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Kleine Anfrage der FDP

Bislang 355 KfW-Kredite für AvP-Apotheken

Laut der Antwort des Bundesministeriums für Gesundheit auf eine Kleine Anfrage der FDP haben bislang 355 Apotheken, die von der AvP-Pleite betroffen sind, einen KfW-Kredit erhalten. Im Vergleich zu den mehr als 2600 betroffenen Offizinen sind das immer noch sehr wenige. Allerdings stieg die Zahl der Kredite seit November nochmal an. Zudem weist das BMG daraufhin, dass die Bundesregierung eine Sache aus der Pleite gelernt hat: die Notwendigkeit von Treuhandkonten bei den Abrechnern. 
Charlotte Kurz
14.04.2021  15:02 Uhr

Ein gutes halbes Jahr ist es nun her, dass die Insolvenz beim Apothekenrechenzentrum AvP den gesamten Apothekenmarkt erschütterte. 2617 Offizin-Apotheken waren von der Pleite betroffen und spüren die finanziellen Einbußen noch bis heute. Mindestens vier Apotheken mussten aufgrund der Rechenzentrums-Insolvenz sogar ihren eigenen Betrieb aufgeben. Denn: Nur wenige Apotheken erhielten bislang Teile der ausbleibenden Abschlagszahlungen zurück. Die meisten mussten sich häufig mit privaten Krediten über Wasser halten. Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten günstigen Hilfskredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) konnten jedoch nur 355 Apotheken in Anspruch nehmen (Stand 19. März 2021), heißt es in der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag. Federführend stellte die Anfrage der Bundestagsabgeordnete Wieland Schinnenburg.

Zwar hätten 368 Apotheken einen KfW-Antrag mit einem Antragsvolumen in Höhe von insgesamt 71 Millionen Euro gestellt. Davon wurden jedoch nur 355 mit einem Gesamtvolumen von 69 Millionen Euro bewilligt, informierte das BMG. Durchschnittlich bewilligte die KfW-Bank demnach rund 194.000 Euro je Offizin. Die Differenz zwischen Anträgen und Zusagen erklärt sich das BMG aufgrund von zurückgezogenen Anträgen.

Damit hat sich die Anzahl der bewilligten KfW-Kredite zwar nochmal erhöht, denn bis zum 26. November 2020 nutzten nur 87 der betroffenen Apotheken einen solchen Kredit. Allerdings ist es mit Blick auf die Gesamtzahl der von der AvP-Pleite betroffenen Apotheken immer nur noch ein sehr kleiner Teil, die die Hilfskredite der KfW nutzen konnten. Dies kritisiert auch Schinnenburg: »Die Situation für die betroffenen AvP-Apotheken bleibt bitter: Sie müssen sich selbst helfen oder mit den bestehenden Bundeshilfen klarkommen. KfW-Sonderhilfen, geschweige denn Erleichterungen in den Rückzahlungskonditionen, gibt es für sie nicht.« Die Gefahr von Insolvenzen und etwaige Versorgungsengpässe seien damit keinesfalls gebannt. Warum viele Apotheken Probleme haben einen KfW-Kredit zu erhalten, hatte die Pharmazeutische Zeitung bereits erläutert.

Auf die Frage, ob die Bundesregierung Handlungsbedarf sieht, damit derartige Finanzausfälle nicht mehr vorkommen, verweist das BMG lediglich auf ein aktuelles Vorhaben der Großen Koalition. Künftig sollen Apothekenrechenzentren zur Nutzung von Treuhandkonten verpflichtet werden, damit Gelder von Dritten künftig sicher verwahrt werden. Dieses Vorhaben soll in der Änderung des Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetzes (GVWG) eingebracht werden. Allerdings bleibe hier das Ergebnis des parlamentarischen Verfahrens abzuwarten, so das BMG. Diese Entwicklung sieht Schinnenburg positiv: Mit verpflichtenden Treuhandkonten für Abrechnungsstellen würde eine FDP-Forderung umgesetzt werden.

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