Verhütung und Kinderwunsch |
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können mit Resorptionsstörungen verbunden sein. Bei gut kontrollierter Erkrankung ist die orale Einnahme hormoneller Kontrazeptiva meist möglich, da die Resorption der Wirkstoffe innerhalb von zwei bis drei Stunden in den proximalen Dünndarmabschnitten erfolgt. Entzündungen treten dagegen meist in weiter distal liegenden Abschnitten auf. Im akuten Schub oder bei schweren Verläufen kann jedoch die Magen-Darm-Passage so weit beschleunigt sein, dass eine sichere Kontrazeption nicht gewährleistet ist. Daher sollten Arzt und Patientin individuell entscheiden.
Alternativen zur »Pille« sind beispielsweise ein Verhütungsring oder Gestagen-Implantat. Die Einlage einer Spirale, besonders einer Kupferspirale, sollte aufgrund der entzündlichen Prozesse im Bauchraum nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen (34).
Die Frau sollte, wie bei anderen chronischen Erkrankungen auch, nach Möglichkeit während einer Remissionsphase schwanger werden (36). Die Aktivität der Erkrankung bei Eintritt der Schwangerschaft bleibt nämlich oft über deren Verlauf konstant (37). Zudem erhöht eine starke Krankheitsaktivität das Risiko für Frühgeburt, Fehlbildungen oder intrauterinen Kindstod.
Die Fertilität ist bei Männern und Frauen, die sich in Remission befinden, nicht vermindert. Eine aktive Erkrankung und Operationen im kleinen Becken können sie aber beeinträchtigen (36).
Die remissionserhaltende Therapie muss während der Schwangerschaft fortgeführt werden. Die Patientin sollte wissen, dass ein Krankheitsschub ein größeres Risiko für das ungeborene Kind darstellt (36). 5-Aminosalicylate (Mesalazin, Sulfasalazin) sind Mittel der Wahl. Unter den Immunmodulatoren sind Azathioprin und Ciclosporin am besten untersucht; auch TNF-α-Inhibitoren können eingesetzt werden – in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft aber nur in Ausnahmefällen (37). Bei Frauen sollte lediglich eine Therapie mit Methotrexat bei Kinderwunsch umgestellt werden. Tritt bei der Frau dennoch ein Schub auf, sollte dieser während der gesamten Schwangerschaft mit Glucocorticoiden therapiert werden (36, 37).
Bei betroffenen Männern sollte dagegen Sulfasalazin gemieden werden, da es die Spermienqualität reversibel beeinträchtigen kann (36).
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Adipositas schränkt die weibliche Fertilität ein. Unter anderem treten häufiger Zyklusstörungen sowie das polyzystische Ovarialsyndrom auf (38). Andererseits bergen Adipositas-assoziierte Erkrankungen wie Hypertonie oder Diabetes mellitus in der Schwangerschaft ein erhebliches Risiko. Metabolisch-chirurgische Maßnahmen bieten bei ausgeprägter Adipositas eine Option, um eine starke nachhaltige Gewichtsabnahme und eine Normalisierung der Fertilität zu ermöglichen (39).
Postoperativ ist eine Schwangerschaft während der Phase der starken Gewichtsabnahme unbedingt zu vermeiden. Durch die veränderten Gegebenheiten im Magen-Darm-Trakt ist die Resorption von Makro- und Mikronährstoffen beeinträchtigt, sodass eine Mangelversorgung des ungeborenen Kindes droht. Ideal ist ein Abstand von mindestens zwei Jahren, mindestens jedoch von zwölf Monaten (39).