. Alle Teilnehmer hatten dabei eine Gemeinsamkeit: Für die finanziellen Einbußen sorgten sie privat vor, keine der teilnehmenden Apotheken hatte einen der von der Bundesregierung angekündigten KfW-Kredite zur Entlastung erhalten.

»Ich hatte kurz nach Bekanntwerden des Insolvenzverfahrens ein Gespräch mit meinem Bankberater bei meiner Hausbank, der Apobank«, erinnert sich ein Apotheker aus Bayern, der an der Diskussionsrunde mit Schinnenburg teilgenommen hatte. »Allerdings erklärte der Berater, dass ich keinen Anspruch auf einen KfW-Kredit habe, weil dieser nicht zur Umschuldung genutzt werden kann, sondern nur für Investitionszwecke.« Rund 150.000 Euro fehlen ihm durch das Ausbleiben der Zahlung vonseiten des Rechenzentrums AvP, ein Totalausfall eines ganzen Monats. Aufgefangen hatte der junge Apotheker das durch das Überziehen des eigenen Kontos sowie durch das Aufnehmen von privaten Krediten. »Am Ende riet mir mein Bankberater die Füße still zu halten und keinen weiteren Kredit aufzunehmen«, erklärte der finanziell angeschlagene Apotheker der PZ. Die Sorge war, dass die Kreditlast für den jungen Apotheker zu groß werden würde.

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