Verhütung und Kinderwunsch |
Hurra: schwanger! Frauen und Männer mit chronischen Erkrankungen müssen dies besonders gut planen. / Foto: Adobe Stock/Andrii Zastrozhnov
Eine erfüllte Sexualität ist unmittelbar mit Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität verknüpft (1) und umfasst auch die wichtigen Themenbereiche Familienplanung und Verhütung sowie Schwangerschaft und Geburt (2). In gleichem Maß wie für Gesunde gilt dies für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Diese Gruppe ist groß: In der GEDA-(Gesundheit in Deutschland Aktuell-)Studie des Robert-Koch-Instituts gaben im Jahr 2012 in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre 20,8 Prozent der Frauen und 17,5 Prozent der Männer an, von mindestens einer chronischen Krankheit betroffen zu sein. In der Altersgruppe 30 bis 44 Jahre waren es 29,7 sowie 27,6 Prozent (3).
Nicht jede chronische Erkrankung wirkt sich auf Schwangerschaftsverhütung oder Familienplanung aus. Dennoch gilt es in einigen Fällen, Besonderheiten zu berücksichtigen und/oder Therapien entsprechend zu planen. Die wichtigsten Aspekte werden im Folgenden diskutiert.
Für viele chronisch erkrankte Männer und Frauen im reproduktionsfähigen Alter spielen die Familienplanung und der Erhalt der Fruchtbarkeit bei Therapieentscheidungen eine wichtige Rolle. Diese Themen sollte der behandelnde Arzt idealerweise bereits zu Beginn der Behandlung ansprechen.
Andererseits kann die Empfängnisverhütung unter bestimmten Therapien zwingend erforderlich oder aber dadurch in ihrer Wirkung beeinträchtigt sein. Auch hier besteht ein hoher Beratungsbedarf in der Apotheke und beim Arzt.
Schwangerschaften sollten insbesondere bei chronisch erkrankten Frauen möglichst nicht spontan auftreten, sondern in Rücksprache mit dem Arzt geplant werden. Dann ist es möglich, die Therapie – falls erforderlich – vorab anzupassen.
Die meisten chronischen Erkrankungen müssen in der Schwangerschaft weiterbehandelt werden. In manchen Fällen beeinflusst die Schwangerschaft den Krankheitsverlauf aufgrund von Veränderungen des Hormonhaushalts, des Immunsystems oder der metabolischen Situation. Hierbei sind sowohl Verbesserungen als auch Verschlechterungen möglich. Dies kann eine Umstellung der Therapie erforderlich machen und muss spätestens ab dem Auftreten eines Kinderwunschs beachtet werden.
Da Apotheker regelmäßigen Kontakt mit chronisch Erkrankten haben, wissen sie oftmals, ob ein Kinderwunsch besteht. Dann sollten sie in der Beratung auf die genannten Aspekte vorsorglich hinweisen.
Foto: Adobe Stock/Christoph Burgstedt
Ist bei einem Elternteil oder einem nahen Verwandten eine Erbkrankheit (chromosomale, monogene oder polygene Erkrankung) aufgetreten, besteht oft die Sorge, dass diese Erkrankung an das Kind weitergegeben wird. Ob das tatsächlich der Fall sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ist der Erbgang dominant, beispielsweise bei Chorea Huntington oder bestimmten Formen der Neurofibromatose, wird das Kind das krank machende Gen mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit erben. Ist er dagegen rezessiv, müsste das defekte Gen für einen Ausbruch der Erkrankung bei beiden Elternteilen vorliegen.
Liegt die entsprechende Anlage auf dem X-Chromosom und ist der Erbgang rezessiv, erkranken vorrangig männliche Nachkommen, während Frauen lediglich als Überträgerinnen fungieren. Bekanntestes Beispiel sind die Hämophilien.
In vielen Fällen lässt sich die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Erbkrankheit auftritt, durch Spezialisten für Humangenetik näher bestimmen. Betroffene Paare sollten daher diese Möglichkeit zur Beratung wahrnehmen.